30

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Am 30. Oktober dann passiert es: Ich sitze morgens mit einer Tasse Kaffee in der Küche und höre Radio. Draußen scheint die Sonne, was gar nicht meiner Laune entspricht: Die ist nämlich dem Gefrierpunkt nah.

Ich habe mal wieder miserabel geschlafen und muss in zwei Stunden eine wichtige Prüfung schreiben, für die ich nicht ansatzweise gelernt habe. Eigentlich hatte ich geplant, mir immer meine Unterlagen mit zu Louis zu nehmen.

Aber irgendwie fand ich es schöner, ihm etwas zu erzählen oder vorzusingen, anstatt stumm zu büffeln. Plötzlich klingelt das Telefon, woraufhin sich mein Magen hebt. Seit dem Unfall macht mich jeder Anruf schrecklich nervös.

Mit zitternden Händen laufe ich in den Flur, wo das Telefon auf einem kleinen Tisch steht. „Styles?", melde ich mich mit zittriger Stimme. Es ist die Nummer des Krankenhauses. Instinktiv weiß ich, dass sie mir nichts gutes mitzuteilen haben.

„Guten Tag Mr. Styles, hier ist Dr. Henderson.... es tut mir leid, aber -" Den Rest des Satzes kriege ich gar nicht mehr mit, da ich das Telefon in einem hohen Bogen quer durch den Flur pfeffere, sodass es an die Wand fliegt und dort in alle seine Einzelteile zerfällt.

„NEIN!", schreie ich und werfe die Arme in die Luft. „Warum? Warum hast du, Gott, ihn mir genommen? Hasst du mich so sehr?!" Unkontrolliertes Schluchzen verlässt meine Lungen und mein Körper bebt wie bei einem Erdbeben.

Mir ist schlecht und schaffe es irgendwie, ins Wohnzimmer zu taumeln, wo ich wie ein nasser Sack auf die Couch falle. Das hier. Das tut mehr weh, als von Zayn verprügelt zu werden.

Es fühlt sich so an, als würden mir tausende von Messern direkt ins Herz gerammt werden. Ich kann kaum atmen und befürchte, jeden Moment in Ohnmacht fallen zu können.

Ich liege einfach nur da, zittere und schluchze, ohne wirklich zu begreifen, was genau das nun bedeutet, bis mich mein Gewissen daran erinnert:

Es heißt, dass er nie wiederkommen wird. Du wirst ihn nie wieder sehen. Nie wieder in seine blauen Augen schauen, nie mehr seine weichen Lippen küssen, nie wieder seine Witze hören können. Es ist aus, vorbei. Er ist tot. Weg. Für immer.

Tränen überströmen meine Wangen, laufen über mein Kinn und tropfen dann auf das Kissen, in welches ich mein Gesicht presse, um mein Weinen zu dämmen. „Louis... Louis", flüstere ich immer wieder, als könne ihn das wiederholen.

Eine halbe Stunde liege ich da so rum, ehe die Tür aufgeschlossen wird und Travis hereingerannt kommt. „Harry?!" Er kniet sich zu mir und schlingt seine Arme halb um meinen Oberkörper.

„Wir müssen jetzt stark sein", flüstert er zur Beruhigung, doch ich weiß, dass er selbst nicht daran glaubt, denn augenblicklich beginnt auch er zu heulen wie ein Schoßhund.

Deshalb halten wir uns gegenseitig und lassen unserer Trauer freien Lauf, bis wir nicht mehr können. Schwer atmend rappelt er sich auf und fährt sich durch die Haare.

„Wir müssen ins Krankenhaus", sagt er und streckt meine Hand aus, um mich hochzuziehen, doch ich bleibe regungslos. „Ich will da nicht hin", nuschle ich niedergeschlagen, woraufhin er seufzt.

„Bist du dir sicher? Es... es wäre die letzte Möglichkeit, ihn noch einmal zu sehen." Das bringt mich wieder zum Schluchzen. „Das ist eine Lüge. Er wacht wieder auf. Louis gibt nicht auf. Das hat er mir versprochen", entgegne ich. Mitfühlend legt er eine Hand zwischen meine Schulterblätter.

„Ich wünschte, es wäre so", haucht er und beißt sich schniefend auf die Lippe. Tränen glitzern in seinen Augen, als er sich vorbeugt, damit er mich auf die Stirn küssen kann. „Er wäre stolz auf dich. Und er liebt dich immer noch. Bestimmt schaut er dir vom Himmel aus zu."

Abermals schluchze ich, dann greife ich nach seiner Hand, um sie fest zu drücken. In meinem Gedankennebel kommt mir der Text von 'Das Leben ist schön', den ich mittlerweile auswendig kann, in den Sinn, weshalb ich ihn leise singe.

Zwar weiß ich noch nicht eins zu eins, was genau ich gerade singe, aber ich tu es. Dieses Lied hilft mir auch, aufzustehen und mich ins Auto zu schleppen. Auf der Rückbank liege ich zusammengekauert, mein Bestes gebend, mich nicht zu übergeben oder ohnmächtig zu werden.

Im Krankenhaus angekommen, falle ich erst mal Mum in die Arme, die bereits auf uns wartet. „Ich liebe dich, Mum", murmle ich, weil ich plötzlich das Verlangen habe, ihr das mitzuteilen, auch wenn sie es eigentlich schon weiß.

Schließlich kann ich mir nicht sicher sein, wann ich vielleicht das Nächste Mal dazu komme, es ihr zu sagen. Ich schwöre, was als Nächstes geschieht, ist der pure Horror für mich:

Dr. Henderson führt uns zu ihm, wo ich es sehe: er ist tot. Seine Miene, die sowieso schon immer sehr entspannt ist, seitdem er im Koma liegt, sieht jetzt noch mehr in sich zusammengefallen aus. Außerdem ist seine Haut noch blasser und sein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr.

Es ist wahr. Er ist tot. Auf einmal fallen mir seine letzten Worte ein: Ich liebe dich, vergiss das nicht. Als hätte er schon damals gespürt, dass er nicht mehr dazu kommen würde, mir das zu sagen.

„Ich liebe dich auch", forme ich mit meinen Lippen und berühre vorsichtig seine kalte Hand. Sie ist Kalt. Tot. Leblos. Ich fange mal wieder an, zu weinen, sodass ich gar nicht verstehe, was Dr. Henderson sagt.

Erst als Mum mich umarmt, kann ich mich von ihm lösen. Sie schlingt ihre Arme um meine Taille und hält mich ganz fest. „Du bist nicht allein", säuselt sie mit belegter Stimme, woraufhin ich nur schluchzen kann. „D..d...doch", stammle ich und kralle mich fester an sie.

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OKAY ich weiß, dass das voll traurig ist und ihr mich jetzt hasst :((( es tut mir so leid, aber ich hatte das von Anfang an so geplant. Zwischendurch habe ich überlegt, ob ich doch ein Happy End machen soll, aber habe mich dann dagegen entschieden....

es tut mir so verdammt leid, ihn sterben gelassen zu haben...

So und nun zur Erklärung, warum es keine Fortsetzung gibt. Ich hatte einen Plot, ehrlich. Harry würde nicht nach Salzburg gehen, sondern nach NY fliegen, da das Louis' Lieblingsstadt war.

Dort versucht er, sein Leben auf die Reihe zu bekommen und seine große Liebe zu finden, da er einen alten Tagebucheintrag von Lou gefunden hat, in dem er davon geschrieben hat, genau das zu tun: Nach NY gehen und dort die große Liebe finden (da war er noch jünger, also vor Harry oder Eleanor) Und Liam steht hat irgendwannn vor Harrys Tür.... ;)

Ich habe sogar versucht, es zu schreiben, eine Seite habe ich geschafft, aber plötzlich ist mir klar geworden, dass der Harry, den ich versucht habe, zu beschreiben, mir verdammt ähnlich ist. Zumindest einer jüngeren Version von mir. Letztes Jahr hatte ich Depressionen, habe kaum gegessen und wusste nicht, wie ich auch nur einen weiteren Tag überleben soll...

Na ja, auch wenn die Fortsetzung ganz und gar nicht traurig werden sollte (halt nur am Anfang, bis es Harry in NY besser geht), konnte ich sie nicht schreiben. Ich habs einfach nicht geschafft, ohne dabei zu weinen... sorry.... :/

Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen, obwohl die Story kein Happy End hat.....

lots of love ♥ (Und bitte erinnert euch daran, dass der echte Louis lebt. Weint nicht zu sehr)

und es ist noch nicht das letzte Kapitel




Bruderherz - Larry AU ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt