Kapitel 21: "Hast du den Knall nicht gehört?!"

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Fassungslos starrte ich Harry an, der mich ansah, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen, wozu ich jedoch einen verdammt großen Drang verspürte! „Brennt es bei dir?!“, fuhr ich ihn an, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken. Was fiel diesem Mistkerl eigentlich ein?! „Hast du deine Zunge verschluckt, oder warum redest du nicht mehr mit mir, heh?!“ Harry sah schuldbewusst zu Boden. „I-ich...“, stammelte er, doch bekam keinen anständigen Satz über die Lippen. „Kannst du nicht mehr sagen?! Was fällt dir ein?! Ich bin mit einem deiner besten Freunde zusammen, Harry!“, warf ich ihm vor, doch er antwortete immer noch nicht. „Bist du taub?!“, kreischte ich nun aus vollem Halse, als ich plötzlich ein lautes Klacken hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah direkt in das Gesicht meines Freundes, dem unkontrolliert die Tränen in die Augen stiegen und der vor Schreck seinen Tennisschläger hatte fallen lassen.Ich war nicht einmal im Stande seinen Namen zu sagen, geschweige denn überhaupt mit ihm zu reden, denn so sehr, verletzten mich seine Tränen, die seine Wangen hinab kullerten. „Du...hast sie geküsst?!“, hauchte er voller Schmerz und sah dabei in die Richtung seines Bandkollegens. Am liebsten, hätte ich Harry mit meinem Tennisschläger eins übergebraten. „Niall...!“, flehte ich nun, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. Eine Träne nach der anderen lief an seinen Wangen hinab und ich begann mich zu fragen, ob es mal Zeit für meine Stimme wurde, mehr als nur seinen Namen zu sagen und es wurde definitiv Zeit für meine Beine, sich in seine Richtung zu bewegen, aber ich tat nichts dergleichen. „Was fällt dir eigentlich ein, meine Freundin zu küssen?! Ich dachte du wärst mein Freund?!“, hörte ich Niall brüllen, kurz nachdem ich die Augen geschlossen hatte. Wisst ihr, was das schlimmste ist, wenn die Gefühle einer Person verletzt sind, die man liebt? Es sind nicht die salzigen Tränen, die dieser Person in die Augen steigen. Es ist auch nicht die gekrümmte, unsichere Körperhaltung...nein...es sind die Augen einer geliebten Person. Denn dieser verraten viel mehr, als man selbst je erahnen könnte. Voll von Emotionen, die dir ins Gesicht springen, wenn du es auch nur wagst, über sie nachzudenken, oder sie zu erraten. „Niall!“, flehte ich erneut, denn auch ich war den Tränen nahe. Ohne, ein Wort zu sagen, bewegte Niall sich auf uns zu und hob seine Faust. Ich wusste, was er vor hatte, aber ich wusste auch, dass er dabei war, einen furchtbaren Fehler zu begehen, den er nachher bitterlich bereuen würde. „Du wirst ihn schlagen!“, versuchte ich ihm klar zu machen, als er mit erhobener Faust auf uns zu stürmte. Seine Wangen rot, wie die Glut eines erloschenen Feuers, dessen Kohle vor sich hin glimmte. Doch, als Niall keine Reaktion zeigte, warf ich mich vor Harry und fiel Niall um den Hals. „Das darfst du nicht! Niall, du wirst es nachher bereuen! Tue es nicht!“, weinte ich, worauf er zu mir hinunter sah. Ich spürte sein Herz, welches gegen seine Brust schlug und dabei donnerte es auch gegen meinen Brustkorb. „Elena...“, war das einzige, was er über die Lippen brachte und Harry...er tat nichts! Gar nichts! Aber konnte ich ihm das in diesem Moment vorwerfen? Wohl eher nicht... „Du wirst ihm weh tun, Niall...das willst du nicht...“, fuhr ich fort und senkte dabei seinen Arm mit meiner Hand, welche ich ihm sanft auf die Schulter legte. Seine Nasenflügel flatterten und sein unterdrückter Zorn, war bis hier hin spürbar. Und es gab nichts, was mich von seinem Wut noch trennte. Es gab nichts, was ich in diesem Moment am aller wenigsten in seiner Nähe fühlen wollte. „Du...