"Sollen wir uns trennen?"

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** Zeitsprung: 7 Monate (November) **

Paula' s Sicht:
In den letzten sieben Monaten ist echt viel passiert. Die Presse hat von unserer Beziehung erfahren und natürlich direkt von der Schwangerschaft. Man konnte es ja irgendwann auch nicht übersehen. Aber naja. Dazu stehen wir und hören nicht auf andere Meinungen, die meinen, dass alles viel zu schnell gegangen ist und bla bla. Wir sind auch umgezogen. Zusammen in ein Haus nähe des Trainingsgeländes und dieser Tag des Umzuges war gleichzeitig der schlimmste, aber auch der schönste Tag in meinem Leben. Der Umzug war viel zu stressig. Ich war da zwar "erst" im fünften Monat, aber das ganze Chaos hat mich wahnsinnig gemacht. Nachmittags bin ich dann zusammen mit Marco' s Mutter zu meiner Frauenärztin gegangen zu einem Ultraschalltermin. Eigentlich wollte Marco mit, aber einer musste im Haus sein und da ich es logischerweise nicht konnte, musste er widerwillig dableiben. Da wurde auch das Geschlecht bekannt. Wir bekommen einen Jungen. Der Name steht noch in der Diskussion, aber der Geburtstermin soll der 22. Februar sein. Auch der Jahrestag von mir und Marco. Aber ob es den gibt, steht momentan in den Sternen. Wir haben uns richtig gestritten. Eigentlich nur wegen Kleinigkeiten und das hauptsächlich wegen irgendwelcher Hormonschübe meinerseits. "Wollen wir vielleicht über einen Namen nachdenken?", fragte mich Marco reumütig und kam die Treppen runter ins Wohnzimmer, wo ich auf der Couch lag und einen Babyratgeber las. "Ich würde viel lieber mit dir über unsere Beziehung sprechen, als jetzt irgendeinen Namen auszusuchen." Er setzte sich zu mir auf die Couch, aber ein bisschen weiter weg. Die Distanz zeigte eindeutig, dass irgendwie die Luft raus ist. Er atmete tief aus. "Ich weiß nicht, was ich machen soll, Marco. Ich fühle mich alleingelassen und habe einfach nur Angst vor der Geburt. Unsere Beziehung steht auf der Kippe und ich weiß nicht mehr weiter." Marco biss sich auf die Lippe und sah enttäuscht nach unten. "Findest du, ich lasse dich zu viel alleine?" Ich schüttelte den Kopf. "Als ich mit dir zusammen gekommen bin, wusste ich, dass ich mich darauf einlasse, dass du oft weg bist und wenn wir eine kleine Familie haben, dass du wenig Zuhause bist, das verstehe ich. Ich will dir auch nicht verbieten, dich mit den Jungs zu treffen, aber ich bin eigentlich nur alleine zu Hause. Ich habe den Job aufgegeben, mache den Haushalt, koche und was weiß ich. Und dann? Dann habe ich Freizeit. Gehe entweder in die Stadt oder mache nichts anderes als das hier.", sagte ich und hielt das Buch hoch, was ich gerade lese. Ein Babyratgeber. "Sollen wir uns trennen?", fragte er leise und ich zuckte mit den Schultern. "Wie wäre es, wenn ich erstmal ausziehe und zu meinen Eltern ziehe?" Ich sah zu Marco. Ich will nicht, dass er geht. Mit seiner Mutter hatte ich mich gestern schon verabredet und bei einem Kaffee mit ihr darüber geredet. Sie würde uns eine Pause vorschlagen und mich natürlich weiterhin unterstützen. "Vielleicht ist das besser so." Er nickte niedergeschlagen. " Aber kannst du mir einen Gefallen tun? Ich möchte nicht, dass du alleine hier wohnst. Kannst du Lena anrufen und sie fragen, ob sie bei dir bleibt?" Ich nickte. Dieses Gespräch war mit Abstand das Schwerster, was ich jemals mit ihm geführt habe. "Dann gehe ich mal meine Sachen packen." Marco stand auf und ging wieder nach oben. Ich hörte wie er die Schlafzimmertür hinter sich schloss. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Es gibt noch zwei Fragen, die ich Marco unbedingt stellen muss, bevor er dieses Haus verlässt. Langsam stiegen mir die Tränen in die Augen. Nach einem kurzen Gespräch mit Lena, die sich sofort von Mönchengladbach auf den Weg zu mir macht, stand ich auf und zog mir meine Strickjacke wieder an. Der Ofen war nämlich schon ausgegangen. Ich schaute aus dem bodentiefen Fenster im Wohnzimmer. Draußen schneit es ein wenig. Es sind die ersten Schneeflocken dieses Jahr. Ich erschreckte mich leicht, als ich hörte wie Marco die gepackte Tasche unsanft auf den Boden stellte. "Kann ich dich noch zwei Sachen fragen?", fragte ich ihn vorsichtig, während er sich die Jacke anzog. Seinen Gesichtsauszug konnte ich nicht genau deuten. Er sah irgendwie wütend aus, aber seine Augen sagten etwas anderes. "Erstens, sind wir jetzt endgültig getrennt und zweitens hast du mich in der einen Nacht wirklich betrogen?" Er sah mich an und zog dann den Reißverschluss seiner Jacke ganz hoch. "In dieser einen Nacht ist viel passiert und wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht mehr an alles erinnern. Ich weiß es nicht. Und ob wir getrennt sind kann ich dir auch nicht eindeutig beantworten, das werden wir sehen. Ich liebe dich immer noch, Paula. Wie am ersten Tag.", mit diesen Worten ging er die Treppe runter, durch die Haustür und verließ unser gemeinsames Haus.

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Welche "Nacht" gemeint ist und was da passiert ist, erfahrt ihr im nächsten Kapitel :)

Liebe und so... (Marco Reus FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt