Kapitel 33

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(Überarbeitet am 19.04.18)

Mein Kopf dröhnte schmerzhaft. Alles war verschwommen und Stimmen schwirrten um mich herum.

„James, es sind nun fast zwei Wochen ..."
„Hör auf, Mutter!"
„Ich wollte doch nichts sagen ..." Ein tiefes Seufzen folgte den Worten.
„Ich weiß." Wieder diese Stimme. Sie war so vertraut, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern woher.
„Ich werde dann nach Hause fahren. Du solltest dich auch etwas ausruhen und nach der Kleinen sehen." Ich wollte meine Augen öffnen, hatte aber nicht die Kraft. Plötzlich spürte ich eine Hand auf der meinen und Wärme breitete sich über meinen Arm hinauf, bis zu meinem schneller schlagenden Herzen.
„Öffne die Augen für mich Baby. Bitte!" Die Stimme brach am Ende des Satzes und ich spürte, wie Tropfen auf meine Haut fielen. Weinte da jemand? Ich sammelte all meine Kraft zusammen und bewegte meine Finger. Ob die Person überhaupt etwas merken würde?
„Stella?" Sofort versiegten die Tränen und ich spürte eine Hand an meiner Wange. Ich strengte mich umso mehr an meine Augen zu öffnen. Ich wollte sehen war da so liebevoll mit mir sprach. Langsam aber sicher gewann ich die Oberhand über meinen benebelten Körper und öffnete langsam die Augen.
„Da bist du ja wieder, Liebling." Vor mir stand ein Mann. Oder eher gesagt war er über mich gebeugt. Seine Lippen strichen sanft über die meinen und ließen mein Herz rasen. Das stete piepen im Zimmer wurde auf einmal schneller und ließ den Mann zurückzucken. Panisch sah er sich im Raum um und rief nach einer Schwester die nach einigen Sekunden kam in das Zimmer geeilt kam, gefolgt von einem Arzt.
„Miss Franklin, es freut uns sehr dass Sie wieder bei uns sind." War ich denn irgendwo gewesen? Der Arzt kontrollierte meine Werte und nickte zufrieden mit dem Kopf. Währenddessen schaute ich mich im Zimmer um. Warum war ich im Krankenhaus?
„Sobald Sie sich weiter erholt haben, dürfen Sie nach Hause gehen." Alle schienen glücklich zu sein, nur ich verstand nur Bahnhof.
„Warum bin ich im Krankenhaus? Hatte ich einen Unfall?" Sobald die Frage heraus war, veränderte sich die Stimmung schlagartig. James, so war doch sein Name, oder? So hatte ihn zumindest die andere Stimme genannt. James Hand griff meine Finger fester, aber der Versuch mich damit zu beruhigen, erreichte genau das Gegenteil. Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen und der Piepen wurde wieder lauter. Doch in diesem Moment war mir das vollkommen egal. Ich wollte nur wissen woher ich diesen Mann kannte der so vertrauensvoll an meinem Bett stand und meine Hand hielt. Woher kannte ich diesen Mann bloß? Er war mir so vertraut und seine Berührung beruhigte mich wirklich.
„An was können Sie sich erinnern Miss Franklin?", unterbrach der Arzt meine Gedanken. Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen und musste feststellen, dass ich keine Ahnung hatte. Das letzte woran ich mich erinnern konnte war, dass Conner mich wegen einer anderen verlassen hatte und dass ich von einem Auto angefahren wurde. Und das teilte ich dem Arzt auch mit. James Gesicht wurde bleich und er versuchte seine Hand von meiner zu ziehen, doch das konnte ich nicht zulassen und schlang meine zweite Hand um seine und hielt ihn nah bei mir. Meine Reaktion schien ihn zu beruhigen und er setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett.
Der Arzt schien zu überlegen was er sagen sollte und blätterte nochmals in der Akte, die er in der Hand hielt. Vermutlich war es meine.

„Sie hatten einen schweren Unfall Miss Franklin, der anscheinend dafür gesogrt hat, das Sie ihr Gedächtnis verloren haben. Wir werden dann im Laufe der nächsten Tage einige Untersuchungen durchführen um zu schauen in wieweit ihr Gedächtnis betroffen ist." Er schrieb sich etwas in die Akte und schloss sie dann wieder.

„Wir werden Sie dann über ihren gesundheitlichen Zustand in Kenntnis setzten und den Rest ihrem Verlobten überlassen."
„Ich bin verlobt?" Neugierig schaute ich die anwesenden an.
„Stella." ich drehte den Kopf zu James, der mich liebevoll anlächelte, „Wir sind verlobt Baby." WOW! Plötzlich schwirrte mein Kopf. Ich fühlte mich wie ein unvollständiges Puzzle und die einzigen Menschen die es wieder zusammensetzen könnten, waren die drei vor mir. Instinktiv verstärkte ich den Druck um James Finger und drückte so fest ich konnte. Vielleicht war es nur ein Traum und ich würde bald aufwachen? Doch als nach wenigen Minuten nichts geschah, musste ich schlucken.
„Sie hatten einen schweren Unfall Miss Franklin und mussten operiert und in ein künstliches Koma versetzt werden."
„Was?" Entsetzt richtete ich mich auf. „Was war denn nicht in Ordnung dass sie mich operieren und in ein künstliches Koma versetzten mussten?" Der Arzt wechselte mit James einen Blick und erst als dieser mit dem Kopf genickt hatte, fuhr der Arzt fort.
„Sie hatten einige schwere innere Verletzungen, eine Hirnschwellung und Prellungen. Aufgrund der Hirnschwellung, mussten wir Sie in ein künstliches Koma versetzten, aus dem Sie erst heute aufgewacht sind. Die inneren Verletzungen sind aber gut verheilt und auch die Schwelung ist verschwunden. Aber anscheinend hat die Hirnschwellung eine Amnesie bei ihnen verursacht. Im Moment kann man aber nicht sagen ob Sie ihr Gedächtnis vorübergehend verloren haben oder ob es wiederkommt. Außerdem mussten wir eine Teilsterilisation vornehmen, da der rechte Eierstock beschädigt war und wir die Blutung nicht mehr stillen konnten." Total sprachlos saß ich in diesem Krankenhausbett und hörte mir alles an. Der einzige Grund warum ich nicht total durchdrehte war seine Hand. Immer wieder wenn ich vor Entsetzen zusammen zuckte, war er da. Sein Daumen streichelte über meinen Handrücken und hin und wieder erwiderte er den Druck meiner Hand.
„Wir wissen das es sehr viel auf einmal ist, weshalb wir Sie beide jetzt alleine lassen. Den Rest wird James ihnen erzählen. Aber falls Sie weitere wichtige Fragen haben, können Sie mich jederzeit rufen." Der Arzt und die Schwester verließen das Zimmer und zogen die Tür hinter sich zu. Irgendetwas in mir wollte die Geschichte nicht glauben, also zog ich die Decke herunter und mein Krankenhaushemd hoch. An meinem Unterleib sah ich eine längere Narbe, wie von einem Kaiserschnitt. Ganz vorsichtig legte ich meine Hand darauf. Plötzlich schossen Erinnerungen durch meinen Kopf. Der positive Schwangerschaftstest, mein Besuch beim Frauenarzt und James, wie er aussah als ich ihm meine Schwangerschaft mitteilte. Die Bilder schossen in einer schnellen Abfolge an meinem inneren Auge vorbei. Anscheinend war ich schwanger gewesen, aber wo war das Baby?
„Es geht ihr gut." James wischte Tränen von meinen Wangen, die mir unbemerkt aus den Augenwinkel liefen.
„Sie?" Hoffnungsvoll sah ich ihn an.
„Wir haben ein kleines Mädchen. Sie ist hier auf der Kinderstation. Und sobald du entlassen wirst, werden wir gemeinsam nach Hause gehen."
„Darf ich sie sehen?", fragte ich mit zitternder Stimme. Im Moment war es das Einzige was ich wirklich wollte. Es war mir egal dass die Kleinste Berührung mir Schmerzen bereitete. Die Ungewissheit war viel schlimmer. Sobald ich wüsste das es ihr wirklich gut ging, und das es sie überhaupt gibt, würde ich mich um meine eigene Gesundheit sorgen machen.
„Natürlich. Warte kurz." Er erhob sich von dem Stuhl, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. Erschöpft lehnte ich mich zurück. Es waren so viele Dinge passiert an die ich mich im Moment nicht erinnern konnte, doch ich hoffte dass alle Erinnerungen zurückkehren würden. Lächelnd legte ich wieder eine Hand auf meinen Bauch. Ich hatte eine kleine Tochter. Wahnsinn. Ich war Mutter. Egal wie oft ich diese Worte wiederholte, konnte ich es nicht glauben. Erst wenn ich sie wirklich in den Armen halten würde, könnte ich es glauben.

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