“, zischte Niall voller Abscheu, als er in das Gesicht seines Kumpels blickte und dann...richtete er seinen Blick gen Boden und drehte dabei seinen Kopf zur Seite. Als ich über seine Schulter sah, erkannte ich, dass auch die Anderen dazu gekommen waren. Ihnen war der laute Streit wohl auch nicht entgangen. „Was ist denn hier...“, wollte Louis gerade aussprechen, als Niall plötzlich kreischte: „Hier ist nichts los! Haut alle ab! Geht einfach!“ Liam sah besorgt in seine Richtung: „Niall, was ist pass...“, doch weiter kam er nicht, denn Niall wiederholte seine Worte: „Haut ab! Verschwindet alle einfach!“ Dann, sackte er vor meinen Füßen zusammen und presste seinen Kopf auf seine verschränkten Arme. Dabei hörte ich sein leises Wimmern und fühlte den Schmerz, der mir ein tiefes Loch in meine Brust fraß. Mittlerweile war auch anderen Besuchern unsere heikle Situation aufgefallen und ich war in diesem Moment einfach nur ratlos. Anstatt auf die Fragen der Anderen zu antworten, kniete ich mich zu Niall hinunter. „Niall ich...“, begann ich, doch er wimmerte nur gedämpft: „Hau ab!“ An seiner Stelle, so wusste ich, wäre ich noch sensibler gewesen. Doch plötzlich, stand er einfach auf, griff seinen Tennisschläger und verließ, ohne zu zögern die „Zockerhalle“. Verdutzt sahen wir ihm hinter her. „Bleibe hier, Niall! Wir..wir können das doch klären!“, flehte ich hilflos und auch ich wurde schwach und hätte beinahe wieder losgeheult. „Elena!“, hörte ich eine besorgte Stimme rufen und erkannte, dass es Celine war, obwohl ich immer noch mein Gesicht in meinen Händen vergrub. „Okay, leierte Zayn, es wäre vielleicht mal ganz gut, wenn wir erfahren könnten, was los ist...“ Ich, wie vom Hafer gestochen, drehte mich um, zeigte mit meinem Zeigefinger auf Harry und zischte: „Das ist alles deine Schuld! Das ist alles allein deine Schuld!“ Ich bemerkte nicht einmal, dass ich schrie. Doch, auch das wäre mir egal gewesen, denn er hatte mich geküsst. Ohne Grund. Hatte er gewusst, dass Niall zusieht? Oder hatte er genau das geplant? Aber wieso dann ausgerechnet der Zeitpunkt, in dem ich auf Toilette gehe? Ich wusste keine Antwort auf all meine Fragen. „Seine Schuld? Worum geht es hier überhaupt?!“, meldete sich nun Celine zu Wort, die genau wie alle anderen, nur Bahnhof verstand. Zurecht. Sie konnten ja alle nicht wissen, was vorgefallen war. „Harry, was ist gerade passiert?“, fragte Liam und die anderen nährten sich uns. „Ich...oh scheiße!“, fluchte Harry und schlug sich die Hände vors Gesicht. „Das kannst du aber laut sagen!“, schrie ich ihn an. „Was ist denn geschehen?“, fragte Celina und kam zusammen mit Celine auf mich zu. „Er ist geschehen!“, schrie ich und deutete auf Harry. „Du kannst ihnen ja erklären, was du für Mist gebaut hast!“, fügte ich noch hinzu. Harry sah noch ratloser aus, als ich es selbst war. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zeigte ich ihm meinen Mittelfinger und ging aus der Zocker-Hall hinaus, um Niall zu suchen. Kurz nachdem ich, mit vielen fragenden Schreien hinter mir, das Gebäude verlassen hatte, sah ich sofort den blonden Schopf, der dort auf dem Boden saß und sich die Haare raufte. „Oh mein Gott, ist das Niall Horan?!“, hörte ich plötzlich aufgeregte Stimmen von der anderen Straßenseite und schaute dann auf Niall, der verwirrt aufsah, während die Mädchen ihre Handys zückten und wahrscheinlich twitterten. Noch schlimmer. „Niall!“, kreischte ich und er schaute über seine Schulter und ich sah zu, wie die Mädchen über die Straße rannten. „Verschwinde!“, formten seine Lippen die Wörter, die mir einen Stich versetzten. „Niall, du kannst hier nicht so einfach sitzen bleiben! Sie haben getwittert! Hier ist gleich alles voll von Teenagern! Niall, bitte, bitte, komme jetzt mit! Ich bitte dich! Dann können wir darüber reden, ja?! Wir reden darüber, aber Niall...bitte komm jetzt mit!“

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