Nachdem Bürgermeister Johnson seine Rede beendet hatte, brach der Saal in tosendem Applaus aus. Die Gäste klatschten begeistert, während er lächelnd von der Bühne trat. Ich stand etwas abseits, beobachtete die Menschen und versuchte, die Eindrücke des Abends zu verarbeiten. Kunst, Politik und all die schillernden Persönlichkeiten, die hier zusammengekommen waren, prallten in dieser Galerie aufeinander. Ich konnte mich kaum auf eine Sache konzentrieren, so viel passierte gleichzeitig um mich herum.
Johnson bahnte sich zielstrebig einen Weg durch die Menge und kam direkt auf mich zu. >>Und, Sophie, welchen Eindruck hatten Sie von der Veranstaltung?<<, fragte er, seine Augen auf mich gerichtet.
Ich schluckte kurz, dann beschloss ich, ehrlich zu sein. >>Es war eine beeindruckende Veranstaltung, Sir, aber ich muss gestehen, dass mich der Fokus auf den Wahlkampf überrascht hat. Ich hatte irgendwie angenommen, dass der Abend mehr einem gemeinnützigen Zweck gewidmet wäre.<< Es war vielleicht nicht die cleverste Antwort in einem Raum voller politischer Spieler, aber ich hatte mir geschworen, meinen Prinzipien treu zu bleiben.
Bürgermeister Johnson verzog keine Miene, doch ich konnte sehen, dass er die Antwort nicht ganz erwartet hatte. >>In der Politik dreht sich vieles um das, was finanziert werden muss, Sophie<<, erwiderte er mit einem Lächeln, das etwas zu perfekt war. >>Doch ich schätze Ihre Ehrlichkeit. Eine Qualität, die in dieser Stadt oft unterschätzt wird.<<
Ich nickte höflich, und er drehte sich wieder zur Menge um, ließ mich mit meinen Gedanken zurück. Der Abend neigte sich langsam dem Ende zu, und obwohl ich einen weiteren Schluck Champagner trank und mir ein paar der ausgestellten Kunstwerke ansah, war ich gedanklich schon bei morgen. Ein langer Tag erwartete mich, und ich musste wieder früh raus.
Gerade zog ich mein Handy heraus, um Clarissa eine Nachricht zu schicken und ihr mitzuteilen, dass ich mir jetzt ein Taxi nehmen würde, da trat Bürgermeister Johnson erneut an mich heran. >>Ich kann Sie nach Hause fahren, Sophie<<, sagte er, sein Lächeln einladend, aber seine Augen wirkten auf eine Weise, die mich sofort unwohl fühlen ließ.
>>Oh, das ist wirklich nett, aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen<<, entgegnete ich höflich. >>Es ist von hier aus nicht so weit für mich.<<
Er schüttelte den Kopf, als wäre es keine große Sache. >>Kein Problem, wirklich. Ich bestehe darauf.<< Und dann spürte ich es – seine Hand auf meiner Hüfte. Die Berührung war leicht, kaum wahrnehmbar, aber genug, um bei mir ein unangenehmes Gefühl auszulösen. Das war alles andere als professionell.
Ich trat einen Schritt zurück, mein Lächeln wurde etwas angespannter. >>Das ist wirklich nicht nötig, Bürgermeister. Ich komme zurecht. Es ist nicht weit von hier<<
Er machte keine Anstalten, sich zurückzuziehen, und ich spürte, wie die Situation zunehmend unangenehm wurde. Gerade als ich überlegte, was ich noch sagen könnte, wurde das Gespräch plötzlich von einer tiefen Stimme unterbrochen.
>>Können wir dann los? Sie müssen ja morgen früh raus<<, sagte Tristan Blackwell und trat ruhig und selbstbewusst an uns heran.
Ich blinzelte verwirrt und versuchte, seine Worte zu verarbeiten. Meinte er mich? Für einen Moment war ich unsicher, doch dann erkannte ich, dass er mir aus der misslichen Lage helfen wollte. Bürgermeister Johnson warf ihm einen kurzen Blick zu, dann nickte er langsam. >>Es sieht wohl so aus, als hätten Sie schon eine Mitfahrgelegenheit, Ms. Mitchell. Na gut, bis morgen.<< Er lächelte kühl, drehte sich um und ging, ohne eine Antwort abzuwarten.
Ich atmete leise aus, sichtlich erleichtert, und drehte mich zu Tristan Blackwell um. >>Vielen Dank, Mr. Blackwell. Das... das war sehr nett von Ihnen.<<
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Shattered Innocence - Ich bin dein Verderben
RomanceSophie wuchs als kleines Mädchen in der beschaulichen Kleinstadt Chelsea, Michigan auf, nachdem sie von dem liebevollen Pastorenehepaar Claire und Joseph Mitchell adoptiert wurde. Ihr Leben war behütet, doch geprägt von strengen kirchlichen Werten...