15 | Bekenntnisse

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Ich wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken, als ich plötzlich eine Stimme hörte, die ich unter tausenden erkennen würde.

>>Dein Freund?<<

Sofort erstarrte ich. Eine Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus. Die Stimme kam von hinter mir, tief und unmissverständlich. Tristan.

Langsam drehte ich mich um, mein Herz schlug plötzlich schneller. Und da stand er, lässig gegen sein Auto gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, seinen Kiefer angespannt. Seine Augen glitzerten unter dem schwachen Licht der Straßenlaternen, aber die Spannung in seiner Haltung war unverkennbar. Drew war gerade erst gefahren, und jetzt stand Tristan hier, direkt vor meiner Wohnung. Wie hatte er überhaupt so schnell herausgefunden, wo ich war?

>>Tristan, du hast mich erschreckt<<, stammelte ich, immer noch überrascht, ihn hier zu sehen. >>Was machst du denn hier?<<

Er sagte eine Weile nichts und starrte nur in die Richtung, in die Drews Auto verschwunden war. Es war, als könnte er den Abdruck der Reifen noch auf der Straße sehen. Endlich schob er sich von seinem Auto weg und kam mit festen Schritten auf mich zu. Die Kälte in seiner Miene ließ mein Herz noch schneller schlagen.

>>Das mit deinem Wagen hat etwas länger gedauert, als geplant<<, erklärte er knapp. >>Da dachte ich, ich bring ihn dir selbst vorbei.<< Sein Blick ruhte auf mir, als er stehen blieb. Er war jetzt nur noch wenige Schritte von mir entfernt, und die Spannung zwischen uns war greifbar. 

Ich öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass das doch gar nicht nötig gewesen wäre, doch bevor ich die Worte aussprechen konnte, unterbrach er mich, seine Stimme war tiefer als zuvor, fast lauernd.

>>Also?<< fragte er. >>Ist er dein Freund?<<

Ich blinzelte, unsicher, was ich antworten sollte. Die Art, wie er die Frage stellte, war anders, intensiver. War das... Eifersucht, die ich in seinen Augen sah? Seine Frage klang scharf, als würde er die Antwort bereits kennen, aber hören wollen, wie ich es ihm bestätigte.

>>Nein, Tristan<<, erwiderte ich schnell und schüttelte den Kopf, um das Missverständnis auszuräumen. >>Er ist nicht mein Freund.<< Ich spürte, wie meine Stimme ein wenig zitterte, nicht wegen der Kälte, sondern wegen der unvorhersehbaren Stimmung, die von ihm ausging. >>Drew hat mich nur nach Hause gebracht. Ich war, bevor das mit meinem Auto passiert ist, auf einer Art Doppeldate mit ihm, meiner Mitbewohnerin und dem Typen, den sie gerade datet. Es war nichts weiter.<<

Sein Blick verfinsterte sich noch mehr, als wäre meine Erklärung nicht das, was er hatte hören wollen. Die Anspannung in seiner Haltung nahm nicht ab, im Gegenteil, sie schien nur noch zuzunehmen, als ob jede meiner Worte einen weiteren Funken in einem inneren Feuer entfachte.

>>Mehr war es nicht?<<, wiederholte er langsam, als wolle er sicherstellen, dass er mich richtig verstanden hatte. Ich nickte, und er trat noch näher, sodass nur noch ein paar Zentimeter uns trennten. Mein Atem stockte, und ich musste den Blick heben, um in seine Augen zu schauen. Sein Gesicht war so nah, dass ich den Duft von Leder und etwas Dunklem, Unbeschreiblichem wahrnehmen konnte.

>>Warum bist du dann mit ihm gefahren?<<, fragte er, seine Stimme leise, aber mit einem Unterton, der fast drohend klang.

>>Weil... weil mein Auto noch nicht da war<<, erklärte ich zögerlich. >>Und er hat mir angeboten, mich nach Hause zu fahren. Es war nichts dabei, Tristan.<<

Er sagte nichts, starrte mich nur weiter an, als würde er in meinen Augen nach der Wahrheit suchen. Ich konnte spüren, wie mein Herz schneller schlug, während ich mich fragte, was in ihm vorging. Warum war er so wütend? Was war das hier eigentlich zwischen uns? Es fühlte sich an, als ob ich in einen Strudel gezogen wurde, aus dem ich nicht mehr herauskam.

Shattered Innocence  - Ich bin dein VerderbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt