Kapitel 15

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(Überarbeitet am 25.02.18)

Ok, hör auf dich verrückt zu machen, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Es war ein ganz normaler Arbeitstag wie jeder andere auch.

„Steigen sie nun aus?" Der Taxifahrer klang genervt, also bezahlte ich die Fahrt und stieg schnell aus. Vielleicht sollte ich mir wieder ein Auto zulegen? Es wurde langsam teuer mich durch die ganze Stadt und außerhalb chauffieren zu lassen.

Von dem Bürgersteig aus betrachtete ich die graue Wand des alten Fabrikgebäudes. Ich konnte jetzt schon genau vor mir sehen, wie es nach den Umbauarbeiten aussehen würde.

James Ankunft rückte mit jeder Minute die verstrich, immer näher. Und mit jeder Minute wurde ich nervöser. Ich hatte immer versucht mein Privatleben von meinem beruflichen zu trennen. Doch in diesem Fall war der Zug schon längst abgefahren. Selbst wenn es bei diesem einen Mal bleiben würde, würde ich mich immer an diese Nacht erinnern. Um mich selbst abzulenken, kontrollierte ich die Pläne in meiner Zeichenmappe und strich mir den Rock an den Schenkeln glatt.

Was brauchte er denn so lange? Ich blickte die Straße entlang, konnte aber keinen schwarzen Sportwagen entdecken. Ich war eigentlich nicht für meine Geduld bekannt. Ich selbst war der Meinung, lieber ein paar Minuten zu früh, als zu spät. Und die Dinge, an die ich mich selbst hielt, konnte ich ja wohl auch von anderen erwarten. Als dann endlich sein Auto am Ende der Straße um die Ecke bog, war er schon 15 Minuten zu spät. Mit verschränkten Armen wartete ich am Straßenrand. Direkt vor mir blieb der Wagen stehen. James war wie immer geschmackvoll gekleidet. Diesmal war es ein grauer Anzug mit schwarzer Krawatte. Seine Haare standen ihm wild vom Kopf ab, so als ob er sie sich gerauft hätte. Und obwohl ich versuchte professionell zu bleiben, konnte ich nichts gegen mein rasendes Herz tun.

„Hey Baby." Er schloss mich in die Arme und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Mitten auf der Straße, wo uns jeder sehen konnte. Erschrocken befreite ich mich aus seinen Armen und blickte mich besorgt um. Doch meine Angst war unbegründet. Weit und breit gab es keinen einzigen Passanten.

„Stimmt was nicht?" Trotz meiner Gegenwehr ließ er seine Hände auf meinen Hüften liegen und zog mich wieder näher zu sich.

„Ich dachte wir wollten professionell bleiben?" Ich konnte meine Verwirrung nicht aus meinen Worten heraushalten, denn ich wusste wirklich nicht, wie ich mich verteidigen könnte. Allein seine bloße Anwesenheit brachte alles durcheinander. Mein Verstand schrie mir zwar zu, was ich machen sollte, doch mein Körper tat genau das Gegenteil. Wie in diesem Moment. Ich wusste, dass ich mich von ihm entfernen sollte und mit ihm eine professionelle und distanzierte Führung machen sollte, doch mein Körper hatte andere Ideen. Meine Finger waren in den Stoff seines Jacketts gekrallt, mein Kopf neigte sich seinem entgegen und meine Nase sog diesen unwiderstehlichen Geruch tief in meine gierigen Lungen ein. Auch er schien meinen Zwiespalt zu bemerken, denn mit einem siegesgewissen Lächeln, schlang er einen Arm um meine Mitte und führte mich zu einer kleinen Stahltür am Rand des Gebäudes. Die Tür öffnete sich mit einem unheimlichen jaulen und mir lief es kalt den Rücken runter. Das Innere wurde nur durch die verdreckten Dachfenster in ein düsteres Licht getaucht. Schatten spielten an den Wänden und ließen die gewöhnlichsten Dinge wie Ungeheuer erscheinen. Den tiefen Löchern im Beton würde ich mich gar nicht erst nähern, solange der Raum nicht komplett ausgeleuchtet war. Wer wusste schon was da drin war? Mein gesunder Menschenverstand sagte mir zwar dass es keine Monster wie Zombies, mutierte Tiere oder ähnliches gab, doch konnte meine blühende Fantasie locker dagegen halten. James warmer Körper drängte mich weiter ins Innere des Gebäudes und somit auch näher an eines der drei Löcher. Die Maschinen die hier vorher standen, mussten tief im Boden verankert gewesen sein und bei deren Entfernung war dementsprechend tief gegraben worden. Da ich sehr schreckhaft war, musste ich James wenigstens vorwarnen. Als mich beim letzten Mal jemand zum Spaß erschreckt hatte, hatte ich ihm aus Versehen die Nase gebrochen. Zu meiner Verteidigung muss ich aber hinzufügen, dass mich mein ehemaliger Mitbewohner auf einer dunklen Straße von hinten gepackt hatte. Also selbst Schuld.

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