Elena stand im Hof des Schlosses, das Schwert in der Hand, und spürte das Gewicht der Klinge. Die ersten Strahlen der Morgensonne spiegelten sich auf der schimmernden Oberfläche wider und gaben ihr einen Hauch von Mut. Sie hatte sich fest vorgenommen, ihre Fähigkeiten zu verbessern, nicht nur für sich selbst, sondern auch für Isabella. Die Gedanken an die Königin ließen ihr Herz schneller schlagen.
„Bereit?“ fragte der Leibwächter, der sich neben sie aufgestellt hatte. Er war ein erfahrener Kämpfer und wusste, dass er Elena nicht nur unterrichten, sondern auch schützen musste.
„Ja“, antwortete sie mit fester Stimme und nahm eine Kampfhaltung ein. Die ersten Bewegungen waren noch unsicher, doch der Leibwächter bemerkte schnell, wie sie sich anstrengte. Mit jedem Schlag, den sie ausführte, wuchs ihr Selbstvertrauen.
„Gut gemacht!“, lobte er sie, als sie ein paar Techniken hintereinander korrekt ausführte. „Du hast Talent, Elena. Das ist nicht selbstverständlich.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und für einen Moment vergaß sie die Sorgen, die sie quälten. Ihre Gedanken schweiften zu Isabella, die sie immer wieder ermutigte und sie in den höchsten Tönen lobte. Es war nicht nur die Liebe zur Königin, die sie antrieb, sondern auch der Wunsch, ihr zu zeigen, dass sie eine wertvolle Unterstützung sein konnte.
In den nächsten Tagen widmete sich Elena intensiv dem Training. Der Leibwächter war geduldig, aber auch fordernd. Er ließ sie nicht nur körperliche Techniken erlernen, sondern auch strategisches Denken und die Psychologie des Kampfes. „Es reicht nicht, nur stark zu sein. Du musst auch clever sein, Elena. Achte auf deine Umgebung, nimm wahr, was geschieht“, riet er oft.
Eines Morgens, nach einem besonders anstrengenden Training, setzte sich Elena auf eine Bank im Hof, um durchzuatmen. Während sie dort saß, dachte sie über all die Dinge nach, die in letzter Zeit geschehen waren. Die Intrigen am Hof, Valerias ständige Versuche, ihr zu schaden, und die ständige Angst um Isabella. Aber als sie an die Königin dachte, überkam sie auch ein Gefühl der Wärme und der Hoffnung.
Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie Isabella mit einer Gruppe von Adligen im großen Saal sah. Sie diskutierten lebhaft, und Elena konnte die Besorgnis in Isabellas Mimik erkennen. Es war eine wichtige Versammlung, und der Ausdruck der Königin ließ sie glauben, dass es um mehr als nur politische Themen ging.
Neugierig stand Elena auf und schlich sich näher heran, um mehr zu erfahren. Während sie lauschte, hörte sie die besorgten Stimmen der Adligen, die von einer möglichen Bedrohung sprachen, die das Königreich heimsuchen könnte. Unruhe machte sich breit, und Elena spürte ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch.
„Wir müssen vorsichtig sein, Isabella. Es gibt Gerüchte über einen Überfall“, sagte einer der Adligen, dessen Gesichtszüge vor Sorge angespannt waren. „Wir können nicht zulassen, dass unsere Wachen unaufmerksam sind. Wir sollten sofort handeln.“
Elena wurde klar, dass es ernst war. Sie wollte eingreifen, aber sie wusste, dass sie erst die Erlaubnis der Königin benötigte. Doch in diesem Moment war sie überrascht, als sie sah, wie sich die Atmosphäre plötzlich veränderte. Ein Schatten schlich sich unbemerkt hinter Isabella her.
„Achtung!“, rief Elena, ihre Stimme durchbrach das Gemurmel im Raum.
