Kapitel 30: Eine Zunge, wie Blei

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Es dauerte nicht lange und das Stadion bebte. Gekreische erfüllte die abendliche Sommerluft und laute Musik drang aus den Boxen des Stadions. Die Euphorie der Masse war kaum mit Worten zu beschreiben.Ich war stiller Beobachter und grinste einfach nur breit, bei dem Gedanken, dass ich diejenige war, die vor kurzem noch im Publikum gesessen und gekreischt hatte. Nun, saß ich ganz ruhig auf einer Box, in der alles mögliche an Kabeln und Mikrofonen verstaut wurde.Einige Security-Männer, blickten ernst drein und es gab immer wieder Menschen, die von einem Ort zum anderen rannten. Und ich, ein normales Mädchen, war mitten drin. Ich war so tief in Gedankenversunken, dass ich es gar nicht bemerkte als sich plötzlich ein Mitarbeiter der Band beschwerte, dass ich es mir auf einer Box bequem gemacht hatte. „Entschuldigung, aber darin befindet sich wichtiges Equipment!", erklärte er mir aufgebracht, worauf ich gekonnt von der Box sprang. „Tut mir Leid", lächelte ich unschuldig und machte mich auf den Weg , in die Nähe der Boxen zu gehen, welche die Jungs immer auf die Bühne katapultierten. „Don't..You were never on your own...and the proof is in this song", klang es von der Bühne und ich bekam eine Gänsehaut, als ich diese Songzeilen hörte. Don't forget where you belong, hatte schon immerzu meinen Lieblingsliedern gehört. „Sie sind so toll", schwärmte plötzlich Lou, die Stylistin der Jungs. Ich schaute sie fragend an.„Verstehe mich nicht falsch", lachte sie, „Ich meine...Sie arbeiten so hart und sind fast jeden Tag unterwegs...Das beeindruckt mich wirklich zutiefst, weißt du? Ich begleite sie ja immer auf den gesamten Touren und selbst, wenn sie mal einen schlechten Tag haben,geben sie 110 %. Das ist beeindruckend." Ich nickte, weil das, was sie sagte, stimmte: „Wenn man einen Job hat, den man liebt, braucht man nie zu arbeiten", entgegnete ich daher, was Lou zum Schmunzeln brachte: „Da hast du wohl recht, Elena..." Dann, sahen wir für einen kurzen Moment beide die Rückwand der Bühne an, bevor sie sagte: „Du tust Niall übrigens gut." Ich sah sie verwundert an:„Bitte?", fragte ich, da ich dachte, dass ich mich verhört hatte, denn das kam ja in letzter Zeit öfters vor. „Du tust ihm gut", wiederholte sie und verschränkte die Arme, während sie einen Puderpinsel zwischen dem Zeige- und Mittelfinger klemmte. „Erwirkt irgendwie...befreiter...Natürlich hat er auch mehr Sorgen, was verständlich ist, aber er wirkt noch glücklicher, als jemals zuvor und das zu toppen, heißt schon etwas..." Ich lächelte: „Er tut mir auch gut...Er ist immer so fröhlich, herzlich und optimistisch..." Sie nickte zustimmend: „War er schon immer."Keine Ahnung, ob das an seiner Erziehung, Herkunft, oder seinem Job lag, aber das war eine Eigenschaft, die ich sehr an Niall bewunderte.Ich atmete tief durch, bevor ich antwortete: „Das kann ich mir denken...Er...Er zeigt mir irgendwie, dass ich auch mich selbst lieben muss, um geliebt zu werden...Ich schäme mich mittlerweile nicht mehr so schnell und lerne in kleinen Schritten, mich zu akzeptieren." Lou lächelte breit: „Dann weißt du wirklich, dass er dir gut tut...Die erste große Liebe, ist immer etwas aufregendes und etwas völlig neues. Man fühlt sich geborgen und als würde man auf Händen getragen werden...Und welche Frau, braucht nicht auch einmal Bestätigung", scherzte sie, worauf ich auch kicherte. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mit einem so wundervollen Menschen zusammen kommen würde...Bisher hatte ich leider nicht soviel Glück", gab ich zu. Lou zuckte mit den Schultern: „Im Grunde genommen, sind sie überall, diese „Fehler" auf die wir uns einlassen. Wir bereuen es, im Nachhinein, diese Erfahrungen gemacht und nicht mit jemand anderem geteilt zu haben...Reue ist ein schreckliches Gefühl...Aber man muss auch dankbar sein, für all die Niederschläge im Leben, weil man nur so lernen kann, was es heißt,nicht aufzugeben..." Da sprach sie wahre und weise Worte. „Stimmt",entgegnete ich daher und rieb mir über die Augen. Erst jetzt merkte ich, trotz des ohrenbetäubenden Lärms, dass ich verdammt müde war.„Ich habe zum Beispiel meine kleine Lux und mit ihrem Vater bin ich nicht mehr zusammen...Trotzdem...Ich bereue es nicht, mit ihm zusammen gewesen zu sein", lächelte sie, bei dem Gedanken an ihre kleine Tochter. Ich konnte nur erahnen, wie sie sich fühlte. Ich wusste schließlich nicht, was es heißt, Mutter zu sein. Aber es muss wohl ein Gefühl sein, welches man nicht mit Worten beschreiben konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 27, 2015 ⏰

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