Das Klingeln von Tristan's Handy durchbrach die Stille der Nacht wie ein lauter, unerwarteter Donnerschlag. Ich blinzelte und öffnete langsam meine schweren Lider. Die Dunkelheit umhüllte uns wie eine schützende Decke, nur durchbrochen von dem kühlen, sanften Licht des Mondes, das durch das große Glasdach über uns fiel. Tristan lag neben mir, aber das schrille Geräusch hatte ihn genauso geweckt. Er setzte sich auf und griff nach seinem Handy. Seine Bewegungen waren ruhig, fast mechanisch, als ob er an nächtliche Störungen dieser Art gewöhnt war.
>>Hallo?<< Seine Stimme war gedämpft. Die Müdigkeit hatte auch mich fest im Griff, und obwohl ich versuchte, wach zu bleiben, fielen meine Augen immer wieder zu. Ich hörte das leise Murmeln seines Gesprächs, konnte aber nicht wirklich verstehen, worüber er sprach. Es klang geschäftlich, ernst, und dennoch ließ es mich in eine Art Halbschlaf driften.
Nach einigen Minuten, die sich wie ein Augenblick anfühlten, verstummte Tristan. Er legte das Handy weg und drehte sich zu mir. Ich spürte, wie seine Hand sanft über meine Wange strich, eine Berührung, die mich endgültig aus meiner Benommenheit riss. Ich öffnete die Augen und blickte ihn fragend an.
>>Ist alles in Ordnung?<< Meine Stimme klang verschlafen, und doch war da eine leichte Spur von Sorge. Wer rief ihn mitten in der Nacht an, und was war so wichtig, dass es keinen Aufschub duldete?
>>Es ist geschäftlich, nichts, was warten kann<<, sagte er leise, seine Lippen formten ein beruhigendes Lächeln. >>Schlaf weiter. Ich bin bald zurück.<<
Irgendetwas in seinem Ton ließ mich zögern. Es war die Ruhe, die er ausstrahlte, als würde er versuchen, mir die Ernsthaftigkeit der Situation zu verbergen. Dennoch zwang ich mich, den Hauch von Zweifel beiseitezuschieben. Ich vertraute ihm. Oder zumindest wollte ich das.
>>Mach dir keine Sorgen, Sophie.<< Seine Stimme war sanft, aber bestimmt. Er lehnte sich zu mir herunter, seine Lippen berührten meine Stirn in einem sanften Kuss. >>Ich bin bald wieder da, versprochen.<<
Mit diesen Worten stand er auf, ging zum Schrank und zog sich rasch etwas an. In der schwachen Beleuchtung des Zimmers sah ich, wie seine Silhouette sich bewegte, schnell und zielstrebig, als wäre dies nichts Neues für ihn. Der Reißverschluss seiner Hose zischte durch die Stille, und er war innerhalb von Minuten fertig angezogen. Er warf mir noch einen letzten Blick zu, bevor er die Tür öffnete und im Flur verschwand.
Ich lag da, starrte nachdenklich an die Decke und lauschte auf jedes noch so kleine Geräusch. Die Welt draußen schlief weiter, aber in meinem Inneren begann etwas zu rumoren. Warum war er mitten in der Nacht zu einem Geschäftstermin gerufen worden? Was konnte so dringend sein, dass es keinen Aufschub duldete? Es war nicht nur die Uhrzeit, die mich beunruhigte, sondern auch die Unruhe, die plötzlich in der Luft hing.
Seine Worte wiederholten sich in meinem Kopf: >>Schlaf weiter<< Doch Schlafen war das Letzte, was ich in diesem Moment tun konnte. Ich wälzte mich auf die Seite, zog die Decke enger um meinen Körper und starrte auf die leere Seite des Bettes, auf der Tristan eben noch gelegen hatte. Sie war immer noch warm, und doch fühlte ich mich plötzlich allein.
Je länger ich darüber nachdachte, desto unruhiger wurde ich. Die Minuten zogen sich in die Länge, während meine Gedanken in alle möglichen Richtungen schweiften. Ich malte mir Szenarien aus, was diesen Anruf veranlasst haben könnte. War er wirklich geschäftlich? Oder steckte mehr dahinter? Ich versuchte, diese Gedanken zu verdrängen, aber die Stille des Raumes ließ sie nur lauter werden.
Schließlich schloss ich die Augen und atmete tief ein, versuchte, meinen rasenden Puls zu beruhigen. Ich musste ihm vertrauen. Tristan war ein Mann, der seine Dinge regeln konnte, jemand, der Kontrolle über sein Leben hatte. Wenn er sagte, dass es nichts Schlimmes war, dann sollte ich ihm glauben.
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Shattered Innocence - Ich bin dein Verderben
RomanceSophie wuchs als kleines Mädchen in der beschaulichen Kleinstadt Chelsea, Michigan auf, nachdem sie von dem liebevollen Pastorenehepaar Claire und Joseph Mitchell adoptiert wurde. Ihr Leben war behütet, doch geprägt von strengen kirchlichen Werten...