Kapitel 19 ☾

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Nachdem Alisha gegangen war, blieb ich noch eine Weile im Café sitzen, mein Blick auf die Tasse vor mir fixiert. Alles um mich herum verschwamm, während mein Inneres von Schuld und Zweifeln überwältigt wurde. Ich hatte Jamal nicht geglaubt. Hatte ihm Dinge an den Kopf geworfen, die nicht nur unfair, sondern auch tief verletzend waren.

Die Worte, die ich ausgesprochen hatte, klangen immer wieder in meinem Kopf nach. „Du bist so anstrengend. Alles an dir ist anstrengend!" Mir wurde heiß. Wie hatte ich nur so blind sein können? So unfair ?

Ich wusste, ich musste mit ihm reden. Sofort.

Als ich vor seiner Wohnung ankam, atmete ich tief durch, bevor ich klopfte. Zu meiner Überraschung öffnete Alim die Tür, und hinter ihm stand Mali. Ihre Blicke waren kalt, fast feindselig. Alim verschränkte die Arme, während Mali mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Vorwurf ansah.

„Was willst du, Jamila?" Alims Tonfall machte deutlich, dass ich hier nicht erwünscht war.

„Ich muss mit Jamal reden", sagte ich, bemüht, meine Stimme fest klingen zu lassen, obwohl sie leicht zitterte.

„Das ist wirklich keine gute Idee", fügte Mali hinzu. „Du solltest gehen."

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. „Ich weiß, aber ich muss es wieder in Ordnung bringen." Ich machte einen Schritt nach vorn, doch Alim blockierte den Weg.

„Er will dich nicht sehen", sagte er scharf. „Er braucht gerade kein Drama."

Die Wut, die ich vorhin auf mich selbst gespürt hatte, flammte erneut auf. Doch jetzt war sie vermischt mit einer verzweifelten Entschlossenheit. „Bitte", sagte ich. „Ich muss mit ihm sprechen. Es geht nicht anders."

Mali seufzte und sah kurz zu Alim, bevor er zur Seite trat. „Gut. Aber wenn es eskaliert, bist du auf dich allein gestellt."

Ich nickte dankbar und trat in die Wohnung. Es war still, das leise Summen des Ventilators das einzige Geräusch. Jamal saß auf der Couch, und als er mich sah, wirkte er erschöpft. Er erhob sich langsam, als ob er selbst nicht mehr die Kraft für eine Konfrontation hätte.

„Jamila, ich hab echt keine Nerven für noch mehr Stress", sagte er sofort, als er aufstand.

„Nein, Jamal, hör mir bitte zu", entgegnete ich schnell und trat einen Schritt näher. „Ich war vorhin bei Alisha."

Jamal runzelte die Stirn und wich leicht zurück. „Wie? Warum warst du mit Alisha?" fragte er misstrauisch.

„Sie hat mir geschrieben, wollte mit mir sprechen. Wir haben uns getroffen, und sie hat mir alles erklärt", antwortete ich, bemüht, ruhig zu bleiben.

„Und jetzt?" Sein Ton war sarkastisch, beinahe spöttisch. „Jetzt fühlst du dich schlecht, weil du mir alles Mögliche an den Kopf geworfen hast, und willst dich entschuldigen?"

„Jamal, ich weiß, dass ich falsch lag", begann ich, doch er schnitt mir das Wort ab.

„Wirklich? Weißt du das Jamila? Du warst doch immer diejenige, die von Vertrauen gesprochen hat. Und als es am wichtigsten war, mir zu vertrauen, hast du dich gegen mich gestellt."

Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Er hatte recht. Ich hatte versagt. Aber warum ließ er mich nicht aufrichtig um Verzeihung bitten?

„Aber ich entschuldige mich doch", sagte ich verzweifelt und machte einen weiteren Schritt auf ihn zu.

„Warum? Ich bin doch so anstrengend, oder? Alles an mir ist anstrengend." Seine Stimme war hart, und die Distanz zwischen uns wuchs, obwohl wir uns im selben Raum befanden.

Er stand nun direkt vor mir, die Arme verschränkt, seine Augen kühl und distanziert. Es war nicht Wut, die in seinem Blick lag, sondern tiefe Verletzung. Eine Enttäuschung, die ich verursacht hatte.

„Jamal, bitte", begann ich, meine Stimme leise und flehend. „Ich weiß, ich habe dich enttäuscht. Ich habe Dinge gesagt, die ich nie hätte sagen dürfen. Aber ich bin hier, weil ich das wieder gutmachen will."

„Wie willst du das wieder gutmachen? Indem du einfach so hereinkommst und sagst, dass es dir leid tut? Nachdem du mich behandelt hast, als wäre ich nichts?"

Ich schluckte schwer und suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe Fehler gemacht, Jamal. Ich war unsicher, habe mich von meinen Ängsten leiten lassen. Alisha hat diese Unsicherheiten ausgenutzt. Aber das ist keine Rechtfertigung."

Jamal schüttelte nur den Kopf, sein Blick unverändert hart. „Du kannst mir nicht vertrauen, weil jemand dir was einredet? Das ist alles, was nötig ist, um alles, was wir haben, zu zerstören?"

Ich trat erneut näher, aber er wich wieder zurück, als ob meine Nähe ihn verletzte. „Ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen soll", sagte ich ehrlich, „aber ich liebe dich. Das ist alles, was ich jetzt sagen kann."

Für einen Moment schien es, als würde er etwas sagen, als würde er auf mich zugehen. Doch dann wandte er den Blick ab, als wäre sogar das zu viel für ihn.

„Weißt du, was das Problem ist?" fragte er nach einer Weile. „Es geht nicht nur darum, dass du mir nicht geglaubt hast. Es geht darum, dass du nicht bereit bist, den Teil von mir zu akzeptieren, den du nicht verstehst. Du nennst es anstrengend, weil es dich herausfordert. Aber das bin ich. Und wenn du das nicht ertragen kannst, dann war es vielleicht nie für uns bestimmt."

Seine Worte trafen mich tief. „Das meinst du nicht, Jamal." und schüttelte meinen Kopf.
"Überleg bitte was du gerade sagst."

„Ich muss gerade einfach alleine sein.", sagte er leise.

Die Stille, die folgte, war quälend. Schließlich nickte ich langsam. „Ich verstehe", sagte ich kaum hörbar.

Ich drehte mich um und ging zur Tür. Mein Herz fühlte sich schwer an, als ich die Wohnung verließ. „Ich liebe dich, Jamal", sagte ich noch, aber es kam keine Antwort.

Und so verließ ich die Wohnung. Die vier Wände die mir so vertraut waren mit der Person die ich so sehr wollte.

Wie konnten wir uns nur so verlieren.

Verliebt, trotz allem. - jamal blaqWo Geschichten leben. Entdecke jetzt