Die anderen Adligen wandten sich erschrocken um. Im nächsten Moment stürzte ein Angreifer aus dem Schatten und griff Isabella an. Elena handelte instinktiv. Ohne darüber nachzudenken, stürzte sie sich auf den Angreifer und versetzte ihm einen kräftigen Schlag, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte.
„Was zur Hölle—?!“ Isabella war ebenso überrascht wie die anderen, als sie sah, wie Elena den Angreifer mit einer schnellen Bewegung zu Boden brachte. Der Leibwächter, der Elena im Training beobachtet hatte, sprang ebenfalls ein und fixierte den Mann, während er mit einem gezielten Handgriff seinen Dolch abnahm.
Die Adligen starrten Elena mit offenem Mund an, und für einen Moment war es still. Nur das Keuchen des Angreifers war zu hören, als er am Boden lag und die Wut in seinen Augen brannte. „Wer bist du?“, zischte er, während er versuchte, sich zu befreien.
Isabella trat vor, ihre Augen blitzten vor Wut und Entschlossenheit. „Das ist mein Schloss, und du bist ein Eindringling!“
„Seht euch das an“, sagte der Leibwächter mit einem kalten, kontrollierten Ton, während er den Angreifer festhielt. „Er wird für seine Taten bezahlen.“
Elena spürte, wie das Adrenalin in ihr pulsierte. Sie hatte gerade einen Überfall abgewehrt, und die erstaunten Blicke der Anwesenden schmeichelten ihr. Doch noch mehr, die Anerkennung in Isabellas Augen ließ ihr Herz höher schlagen. Die Königin hatte nicht gewusst, was Elena konnte, und jetzt wusste sie, dass Elena sie beschützen würde, egal was geschehen würde.
„Du hast mich gerettet“, sagte Isabella leise, und der Ausdruck in ihren Augen verriet, wie dankbar sie war. „Ich wusste nicht, dass du so gut im Kämpfen bist.“
Elena errötete, als sie das hörte, aber auch ein tiefes Gefühl der Erfüllung überkam sie. „Ich wollte nur sicherstellen, dass du in Sicherheit bist“, sagte sie und versuchte, ihre Unsicherheit zu verbergen.
Der Leibwächter führte den Angreifer aus dem Saal, während Isabella Elena anlächelte. „Du hast mir das Leben gerettet, Elena. Ich kann dir nicht genug danken.“
In diesem Moment schien die Welt um sie herum stillzustehen. Die anderen Adligen hatten sich zurückgezogen, um über die Ereignisse zu murmeln, aber für Elena und Isabella zählte nur dieser Augenblick. Es war, als ob all die Unsicherheiten und Ängste für einen kurzen Moment verflogen waren.
„Ich werde dich trainieren“, sagte Isabella schließlich, und Elenas Herz schlug schneller. „Ich will, dass du meine Wache bist, nicht nur meine Zofe.“
Die Worte erfüllten Elena mit Stolz. Es war nicht nur eine Beförderung, sondern auch eine Bestätigung ihrer Fähigkeiten und ihres Wertes.
Als sie sich später im Garten des Schlosses trafen, um zu sprechen, spürte Elena, dass sich ihre Beziehung vertiefte. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, und Elena wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste – über ihre Gefühle, ihre Loyalität und das, was sie für Isabella wirklich wollte.
„Elena“, begann Isabella, ihre Stimme leise und intensiv. „Ich… ich habe dir so viel zu verdanken. Du bist mehr als nur meine Zofe für mich.“
Elena sah Isabella in die Augen, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Was meinst du damit, Isabella?“
„Ich will, dass du an meiner Seite kämpfst“, erklärte die Königin. „Nicht nur für das Königreich, sondern auch für mich.“
In diesem Moment erkannte Elena, dass sie nicht nur für Isabella kämpfen wollte, sondern auch um ihre Zuneigung. „Ich werde dich nie im Stich lassen“, versprach sie, ihre Stimme fest und entschlossen.
Isabella lächelte, und es war ein Lächeln, das Elena nie vergessen würde. Es war der Anfang von etwas, das weit über ihre Pflichten hinausging.