28 Gabriel

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Timothée lief rastlos in seiner Wohnung auf und ab. Sein Handy in der Hand, die Finger nervös trommelnd, während er immer wieder Lindas Nummer wählte. Keine Antwort. Die Nachrichtbox sprang an, und wieder nur Stille. Er schloss die Augen, versuchte sich zu beruhigen, aber die Sorge schnürte ihm die Kehle zu.

„Linda... wo bist du?" flüsterte er verzweifelt in das leere Zimmer.

Er hatte bereits jeden ihrer Freunde kontaktiert, ihre Eltern sogar angerufen, obwohl ihm das unangenehm war. Niemand hatte Linda gesehen, niemand wusste, wo sie sein könnte. Es war, als wäre sie einfach... verschwunden. Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, wuchs mit jeder Minute. Doch dann begann sich in ihm ein dunkler Verdacht zu regen, ein Gedanke, der ihn durchzuckte wie ein elektrischer Schlag. Ein Name, der lange in seinem Gedächtnis begraben gewesen war: Gabriel.

Er hatte gehofft, diesen Namen nie wieder hören zu müssen. Gabriel war einst sein engster Freund gewesen, ein Bruder, bevor sich ihre Wege auf schmerzliche Weise getrennt hatten. Aber Gabriel war nicht einfach verschwunden – er hatte Spuren hinterlassen, Narben, die Timothée immer noch in sich trug. Gabriel hatte geschworen, dass Timothée das bereuen würde, und in einem flüchtigen Moment des Hasses hatte er ihm sogar gedroht, alles zu zerstören, was ihm jemals wichtig sein würde.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Hatte Gabriel Linda gefunden? Wollte er ihr wehtun, nur um ihm eine Lektion zu erteilen?

Timothée spürte, wie eine Welle der Wut in ihm hochstieg, gemischt mit einem Schuldgefühl, das ihn innerlich zu zerreißen schien. War er schuld daran, dass Linda jetzt in Gefahr war? Hatte er sie in eine Welt voller Geheimnisse und Schatten gezogen, die sie nie verstehen sollte?

Er setzte sich an den Tisch, holte zitternd Luft und griff nach einem Blatt Papier. Mit gezielter Entschlossenheit begann er zu schreiben, aufzuschreiben, was er so lange vor Linda verborgen gehalten hatte – das dunkle Geheimnis seiner Vergangenheit mit Gabriel, alles, was ihn seit Jahren quälte. Falls er sie finden würde, würde er ihr alles erzählen, dachte er. Sie verdiente die Wahrheit.

Doch da klingelte plötzlich sein Handy. Die Nummer war unterdrückt, aber sein Herzschlag beschleunigte sich.

„Linda?" rief er hoffnungsvoll ins Telefon.

Doch die Stimme am anderen Ende war nicht Linda. Es war tief, vertraut und durchdringend – Gabriels Stimme.

„Timothée. Ich hoffe, du bist bereit für das, was du verursacht hast," sagte Gabriel leise, und in seiner Stimme lag ein Hauch von Triumph.

„Wo ist sie? Was hast du mit Linda gemacht?" schrie Timothée und sprang vom Tisch auf, seine ganze Körperspannung war auf das Gespräch fokussiert. Sein Herz raste, die Verzweiflung verwandelte sich in pure Entschlossenheit. Er würde Linda zurückholen, koste es, was es wolle.

Gabriel lachte leise, kalt. „Jetzt fühlst du, was ich gefühlt habe, damals, als du mich verraten hast. Frag dich mal, wie viel dir Linda wirklich bedeutet, Timothée. Denn um sie zu retten, musst du dich deinen eigenen Dämonen stellen."

Dann legte Gabriel auf.

Timothée stand da, das Handy in der Hand, sein Körper wie gelähmt, und doch war sein Verstand in Bewegung, suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Die Vergangenheit, die er so lange verdrängt hatte, war plötzlich wieder lebendig, und er wusste, dass ihm nur eine Wahl blieb: Er musste Linda finden, bevor Gabriel das ausnutzen konnte, was er ihr verschwiegen hatte – die Wahrheit über die dunkle, verhängnisvolle Geschichte, die er und Gabriel teilten.

Mit einer Entschlossenheit, die ihn selbst erschreckte, griff Timothée nach seinen Autoschlüsseln. Er wusste, dass Gabriel ein Spiel spielte, ein Spiel, das nur einer von ihnen überleben würde. Und dieses Mal war er bereit, alles zu riskieren.

Only you {Timothée Chalamet Fanfiction}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt