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Annes POV:

„Harry? Schatz, ich hole uns einen Kaffee, willst du auch einen haben?", frage ich vorsichtig, da ich ihn nicht erschrecken will. Er sitzt da zusammengekauert und schweigt seit einer Ewigkeit. Noch nicht einmal weinen tut er. Er starrt einfach auf den Pfosten von Louis' Bett.

Er tut mir so unendlich leid. Wahrscheinlich schmerzen seine Wunden noch furchtbar und auch wenn das, was ihm zugestoßen ist, schrecklich ist, wird er so in den Hintergrund gedrängt.

Als er nicht reagiert, berühre ich ihn zaghaft am Oberarm, was ihn zusammenzucken lässt. „Huh?", macht er verständnislos und jetzt sehe ich ihn:

Den Schmerz in seinen Augen. Die Trauer. Die Angst. Es scheint fast, als spiegle sein Veilchen all seine Emotionen wider. Am liebsten würde ich aufschluchzen, doch ich reiße mich am Riemen. Wenigstens einer von uns muss einen klaren Verstand bewahren. „Kaffee?" Er schüttelt den Kopf.

Seufzend stehe ich auf und sehe nochmal zu Travis. Seine Augen sind geschwollen und sein Haar zerzaust. Auch er tut mir unendlich leid. Louis ist sein Ein und Alles. Ich weiß von Anfang unserer Beziehung, dass ich mit der Liebe zu seinem Sohn nicht mithalten kann.

Louis ist Travis' größter Stolz. Er hat ihn immer in allem unterstützt, egal was es war. Die beiden waren nicht Vater und Sohn, sie waren Brüder, die immer zusammengehalten haben. Nein, sie sind es noch. Louis ist nicht tot. In unserem Schlafzimmer hängt ein Foto der beiden, auf dem Travis ihn als kleinen Vierjährigen auf seinen Schultern trägt.

Wenn all das jetzt tatsächlich vorbei sein soll, wird nicht nur für ihn eine Welt untergehen. „Kann... kann ich kurz allein sein?", bittet er mit einem flüchtigen Blick zu Harry. Dieser steht nickend auf, weshalb ich mich bei ihm einhake.

Auf dem Weg nach unten in die Cafeteria stolpert er einige Male und ich spüre, dass er kurz davor ist, zusammenzubrechen. „Alles wird gut", säusle ich, als wir in der Schlange zum Kaffeeautomaten stehen und ich beschützend meinen Arm um seine Schulter lege. „Nein", flüstert er energisch und wischt sich vorsichtig übers Gesicht. „Nichts ist gut und es wird auch nie mehr gut werden." Ich hebe eine Augenbraue.

„Harry, Schatz, machst du dir irgendwie Vorwürfe?" Wie auf Knopfdruck wird er rot und guckt verlegen auf seine Fußspitzen. „Können... können wir kurz reden?" „Natürlich, Harry. Wir können auch lange reden." Also laufen wir nach draußen, wo wir in der Nähe des Eingangs eine Parkbank finden.

„Ich hab solche Angst, dass er stirbt", schluchzt er, weswegen ich ihn näher zu mir ziehe. „Louis ist stark. Er wird überleben", versichere ich ihm, obwohl ich mir da selbst nicht so sicher bin. Ich hoffe es nur einfach. Wenn er stirbt, wird auch ein Teil von mir sterben. Ehe ich mich versehe, weine auch ich. Die Rolle der bösen Stiefmutter habe ich nie gehabt, denn Louis und ich hatten immer einen guten Draht zueinander.

Zwar nicht so einen engen wie Harry oder Travis und er, aber wir haben uns gut verstanden. Immer. Die Vorstellung, ihn nie wieder sehen zu können, bricht mir das Herz. „Und was wenn nicht?!" Er schreit fast, sodass er einige Blicke auf sich zieht, doch das kann uns egal sein.

„Er wird. Du kennst ihn doch. Bestimmt geht er uns in drei Wochen wieder auf die Nerven, weil er mal wieder zu faul ist, aufzuräumen." Allerdings kann ich Harry damit in keinster Weise beruhigen. „Mum, selbst wenn er das hier überlebt, wird er sterben", sagt er finster, was mich erschreckt.

„Was.. was meinst du?" Stöhnend rauft er sich die Haare. „Es... es tut mir so leid", murmelt er verzweifelt. „Harry, was zum Teufel meinst du? Du kannst doch nichts für den Unfall! Bitte mach dich nicht dafür verantwortlich!" „Doch!" Er springt auf und tigert auf und ab. „Mum... ich... ich muss dir was beichten...."

Harrys POV:

Ich atme einmal tief durch, dann setze ich mich wieder neben sie. Anhand ihrer Miene weiß ich, dass sie sich ernsthafte Sorgen um mich macht, was ich verstehen kann. Seit fünf Minuten rede ich Unsinn. Aber jetzt nicht mehr.

Nun beichte ich. Ich erzähle ihr alles.. Von der Sache in der Schultoilette. Von Niall, wie er mir mit dem Coming Out helfen wollte. Von Zayn. Ihre Kinnlade klappt hinunter. „Harry, du musst Anzeige gegen ihn erstatten! Er hat dich verprügelt und erpresst!"

Bis jetzt weiß sie noch nichts von Louis. Sie glaubt, Zayn würde nur wissen, dass ich schwul bin und mich damit fertigmachen. Um ihr zu verstehen zu geben, dass es weitergeht, lege ich meine Handfläche auf ihren Oberschenkel.

„Bitte. Für das, was ich dir jetzt erzähle, darfst du mich nicht verurteilen." Ihre Augen weiten sich. „Harry, ich würde dich nie verurteilen!" Oh du hast ja keine Ahnung. „Du wolltest doch, dass ich dir sage, wenn ich einen Freund habe." Nicken ihrerseits.

Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. Ich hätte nicht gedacht, es sie so schnell einzuweihen. „Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, ihn dabeizuhaben. Aber das geht schließlich nicht, deshalb muss ich da allein durch." Verständnislos runzelt sie die Stirn. „Allein durch?" Ich schweige, da ich erkenne, dass sie nachdenkt. In ihrem Gehirn rattert es, bis ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht.

„Was?! Sprichst du von..." „Ja Mum." Sie blinzelt ein paar Mal ungläubig, ehe sie sich auf ihren Knien abstützt und geradeaus starrt. „Du... du und... Louis?", haucht sie nach einer Weile. „Ja, Mum. Es... es tut mir leid." Sie richtet sich auf. „Wow." Sie schluckt. „Wow, damit hätte ich nicht gerechnet", gesteht sie.

„Zayn weiß davon und hat mich deshalb erpresst. Und gedroht, Louis etwas anzutun, falls er davon erfahren sollte. Tja, und genau das ist passiert: Ich hab mich verplappert und Louis hat Zayn eine SMS geschrieben, er solle mich in Ruhe lassen. Aber Zayn... Zayn ist zu schrecklichen Dingen fähig."

Sie zieht scharf die Luft ein. „Okay, ich hole jetzt Travis und danach fahren wir auf der Stelle zur Polizei! Das ist ja unfassbar!" Sie packt mich am Ellbogen, ich bleibe jedoch stehen.

„Ich... ich kann es Travis nicht sagen", murmle ich verlegen, woraufhin sie mir tief in die Augen schaut. „Soll ich das übernehmen? Dann hast du auch noch ein paar Minuten mit Louis allein." Dankbar nehme ich das Angebot an, bevor wir zurück ins Krankenzimmer kehren.

i know, still sad af :(

aber ey heute im unterricht hat mich ein neuer mitschüler voll komisch angestarrt... ich hab mich leicht gestalkt gefühlt xD

und nachher kaufe ich mir das dritte Afterbuch *_*

lots of love ♥



Bruderherz - Larry AU ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt