27 Geheimnisse

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Linda spürte den kalten Griff der Angst, doch sie sah auch die Anspannung im Gesicht ihres Entführers, die zu einer Neugier in ihr führte, die sie selbst nicht verstand. Es war, als würde dieser Fremde, so rätselhaft und undurchdringlich, selbst in einem inneren Konflikt stehen, den sie nicht durchschauen konnte.

„Warum ich?" fragte sie leise und hielt seinem intensiven Blick stand. „Was bringt dich dazu, das alles zu tun?"

Der Fremde zögerte einen Moment, bevor er sprach, als hätte er selbst lange nach den richtigen Worten gesucht. „Weil du..." Er hielt inne und sein Blick verhärtete sich. „Weil du mehr weißt, als du denkst. Und weil Timothée dich in Gefahr gebracht hat."

Linda stockte der Atem. „Was... was meinst du damit?"

Der Entführer lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, als ob er eine Distanz zu dem aufbauen wollte, was er gleich sagen würde. „Timothée ist nicht der, für den du ihn hältst, Linda. Hinter seinem charmanten Lächeln verbirgt sich etwas Dunkles, etwas, das ich seit Jahren versuche, ans Licht zu bringen."

Linda schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist unmöglich. Timothée... er würde mir niemals etwas verheimlichen. Er liebt mich."

Der Fremde stieß ein bitteres Lachen aus. „Ist das so? Und warum hat er dir nie von mir erzählt?"

Linda runzelte die Stirn, und in ihrem Inneren begann sich ein Unbehagen zu regen. „Von dir? Wer bist du wirklich?"

„Mein Name ist Gabriel," sagte er schließlich. „Ich war einmal... ein Freund von Timothée. Doch er hat mir alles genommen, und er hat viele andere Menschen verletzt. Was du von ihm weißt, ist nur die Oberfläche, Linda. Hinter dieser Fassade steckt jemand, der bereit ist, jeden zu manipulieren, um zu bekommen, was er will – sogar dich."

„Das glaube ich nicht," flüsterte Linda, doch in ihrem Inneren wuchs der Zweifel. Timothée hatte ihr nie von jemandem namens Gabriel erzählt. Und es gab in letzter Zeit Momente, in denen sie das Gefühl hatte, dass Timothée etwas vor ihr verbarg.

Gabriel musterte sie genau, als würde er in ihren Augen lesen wollen. „Ich weiß, es ist schwer, mir zu glauben. Doch frag dich selbst, Linda: Wie gut kennst du ihn wirklich? Warum bringt er dich immer wieder in Situationen, die dir schaden könnten?"

Linda schwieg, und die Fragen in ihrem Kopf begannen sich zu überschlagen. Was, wenn Gabriel die Wahrheit sagte? Was, wenn Timothée wirklich Geheimnisse vor ihr hatte – gefährliche Geheimnisse?

„Warum entführst du mich dann? Warum erklärst du mir das nicht einfach?" fragte sie mit einer Stimme, die kaum ein Zittern unterdrücken konnte.

Gabriel sah sie ernst an. „Weil ich dich schützen will – auf die einzige Art, die ich kenne. Timothée wird alles tun, um dich in seiner Kontrolle zu behalten, aber ich werde dir helfen, die Wahrheit herauszufinden."

Linda spürte eine seltsame Mischung aus Angst und Neugier. Sie wusste, dass sie die Wahrheit erfahren musste, selbst wenn es schmerzlich war.

Gabriel trat einen Schritt näher und die Luft zwischen ihnen schien zu vibrieren, erfüllt von einer Spannung, die Linda verwirrte und doch in ihren Bann zog. Sein Blick war durchdringend und doch voller Zärtlichkeit, als würde er sie vor einem unsichtbaren Abgrund retten wollen. Sie konnte die Nähe seines Atems spüren, sein Gesicht war nur einen Hauch von ihrem entfernt.

„Linda," flüsterte er, und seine Stimme war zugleich rau und sanft, „ich weiß, wie das alles auf dich wirken muss. Ein Verrückter, der dich entführt und dir solche Dinge erzählt. Aber glaub mir, wenn ich sage, dass ich das nur tue, weil es der einzige Weg ist, dich vor ihm zu schützen."

„Aber wovor?" Linda war hin- und hergerissen zwischen dem Drang, Gabriel zu glauben, und dem Gedanken, dass alles, was er sagte, eine riesige Lüge sein könnte. Doch gleichzeitig... da war etwas, etwas an ihm, das eine eigenartige Vertrautheit in ihr weckte.

Gabriel schloss kurz die Augen, bevor er leise fortfuhr: „Er nutzt Menschen, Linda. Er hat es bei mir getan. Und als ich ihn damit konfrontierte, hat er mich aus seinem Leben gestrichen, ohne ein Wort des Bedauerns. Ich habe Jahre damit verbracht, die Wahrheit über ihn herauszufinden. Es gab... andere Frauen, denen er dasselbe angetan hat."

Linda fühlte, wie ihr die Worte die Kehle zuschnürten. „Andere Frauen?"

Er nickte, seine Augen voller Schmerz. „Er findet Menschen, die ihm Vertrauen schenken, die ihm bedingungslos glauben. Und dann... dann benutzt er sie, manipuliert sie, bis er das bekommt, was er will." Gabriel machte eine kurze Pause, dann sah er sie direkt an. „Und du, Linda, du bist etwas Besonderes für ihn. Er würde alles tun, um dich an sich zu binden – um dich nicht zu verlieren."

Linda biss sich auf die Lippe, während in ihr ein Sturm tobte. War es möglich? Könnte Timothée wirklich... „Warum sollte ich dir das glauben?" brachte sie schließlich hervor, auch wenn ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern war.

Gabriel musterte sie, und ein Schatten von Wehmut legte sich über seine Züge. „Weil ich weiß, wie es ist, ihm blind zu vertrauen – und was passiert, wenn man erkennt, wer er wirklich ist."

Sie hielt den Atem an, und in diesem Moment übermannte sie die Verwirrung, die Angst und die Unsicherheit. Unbewusst tastete ihre Hand nach Halt, und ohne nachzudenken, legte Gabriel seine Hand über ihre. Sie spürte die Wärme, die Stärke in seinem Griff, und für einen kurzen Moment fühlte sie sich sicher, als wäre er der Fels inmitten ihres inneren Chaos.

Doch dann kehrte die Realität zurück und riss sie aus diesem Augenblick. Sie entzog ihm ihre Hand und wandte sich ab, versuchte verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. „Du erwartest wirklich, dass ich mich einfach von allem abwende und dir folge?

Only you {Timothée Chalamet Fanfiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt