Ich wollte euch nicht länger quälen... :P ♥
Auch am nächsten Morgen ist der Schmerz nicht besser geworden. Ein Gedanke an letzte Nacht lässt mich zusammenzucken. Am besten, ich wandere aus. Niedergeschlagen schleppe ich mich ins Bad, wo ich eine Katzenwäsche mache, um mich danach nach unten zu trauen. Mum und Travis sitzen im Garten und genießen bereits die ersten Sonnenstrahlen. „Guten Morgen Harry! Hattest du eine schöne Party?", begrüßt Mum mich und hält mir eine Tasse Kaffee hin, die ich ablehne. Wenn ich jetzt was trinke, wird es mir wieder hochkommen, das spüre ich.
Ihr fällt mein wohl bekümmertes Gesicht auf und sie schiebt ihre Sonnenbrille herunter, um mich richtig sehen zu können. „Harry, was ist passiert? Du hast keinen Kater, lüg also nicht." Ich zucke nichtssagend mit den Schultern. „Niall und ich hatten Streit", murmle ich und wende mich zum Gehen. „Macht euch keine Sorgen, aber ich werde heute nicht mein Zimmer verlassen."
Ich verbarrikadiere mich in meinem Bett und starre die Wand an. Ich fühle nichts. Rein gar nichts. Der Schmerz ist einer Gefühlskälte gewichen. Obwohl neben mir mein Laptop und ein Haufen Bücher liegt, starre ich einfach nur an die Wand. Ich höre, wie die beiden sich unten laut unterhalten, weshalb ich bald das Fenster hinter mir schließe. Ich hab im Moment keine Kraft, um ihren Gesprächen zuzuhören. Mein Handy, welches ich gestern achtlos auf den Schreibtisch geworfen habe, vibriert, und ich kann mir schon denken, wer mir geschrieben hat: Niall. Oder Louis. So genau will ich es nicht mal wissen. Vielleicht aber auch einer der anderen, die sich jetzt darüber auslassen, wie eklig ich bin. Wen kümmert das schon? Mich jedenfalls nicht.
Mittags klopft Mum zaghaft an die Tür, doch ich rege mich kein bisschen. Ich war bist jetzt nicht mal auf der Toilette. Hab auch nichts getrunken. Sehr ungesund, ich weiß. „Harry? Bist du dir sicher, dass du nichts essen willst? Travis und ich wollten zum Italiener fahren." „Nein. Lass mich bitte in Ruhe, Mum." Seufzen. „Soll ich Louis anrufen, damit du mit ihm reden kannst? Langsam machst du mir nämlich Angst, Harry." „Bloß nicht! Geh einfach, okay?" Abermals seufzt sie, danach gibt sie sich geschlagen. „Na gut, Schatz. Aber wenn du morgen nicht aufstehst, schicke ich dich zum Arzt." „Okay." Sie läuft die Treppe wieder hinunter. In solchen Momenten bin ich echt froh, auf dem Dachboden zu wohnen. Als Louis hier noch gelebt hat, haben wir uns dieses Zimmer geteilt, doch kaum dass er ausgezogen ist, habe ich die gesamte Etage für mich in Beschlag genommen. King Size Bett, riesiger Flachbildschirm, großer Wandschrank und Schreibtisch sind im Raum verteilt und ich habe eine Dachschräge und zwei Fensterfronten. Eine hinter meinem Bett, die andere auf der gegenüberliegenden Seite. Außerdem führt eine Tür in ein Nachbarzimmer, in welchem ich all meine Bücher lagere. Meine ganz persönliche Bibliothek, sozusagen. Hier habe ich wenigstens meine Ruhe, wenn nicht gerade Mum meint, mich in meiner Trauer stören zu müssen.
Seufzend fahre ich mir durch die Haare. Eines muss ich ja zugeben: Mein Magen knurrt unaufhörlich und auf die Toilette muss ich doch so langsam, weshalb ich erleichtert aufspringe, kaum dass die Haustür ins Schloss fällt. Unten kommt mir das Wohnzimmer komischerweise total groß und beängstigend vor. Plötzlich wünsche ich mir, jemanden bei mir zu haben. Hätte ich nicht Streit mit Niall, könnte ich ihn jetzt beten, zu kommen. Schlagartig brennen Tränen in meinen Augen. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er mich so dermaßen hintergehen konnte. Klar, er hat getrunken und Zayn war am Werk, aber ich bin immerhin sein bester Freund.
Schniefend wische ich mir das Gesicht trocken und tapere erst ins Bad und danach in die Küche, um mir was zu essen zu machen. Nur leider ist der Kühlschrank so ziemlich leer gefegt. Stöhnend schließe ich ihn wieder und überlege, was ich tun könnte. Zum Rausgehen habe ich nun wirklich keine Nerven, zumal die Gefahr besteht, irgendwem, der das Szenario gestern mitbekommen hat, über den Weg zu laufen. Irgendwann schreibe ich Mum eine kurze Nachricht, dass sie mir was vom Italiener mitbringen soll, schließlich will ich nicht verhungern.
Am Abend traue ich mich sogar tatsächlich in die Öffentlichkeit: Ich gehe im Park eine Runde Joggen. Ein leichter Wind weht und bringt somit meinen Kopf zumindest für eine halbe Stunde zum Schweigen. Doch als ich wenig später total verschwitzt wieder zuhause ankomme, fühle ich mich so gedemütigt wie davor. Also immerhin muss ich erst mal 8 Wochen keinen von ihnen sehen. Aber wie wird es dann weitergehen? Weil mich diese Frage im Moment vollkommen überfordert, verschiebe ich sie auf ein anderes, mir noch unbekanntes Datum.
Nach einer ausgiebigen Dusche geselle ich mich zu Mum und Travis, die sich irgendeinen Film anschauen, auf die Couch, woraufhin Mum sofort den Ton leiser stellt. Misstrauisch runzle ich die Stirn. Hoffentlich kommt jetzt kein Vortrag darüber, wie merkwürdig ich heute drauf bin. „Louis kommt morgen mit Eleanor zum Brunchen. Ich würde dich bitten, mir morgen bei den Vorbereitungen zu helfen." Zwar würde ich ihr gerne diesen Wunsch ausschlagen, da mir mein Sinn gerade ganz woanders steht, als bei familiären Zusammenkünften, allerdings guckt sie mich so lieb an, dass ich mich geschlagen gebe. Sie ist meine Mutter. Garantiert ist es genetisch so veranlagt, dass ich ihr widerstandslos gehorche.
Und so kommt es, dass ich am nächsten Morgen um zehn Uhr mit ihr in der Küche stehe und Omelettes mache, während sie kleine Brownies formt, die sie anschließend auf einem Backblech drapiert, um sie später in den Ofen zu schieben. In der Nacht hab ich kaum geschlafen, weil mir durchgehend schlecht war beim Gedanken daran, wie ich Louis heute unter die Augen treten soll.
Eines ist auf jeden Fall klar: Nichts, aber auch rein gar nichts wird so sein wie früher. Ich hatte doch sowieso geplant, im Ausland zu arbeiten. Am besten, ich haue schon vorzeitig ab, beschaffe mir einen neuen Namen, lass mich umoperieren und sehe weder meine Familie, noch meine Kommilitonen je wieder. Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass ich das alles Niall zu verdanken habe. Hätte er sich nicht so belagern lassen, könnte ich jetzt immer noch ein normales Leben führen. Das erschlägt mich so sehr, dass mir auf einmal Tränen in die Augen steigen und ich, ein Schluchzen unterdrückend, ins Badezimmer flüchte. Die Tür schlägt hinter mir ins Schloss und ich gehe weinend in die Knie, mich an der Wand anlehnend.
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Bruderherz - Larry AU ✔
FanfictionIch bin Harry. Harry Styles. Ich bin schwul. Zumindest glaube ich das. Ich bin verliebt. Verliebt in einen Jungen. In einen Jungen, in den ich nicht verliebt sein darf. Denn er ist mein Stiefbruder. Die Liebe zwischen Harry und Louis könnte schön w...