Der Morgen begann mit einer kühlen Brise, die durch die offenen Fenster des Gemeinschaftsraums von Gryffindor wehte. Hermine saß zusammen mit Ginny an einem der Tische, die Karte vor sich ausgebreitet und den Schlüssel in der Hand. Ihre Gedanken rasten. Die Markierungen auf der Karte waren zahlreich und jeder Ort schien eine eigene Geschichte zu erzählen. ,,Also welcher Punkt ist der erste?", fragte Ginny, während sie ihren Kopf über die Karte neigte. ,,Das ist das Problem", antwortete Hermine, während sie die Gravuren auf dem Schlüssel erneut untersuchte. ,,Die Runen hier sind... unvollständig. Sie könnten auf verschiedene Orte hinweisen, aber ich denke, es muss eine Zusammenhang geben." Ginny musterte die Karte genauer. ,,Vielleicht solltest du Snape nochmal fragen. Er scheint ja genau zu wissen, worauf du dich da einlässt." Hermine biss sich auf die Lippe. ,,Ich kann nicht ständig zu ihm rennen. Wenn ich das allein herausfinden kann, wird er mir viel mehr vertrauen." Ginny hob skeptisch eine Augenbraue. ,,Oder er wird dich für eine närrische Gryffindor halten." Hermine schnaubte, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken.
Die Lösung begann sich zu entfalten, als Hermine später in der Bibliothek war. Alte Bücher über magische Runen und deren Verbindung zur Kartografie lagen vor ihr gestapelt. Ginny hatte sie begleiten wollen, doch Hermine hatte darauf bestanden, dass sie sich auf die Suche konzentrieren musste, ohne Ablenkung. Während sie eine zerbrechliche Seite umblätterte, fiel ihr ein Abschnitt ins Auge, der von Runenkombinationen sprach, die als "Ankerpunkte" dienten. Diese Punkte, so der Text, waren magisch miteinander verbunden und enthielten Hinweise, die zum nächsten Ziel führten. ,,Das ergibt Sinn", murmelte Hermine und notierte eifrig die Runen auf der Karte, die mit den Gravuren des Schlüssels übereinstimmten.
Am späten Nachmittag traf sie sich erneut mit Ginny, die in der Großen Halle auf sie wartete. ,,Und? Fortschritte?", fragte Ginny, während sie in ein Stück Butterbierkuchen biss. Hermine nickte eifrig und breitete ihre Notizen aus. ,,Ich glaube, ich habe den ersten Punkt gefunden. Er liegt direkt außerhalb des Verbotenen Waldes, in der Nähe des kleinen Sees." Ginny hielt inne und runzelte die Stirn. ,,Der Verbotene Wald? Ernsthaft? Warum können solche Dinge nie an einem netten, sicheren Ort versteckt sein, wie die Bibliothek?" Hermine lächelte schwach. ,,Das wäre zu einfach, oder?" ,,Wann willst du hingehen?" ,,Heute Abend", sagte Hermine entschlossen. ,,Ich werde die Karte und den Schlüssel mitnehmen. Wenn ich Glück habe, finde ich dort etwas, das uns weiterhilft." Ginny sah sie skeptisch an. ,,Alleine?" ,,Ich kann sich nicht immer mit hineinziehen", sagte Hermine ernst. ,,Außerdem hat Snape ausdrücklich gesagt, ich solle keine Mitwisser einbeziehen." Ginny verdrehte die Augen. ,,Snape und seine Geheimniskrämerei. Na gut, aber wenn du nicht bis Mitternacht zurück bist, komme ich und ziehe sich da raus, ob dir das passt oder nicht." Hermine schmunzelte. ,,Abgemacht."
Die Nacht brach herein und der Mond warf ein silbriges Licht über das Gelände von Hogwarts. Hermine zog ihren Umhang enger um sich, als sie den Verbotenen Wald erreichte. Der kleine Se, den die Karte zeigte, war nicht weit entfernt. Der Schlüssel fühlte sich seltsam warm in ihrer Hand an, als sie näherkam. Es war, als würde er auf die Umgebung reagieren, je weiter sie vordrang. Schließlich erreichte sie den See, dessen Oberfläche im Mondlicht glitzerte. Der Ort war still, abgesehen vom Rascheln der Blätter im Wind. Hermine hielt die Karte hoch und überprüfte die Markierung erneut. Plötzlich leuchtete der Schlüssel schwach auf. Hermine wich unwillkürlich einen Schritt zurück, bevor sie sich fasste und den Schlüssel näher an den See hielt. Die Gravuren begannen sich zu verändern, als würden sie auf die Magie des Ortes reagieren. ,,Das ist unglaublich", flüsterte sie. Ein sanftes Summen erfüllte die Luft und ein Lichtschein erschien am Rand des Sees. Es schien aus dem Boden zu kommen und als Hermine sich näherte, erkannte sie, dass es eine kleine Steintafel war, in die weitere Runen eingraviert waren. Sie kniete sich hin und untersuchte die Tafel. Die Runen waren ähnlich denen auf dem Schlüssel, doch sie waren komplexer, verworrener. Sie hatte das Gefühl, dass sie etwas aktivieren musste, um sie zu entschlüsseln. Doch bevor sie weiterdenken konnte, hörte sie ein Geräusch hinter sich. ,,Was. Zum Teufel. Machen Sie hier, Miss Granger?" Hermines Herz setzte einen Schlag aus. Sie drehte sich um und sah Snape, der wie ein Schatten aus den Bäumen trat, sein Gesicht eine Mischung aus Zorn und Neugier. ,,Ich... ich folge der Spur der Markierungen", stotterte Hermine. Snape trat näher und betrachtete die leuchtende Tafel. ,,Sie sind leichtsinniger, als ich dachte. Wissen Sie überhaupt, was Sie hier tun?" Hermine richtete sich auf und straffte die Schultern. ,,Ich versuche, Antworten zu finden. Genau das, was Sie von mir erwartet haben." Snapes Blick war durchdringend, doch nach einem Moment wich sein Ärger einer Art resignierter Anerkennung. ,,Sie haben mehr gefunden, als ich erwartet hätte", sagte er leise. ,,Was ist das?", fragte Hermine und deutete auf die Tafel. ,,Ein Teil eines alten Schutzzaubers", erklärte Snape. ,,Diese Tafeln wurden verwendet, um mächtige magische Energien zu versiegeln. Wenn Sie versuchen, sie zu entschlüsseln, könnten Sie Kräfte entfesseln, die selbst ich nicht kontrollieren kann." Hermine schluckte schwer. ,,Aber was, wenn die Antworten, die ich suche, genau hier liegen?" Snape betrachtete sie lange, bevor er schließlich sagte: ,,Dann müssen Sie lernen, mit Bedacht vorzugehen. Und dieses Mal werde ich Ihnen helfen - ob Sie wollen oder nicht."
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Gefährliche Nähe
FanfictionNach dem Ende des Krieges kehrte Hermine Granger nach Hogwarts zurück, um ihre Ausbildung abzuschließen. Doch der alte Zaubererkrieg hatte tiefe Spuren hinterlassen und Hogwarts war nicht mehr der Ort, den sie einst gekannt hatte. Professor Severus...