Alessandro
Der Himmel über uns färbt sich in ein tiefes Orange, während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet. Die Luft ist warm, ein leichter Wind streicht über die Haut, während wir auf dieser Bank sitzen, die auf einen weiten, goldenen Horizont blickt.
Lilliana neben mir wirkt vollkommen ruhig. Ihre Beine leicht überschlagen, ihre Hände in ihrem Schoß gefaltet. Der Sonnenuntergang malt einen warmen Schimmer auf ihr Gesicht, lässt ihre Augen in einem weichen Licht leuchten.Der neue Schmuck an ihren Hals und an ihren Ohren schimmert im Licht.
Sie sieht mich an und lächelt, und in diesem Moment könnte man glauben, dass alles gut ist. Dass das Leben einfach ist, dass es so etwas wie Frieden gibt. Aber der Gedanke verfliegt so schnell, wie er gekommen ist. Denn ich weiß, was hinter dieser Fassade lauert.
Und es hat nichts mit diesem perfekten Sonnenuntergang oder ihrer sanften Stimme zu tun.Auch wenn ich insgeheim genau aus diesem Grund hier bei ihr bin.
,,Es ist wunderschön, nicht wahr?,,
fragt sie leise und legt ihre Hand auf die Bank zwischen uns, fast so, als würde sie darauf warten, dass ich sie nehme.
Wunderschön.
Ja.Die Sonne, der Himmel, das Licht, das auf ihre Haut trifft – alles daran ist perfekt. Und doch fühlt es sich an, als wäre ich in einer anderen Welt. Einer, in der Schönheit nichts bedeutet. Einer, in der Menschen wie sie nur Schachfiguren sind.
Werkzeuge, die man benutzt, um etwas Größeres zu erreichen. Ich sollte sie nicht ansehen und an ihre Schönheit denken. Ich sollte daran denken, was sie für mich ist: ein Mittel zum Zweck.Auch wenn sie das schon lange nicht mehr ist.
,,Ja, wunderschön,,
stimme ich schließlich zu und sehe in die Ferne. Meine Stimme klingt ruhig, fast gleichgültig. Aber innerlich brodelt es. Sie sitzt hier, als wäre das alles echt. Als wären wir nur zwei Menschen, die den Sonnenuntergang genießen, nicht ein Mann, der den Untergang ihrer Familie plant.
Ihre Hand berührt plötzlich meine, so leicht, dass ich es fast nicht spüre. Ihre Finger sind warm, weich.
,,Alessandro, ich... ich hab das Gefühl, mit dir kann ich einfach alles loslassen.,,
Sie dreht ihren Kopf zu mir, und in ihren Augen liegt eine Wahrheit, die sie mir offenbart, ohne es zu wissen.
Alles loslassen.
Sie hat keine Ahnung.Keine Ahnung, wie wenig Kontrolle sie tatsächlich hat. Wie tief sie in diesem Spiel steckt. Es ist fast ironisch, dass sie glaubt, sie könnte mir vertrauen. Dass sie in mir den Mann sieht, der sie beschützen kann. Dabei bin ich derjenige, vor dem sie sich schützen sollte.
Aber ich nehme ihre Hand.Meine Finger schließen sich um ihre, und ich spüre, wie ihr Herzschlag sich beruhigt, als ob allein meine Berührung sie retten könnte.
,,Ich bin froh, dass du das so empfindest,,
sage ich leise, fast sanft.
Sie lehnt ihren Kopf an meine Schulter. Der Duft ihrer Haare mischt sich mit der warmen Abendluft, und für einen Moment, nur einen flüchtigen Moment, vergesse ich alles. Vergesse, wer ich bin. Vergesse, warum ich hier bin.,,Weißt du, manchmal denke ich, dass das alles ist, was ich jemals gebraucht habe.,,
Ihre Stimme ist leise, fast verloren im Rauschen des Windes.
,,Einen Ort wie diesen. Einen Moment wie diesen. Mit dir.,,
Ich schlucke. Diese Worte – sie sollten mir Macht geben. Das Gefühl, dass ich Kontrolle habe. Aber stattdessen... stattdessen machen sie alles nur schwerer. Sie weiß nicht, dass sie mir das perfekte Werkzeug ist, dass ich sie benutzen werde, um die Ehre ihres Vaters und ihrer Familie zu vernichten.
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𝑽𝒆𝒓𝒃𝒐𝒕𝒆𝒏𝒆 𝑺𝒆𝒉𝒏𝒔𝒖𝒄𝒉𝒕
RomanceEinen normalen Job. Einen anständigen Mann kennenlernen. Und eine eigene Familie gründen. Das ist der Traum von Liliana. Mit 19 Jahren lebt sie noch bei ihrer Familie und hat nur einen Wunsch. Weg von der Mafia ihrer Familie und weg von der stän...