Bruderherz - Larry AU ✔

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Hoffe, euch gefällt das neue Kapitel! Anbei ein Remix von Story of my life, den ihr euch unbedingt anhören müsst ♥

Kaum halte ich vor Nialls Wohnung, ist der schon wieder völlig in seinem Rausch versunken. Er summt leise vor sich hin und trommelt auf dem Armaturenbrett herum. Und noch bevor ich ihn nach oben gebracht habe, hat er auf den Boden gekotzt. Mitten im Hausflur. Ich könnte heulen. Mach ich aber nicht, sondern bringe ihn ins Bad, wo er sich direkt über die Toilette beugt. Behutsam streiche ich ihm über den Rücken. Es ist gerade mal kurz nach neun. Zayn muss ihn wirklich arg dran genommen haben. Normalerweise ist er nicht vor zehn Uhr dicht. Nachdem sich sein Magen halbwegs entleert hat, helfe ich ihm auf, spritze ihm Wasser ins Gesicht und führe ihn dann in sein Zimmer. Zum Glück sind seine Eltern momentan im Urlaub, weil sie sonst garantiert einen Herzinfarkt erlitten hätten. Ich ziehe ihm Jeans und Shirt aus, danach kuschelt er sich in sein Bett und ist binnen kürzester Zeit eingeschlafen. Bleibt nur noch das Problem mit dem dreckigen Hausflur. Plötzlich verspüre ich den Drang, Louis anzurufen, denn eins ist klar: Alleinlassen werde ich Niall ganz bestimmt nicht und beim Wachehalten könnte ich Gesellschaft gebrauchen.

„Harry? Ist was passiert?"

„Mehr oder weniger. Niall ist betrunken und ich würde ihn ungern alleine lassen.... Meinst du..."

„Styles, du fragst doch nicht gerade, ob ich dir beim Babysitten deines besten Freundes helfe, oder?"

„Möglicherweise..."

„Na gut. Du hast Glück. Der Film, den Eleanor guckt, interessiert mich eh nicht. Ich komme. In seiner Wohnung?"

„Jepp. Bis gleich."

„Bis gleich du Spinner."

Eine Viertelstunde später ist er wirklich da. „Sag mal... Den Fleck da draußen machst aber schon du weg, oder?", begrüßt er mich leicht angewidert. „Ach Mist, den hab ich vergessen. Mach ich, geh du mal zu Niall. Ich glaube, der träumt wirres Zeug." Während sich Louis zu ihm ins Zimmer setzt, schnappe ich mir Lappen, Kleenextücher, Mülltüte und Desinfektionsmittel, um das Malheur zu beseitigen. Immerhin ist bis auf Louis noch niemand daran vorbeigekommen, weshalb es verschwindet, ohne großartig jemandem aufzufallen. Als ich wiederkomme, finde ich Louis neben Niall auf dem Bett sitzend und ihm Eimer und Hand haltend. „Was hat der denn angestellt?", will er wissen. Ich setze mich in den Sessel neben dem Bett, stütze meine Ellbogen auf den Knien ab und zucke mit den Schultern. „Sagt dir Zayn Malik etwas?" Er stellt den Eimer auf dem Boden ab, drückt Niall zurück ins Kissen und sieht zu mir rüber. „Ist das nicht der Bad Boy, der eine unter mir war?" Ich nicke, woraufhin sich seine Augen weiten. „Was habt ihr denn mit ihm zu schaffen?" Abwehrend hebe ich die Hände. „Eigentlich gar nichts. Niall war auf ner Party von ihm und ich durfte ihn total betrunken abholen." Er runzelt nachdenklich die Stirn. „Ich glaube, damals ging ein Gerücht rum, er habe ein Mädchen geschwängert." „Ja, davon hab ich auch gehört. Hast du jemals so wirklich mit ihm geredet?" Wir stehen auf und laufen ins Wohnzimmer, um Niall nicht zu stören. Er schüttelt den Kopf. „Ne, mich hat er zum Glück in Ruhe gelassen. Und du?" Ich beiße mir wieder auf die Zunge. Ob ich es wagen soll? „Ja." Erneut weiten sich seine Augen. „Wie kommts?" Ich habe nie darüber mit jemandem gesprochen, in der Angst, ausgelacht zu werden. Ich atme tief ein, dann erzähle ich: „Er hat mich bei etwas erwischt, was ich lieber nicht getan hätte. Und seitdem hat er mich immer wieder runter gemacht. Aber gut, wahrscheinlich habe ich es auch nicht anders verdient." Er lässt sich auf das Sofa fallen, streckt sich und sieht mich verwirrt an. „Harry... Was hat er gesehen?" Seine Stimme klingt sehr besorgt, was auch verständlich ist, denn immerhin sprechen wir hier von Zayn. Beschämt blicke ich zu Boden, um nicht ihn ansehen zu müssen. Mein behütetes Geheimnis. Soll ich es wirklich laut aussprechen? Aber gut, ich hab ja selbst damit angefangen, also muss ich jetzt wohl die Suppe auslöffeln. „Komm. Ich bin dein Bruder. Mir kannst du es doch sagen!" Er streckt die Hand aus, um mich zu ihm auf die Couch zu ziehen. Behutsam legt er den Arm um meine Schultern und pikst mit seinem Zeigefinger in meine Grübchen. Ich atme noch einmal gaaanz tief durch. Komm schon. Er ist dein Bruder. Er wird dich nicht verurteilen deswegen. „Ich war erst 16 und ich schwöre, dass ich das nie so geplant hatte. Weder dass Zayn es sah noch dass es überhaupt geschah." „Ja? Mach hinne Styles! So schlimm kann es doch nicht sein! Ich meine, du wirst ja wohl nicht einem Jungen einen runtergeholt!" Er lacht, während ich neben ihm schrumpfe. Als er bemerkt, dass ich es nicht sofort abstreite, erstirbt sein Lachen und er starrt mich völlig entgeistert an. „Echt jetzt Harry? Dein Ernst?" Er rückt von mir weg, was ein riesiger Stich in mein Herz ist. Das hat man davon, wenn man Leuten vertraut. Tränen brennen in meinen Augen, die ich schnell wegwische. Louis steht auf und tigert durch das Zimmer. „Also lag ich richtig? Du hast.. einen Jungen...." Er bricht ab, wahrscheinlich aus Ekel. Ich beiße auf meiner Lippe herum und nicke vorsichtig. Er rauft sich die Haare. „Wie kamst du denn in diese Verlegenheit?" „Das", ich stehe ebenfalls auf und laufe an ihm vorbei „werde ich dir garantiert nicht sagen."

Hinter mir knalle ich die Tür so laut zu, dass ich befürchte, Niall geweckt zu haben, aber das ist im Moment mein kleinstes Problem. Mein Stiefbruder hält mich für einen Schwuchtel. Es tut weh, weil er im Grunde sogar Recht hat. Ich bin schwul. Niedergeschlagen setze ich mich in mein Auto und massiere mir die Schläfen, während ich erst einmal nachdenke, was ich jetzt tun soll. Es ist zehn. Ich sollte heim fahren, schlafen gehen und die letzten paar Stunden aus meinem Gedächtnis streichen. Das tue ich dann auch. Zuhause sind Mum und Travis bereits im Bett, weshalb ich die Ruhe nochmal nutze, um mich mit einer Tasse Tee ins Wohnzimmer zu verziehen. Da mein Handy ununterbrochen klingelt, schalte ich es irgendwann entnervt aus. Louis kann mich mal kreuzweise! In meinem Kopf wiederholt sich die Szene, die sich vor fünf Jahren ereignet hat.