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Zayns Wohnung befindet sich nicht weit von unserem Haus entfernt, im 'Bonzenviertel'. Bis jetzt bin ich nur einmal dort gewesen, als wir in der 12. Klasse ein Referat zusammen vorbereiten mussten. Obwohl das ewig her ist, finde ich immer noch problemlos dort hin. Die ganze Straße ist zugeparkt und prompt macht sich ein schlechtes Gefühl in meiner Magengegend breit. Was mache ich hier eigentlich? Wahrscheinlich sind außer Niall nur Schlägertypen anwesend, die mir sofort an die Gurgel wollen. Trotzdem fasse ich all meinen Mut, um zu klingeln. Der Surrer ertönt und schon auf den ersten Treppenstufen höre ich das laute Wummern der Musikanlage. Zayn steht in der offenen Tür, mit einem roten Pappbecher in der Hand und einer hübschen Blondine an der Seite, um deren Taille er seinen Arm geschlungen hat, als könne sie ihm jeden Moment entwischen. Dabei sieht sie so aus, als fühle sie sich ganz wohl. Ihr Haar hat sich aus ihrem Dutt gelöst und rotes Minikleid ist ein bisschen hochgerutscht, was ich aber zu ignorieren versuche. Zayns Kinnlade klappt nach unten. Kein Zweifel, er erkennt mich immer noch, auch wenn ich ihn seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gesehen habe, aus guten Gründen. „Styles? Was machst du denn hier?", will er perplex wissen. Am liebsten würde ich umdrehen und verschwinden, aber mein Instinkt sagt mir, dass ich nach Niall schauen sollte. Ich atme tief durch und erwidere: „Niall hat mich angerufen. Wo ist er?" Zayn hebt belustigt eine Augenbraue. „Ach, ihr Clowns seid immer noch befreundet? Sieh mal an, Styles. Du hast dich gar nicht verändert." Er löst sich von dem Mädchen und kommt ein paar Schritte auf mich zu und zupft an meinem Shirtkragen. „Immer noch die gleichen Locken, Grübchen und unglaublich grünen Augen. Respekt. Wahrscheinlich schleppst du ne Menge Mädchen ab, stimmts?" Ich schüttele nur den Kopf, mir unsicher auf die Lippe kauend. „Was?" Er klopft mir kräftig auf die Schulter. Er hat sich ganz schön verändert. Seine einst schwarzen Haare sind komplett abrasiert. Außerdem haben seine Tattoos Gesellschaft von weiteren bekommen. Und er hat abgenommen, was schon fast nicht mehr schön aussieht. „So so. Du suchst also Niall." Er wendet sich an die Blondine hinter ihm. „Perrie? Verraten wir ihm, wo der liebe Niall ist?" Noch bevor sie darauf antworten kann, lacht er gehässig und schubst mich in ihre Richtung. Glücklicherweise weicht sie mir aus, sodass ich nicht gegen sie pralle, sondern in den engen Flur stolpere. Sofort dringt der Geruch nach hochprozentigem Alkohol in meine Nase, weswegen ich das Gesicht verziehe. Ich hab nichts dagegen, weil ich selbst gerne mal etwas trinke, aber in Verbindung mit Zayn gefällt er mir überhaupt nicht.

Wie sich herausstellt muss ich gar nicht nach Niall suchen, da er seinen Weg von sich aus zu mir macht. „Harry! Endlich!" Er taumelt auf mich zu und ich hab Mühe, ihn zu halten. Zayn hat ihn abgefüllt, ganz klar. Niall trinkt zwar auch ab und zu, aber nicht sonntags, wenn am nächsten Morgen Vorlesungen sind. „Was machst du hier?", zische ich ihm zu, doch er zieht mich mitten in den Pulk, der in der Küche herrscht, hinein. „Mach dich locker!", brüllt er mir lallend zu und hebt johlend seinen Becher. „Nathan, bring Harry was zu trinken, der muss locker werden!" Augenblicklich steht ein Typ neben mir, der deutlich kleiner als ich ist und, genauso wie Zayn, eine Glatze hat. „Hier." Und schon drückt er mir einen Becher, in der sich eine rötliche Flüssigkeit befindet, in die Hand. Allerdings trinke ich nichts, sondern drehe mich zu Niall, der ausgelassen neben mir auf und ab hüpft. „WAS MACHST DU HIER?", schreie ich ihm entgegen, um sicher zu gehen, dass er mich versteht. Abrupt hält er inne und mustert mich argwöhnisch, dann bricht er in schallendes Gelächter aus. „Mach dich locker, Harry! Zayn hat mich eingeladen. Was ist denn so schlimm?" Ich runzle die Stirn. Warum sollte er ihn einladen? „Niall, ich glaube du hast vergessen, wie der drauf ist. Wir sollten verschwinden." Ich will ihn am Arm packen, aber er weicht mir aus. „Wann ich gehe, bestimme immer noch ich!", stellt er klar, taumelt ein bisschen nach hinten und prallt dadurch gegen ein Mädchen, dass sich daraufhin lautstark beschwert. „Sorry!", murmelt er verlegen und rückt von ihr ab. Ich verdrehe seufzend die Augen. „Komm Niall. Du bist völlig zu." Seinen Protest ignorierend nehme ich ihm sein Getränk ab, gebe es Nathan, der immer noch hinter mir steht, und zerre Niall in den deutlich weniger bevölkerten Flur, wo er um sich schlägt wie ein Kleinkind. „Harry! Gönn mir doch mal was!", jammert er, während ich ihn nach draußen befördere. Zayn, der immer noch mit Perrie in der offenen Tür steht und gerade ziemlich beschäftigt mit ihr ist, beäugt uns. „Ach, ihr wollt mich schon wieder verlassen? Das ist ja schade." Das lasse ich bloß im Raum stehen und bugsiere Niall die Treppe hinunter, wobei er Mühe hat, nicht zu stolpern. Er schlingt seinen Arm um meine Schultern und hängt sich mit seinem vollen Gewicht an mich, weshalb ich kurzerhand einfach unter seine Beine greife und ihn auf meinen Armen trage. „Styles! Vergiss nicht, was ich von dir weiß!" Zayns Stimme bohrt sich wie ein Pfeil in meinen Rücken, bevor die schwere Haustür ins Schloss fällt und wir draußen sind. Im Auto mustert Niall mich vorwurfsvoll.

„War das nötig?" Plötzlich klingt er gar nicht mehr betrunken. Seufzend werfe ich ihm einen vielsagenden Blick zu. „Du weißt, was ich von ihm halte." Er stöhnt genervt auf. „Komm schon Harry! Das ist Jahre her! Damals warst du 16!" „Na und? Du hast ihn eben gehört! So etwas vergisst er nicht!" Ich starte den Motor und rolle langsam an den parkenden Autos vorbei. „Theoretisch könnte dir es doch egal sein, was er von dir denkt. Stimmt ja eh nicht." Ich beiße mir auf die Zunge. Dazu sage ich jetzt lieber nichts

Bruderherz - Larry AU ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt