Kapitel 18 ☾

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Da das letzte Kapitel so kurz war und ich auch ein Dankeschön für den Support aussprechen möchte, ein zweites für heute. Kommentiert paar Ideen, was ihr noch haben möchtet. :))

Als ich die schwere Wäschekorb-Tür aufstieß und das enge Treppenhaus betrat, spürte ich, wie meine Arme langsam unter dem Gewicht der frisch gewaschenen Kleidung zitterten. Der Duft von Waschmittel hing noch in der Luft, doch meine Gedanken waren meilenweit entfernt.

Ich versuchte, mich auf den Aufstieg zu konzentrieren, das dumpfe Geräusch meiner Schritte auf den Stufen als einzige Ablenkung. Doch als ich die zweite Etage erreichte, stockte ich abrupt. Da stand er. Jamal. Er lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an.

„Jamila...", begann er leise.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, und dann raste es los, als wollte es aus meiner Brust brechen. Wut, Frustration und all das Chaos, das sich in den letzten Tagen in mir aufgestaut hatte, brach plötzlich über mich herein.

„Was machst du hier?" fauchte ich, meine Stimme schärfer als ich es beabsichtigt hatte. Der Wäschekorb war plötzlich so schwer, dass ich ihn auf die Stufe vor mir fallen ließ, ohne den Blick von Jamal abzuwenden.

„Ich wollte mit dir reden", sagte er ruhig, als wäre nichts gewesen. Als wäre es das Normalste auf der Welt, nach allem, was passiert war, einfach hier aufzutauchen.

„Reden?" Ich lachte, aber es klang kalt und hart. „Du willst reden? Ich habe es satt Jamal."

Er sah mich einfach an und verstummte.

"Und jetzt sagst du auch nichts. War klar. Immer dieselbe Scheiße mit dir. Du bist so anstrengend. Dein Leben, deine Art, dein Verhalten. Alles an dir ist so verdammt anstrengend!"

Jamal liess die Worte einfach über sich ergehen und antwortete garnicht.

"Du meintest dieses Leben sei eine Fassade, aber du merkst garnicht wie tief du in diesem abgefuckten Film wirklich steckst." sagte ich voller Wut.

Jamals Blick verdunkelte sich und es schien fast schon so, als wollte er mich gerade garnicht mehr sehen.

"Du willst es einfach nicht verstehen." sagte er und lief an mir vorbei.

"Du verstehst dich doch selber nicht!" rief ich ihm hinterher. Jamal blieb abrupt stehen, drehte sich zu mir und schaute mich kalt an.

"Das ist nicht fair Jamila." War sein letzter Satz bevor er rauslief und mich im Treppenhaus stehen liess.

Wieder mal liess mich Jamal in einem Gefühlschaos stehen. Ich bückte mich und nahm den Wäschekorb in die Hand und machte mich auf den Weg zurück in die Wohnung. Ich stellte den Korb ab und fing an alles zu falten während ich mir zur Ablenkung einen Film anschaute.

Plötzlich vibrierte mein Handy in der Tasche. Ich dachte zuerst, es wäre wieder Jamal, aber als ich es herauszog, war es eine Nachricht von Alisha. Mein Herz setzte für einen Moment aus.

"Hey, ich bin's, Alisha. Wir müssen reden"

Ich starrte auf die Worte und fühlte, wie mein Puls schneller wurde. Was wollte sie? Warum jetzt? Nach allem, was passiert war, nach dem, was ich gesehen hatte – warum wollte sie mit mir sprechen? In meinem Kopf begann es zu rauschen. Hatte sie etwas vor? Oder wollte sie sich erklären?

Ich zögerte, aber etwas in mir sagte, dass ich diese Konfrontation nicht länger vermeiden konnte. Also tippte ich eine knappe Antwort:

"Wann und wo?"

Die Antwort kam schneller, als ich erwartet hatte.

"Café am Hafen, 17 Uhr."

Das war in weniger als einer Stunde. Ich fühlte, wie mir leicht übel wurde, aber ich wusste, dass ich nicht weglaufen konnte. Vielleicht war dies der Moment, in dem ich endlich Klarheit bekommen würde. Egal, was sie zu sagen hatte, es war Zeit, sich der Wahrheit zu stellen – was auch immer das bedeutete.

Das Café war fast leer, als ich eintrat. Ein paar ältere Leute saßen in einer Ecke und tranken ihren Kaffee, ansonsten war es still. Ich sah Alisha sofort. Sie saß an einem der Tische am Fenster, ihr Blick auf das Handy gerichtet, aber als sie mich bemerkte, legte sie es weg und sah mich direkt an. Ihre Augen wirkten ruhig, fast zu ruhig, als hätte sie sich lange auf dieses Gespräch vorbereitet.

Ich atmete tief durch, bevor ich mich zu ihr setzte.

„Hey", begann ich, „Du wolltest reden."

Alisha nickte und sah mich einen Moment lang an, als wollte sie abwägen, wie sie beginnen sollte.

„Hey, Ja", sagte sie schließlich leise. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du die ganze Wahrheit erfährst."

Die Worte ließen mein Herz schneller schlagen.

Die ganze Wahrheit?

„Ich weiß, dass du denkst, ich hätte etwas mit Jamal gehabt", fuhr sie fort. „Aber es ist nicht das, was du denkst." Sie sah mich fest an, als wolle sie sicherstellen, dass ich ihr zuhörte. „Ja, ich habe versucht, Jamal zu verführen. Ich war wütend, verletzt... und ich wollte dir wehtun, weil du alles hast, was ich wollte. Aber er hat nicht mitgemacht."

Ich starrte sie an, die Worte wirbelten in meinem Kopf herum.

„Er hat nicht...?" Es fiel mir schwer, die Bedeutung zu begreifen. War das, was ich gesehen hatte, wirklich nur ein Versuch von ihr gewesen?

Alisha nickte. „Er hat mich zurückgewiesen. Ich war diejenige, die angefangen hat, mich auszuziehen, als du hereinkamst. Aber er... er hat mich gestoppt. Ich wollte dir das nicht sagen, weil ich wollte, dass du denkst, dass du ihm nicht vertrauen kannst. Es war egoistisch. Ich weiß."

Für einen Moment war ich sprachlos. Die ganze Zeit hatte ich geglaubt, Jamal hätte mich betrogen, und als er sich erkärt hatte, glaubte ich ihm nicht, doch in Wahrheit war es Alisha, die die Situation manipuliert hatte. Sie hatte gewollt, dass ich ihm misstraue.

„Warum?", fragte ich schließlich. „Warum hast du das getan?"

Alisha seufzte tief und blickte aus dem Fenster.
„Weil ich eifersüchtig war. Auf dich, auf alles, was du mit ihm hattest. Ich... ich war immer in ihn verliebt, aber er hat mich nie so angesehen, wie er dich ansieht. Als er angefangen hat, über dich zu reden, wusste ich, dass ich keine Chance hatte. Und dann habe ich beschlossen, dir weh zu tun, weil ich mich selbst so schlecht fühlte."

Ihre Ehrlichkeit traf mich wie ein Schlag. Die Eifersucht, die Manipulation, das alles machte plötzlich Sinn, aber es löste nicht das Gefühl des Verrats auf. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Du musst mir nicht verzeihen", sagte sie plötzlich und sah mir direkt in die Augen. „Ich erwarte das nicht. Aber ich wollte, dass du die Wahrheit kennst. Was du daraus machst, liegt bei dir."

Ich nickte langsam. Die Wahrheit war endlich heraus, aber es hinterließ ein Chaos in mir. Auf der einen Seite war da die Erleichterung, dass Jamal mich nicht betrogen hatte, auf der anderen Seite der Schmerz darüber, dass Alisha mich bewusst manipuliert hatte. Und dann war da noch der Streit und die Worte die ich zu Jamal gesagt habe. Das Misstrauen.

„Danke, dass du es mir gesagt hast", murmelte ich schließlich. Mehr konnte ich im Moment nicht sagen. Alles fühlte sich zu frisch an, zu überwältigend.

Alisha nickte nur, stand auf und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Ich blieb allein im Café zurück, starrte auf den Tisch und versuchte, meine Gefühle zu ordnen. Die Wahrheit war da, aber jetzt musste ich entscheiden, was ich damit anfing.

Verliebt, trotz allem. - jamal blaqWo Geschichten leben. Entdecke jetzt