chapter 2 | slap

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chapter 2 | slap

"Em? Hast du deine Brote?"
"Ja, Mama"
Genervt sah ich mich noch einmal um.
Dann ging ich mit schnellen Schritten aus unserer Wohnung.

Ich hatte ja so eine Lust auf Schule.
Vor allem auf Hardy und seine Spacken-Gang.
Ich hasse ihn. Er hasst mich.
Laut seufzte ich, als ich darüber nachdachte, dass es jetzt fast 10 Jahre so ging.
In der ersten und zweiten Klasse blieb er mir erspart, doch in der dritten Klasse, als er in meine Klasse wechselte, wurde er sofort super aufgenommen. Von mir wollte er nie etwas wissen. Er sah mich nicht an, außer wenn er mich auslachte.
Als wir nach der vierten Klasse auf das gleiche Gymnasium wechselten, fing ich an, an Karma zu glauben.
Ich weinte oft wegen ihm.
Seit ca. der achten Klasse wurde ich stärker, härter. Ich konnte mich wenigstens ein bisschen gegen ihn wehren. Doch als dann seine Youtube-Karriere begann, konnte ich gar nichts mehr tun. Alles und Jeder vergötterten ihn. Jeder der gegen ihn war (was eigentlich nur ich war) wurde plattgemacht.
Ich sag ja nur Meinungsfreiheit. Aber gut.
Kommen wir zu meinem aufregenden Schulweg zurück.
Ich laufe an einer Straße entlang, an der vielleicht alle 3000 Stunden mal ein Auto langfährt. Es ist so aufregend.
Nach ca. 20 Minuten kam ich an dem großen Schulgebäude an, in und vor dem sich schon dutzende Menschen tummelten. Ich ging zu meinem Klassenraum und wartete bis unser Lehrer kam.

Als wir in der vierten Stunde Englisch hatten, hatte ich schon wieder so einen Hals auf die Hardy-Gang, dass ich am liebsten rausgerannt wäre.
Als ich vor einem Text über Immigration saß den ich übersetzten sollte, rauchte mir schon fast wieder der Kopf.
"Emily, wie viel hast du denn schon geschafft?"
Mein Herz fing an zu pochen.
Natürlich nichts.
"Nichts"
Eine Stimme hinter mir ertönte und ich drehte mich um.
"Felix, halt deine Fresse! Halt endlich deine scheiß Fresse!" schrie ich und alle zuckten zusammen, außer Felix der sich mit hochgezogener Augenbraue zurücklehnte.
"Wie gehts eigentlich deinen Vater, Emily?"
Ich schnappte panisch nach Luft.
Das kann er doch nicht tun.
Ich stand auf, holte aus und schlug im mit voller Kraft ins Gesicht.
"Wie kannst du nur?"
Geschockt über meinen Angriff, sah er mich an.
"Spinnst du?" keifte er und rieb sich mit schmerzverzogenem Gesicht die Wange.
Ich wurde zurück gezogen und wollte mich wehren bis ich merkte, dass es meine kochende Englischlehrerin war.
"Zum Schulleiter. Beide! SOFORT" schrie sie und schob mich aus dem Klassenzimmer. "Aber- wieso ich?" fragte Felix panisch.
"Geh!" brüllte sie und ich lief schon mal los um nicht neben Felix gehen zu müssen. Doch komischerweise holte er auf.
"Danke, echt" zischte er und überrascht drehte ich mich zu ihm.
Ich hatte noch einzelne Wuttränen in den Augen. Mein Vater war tot.
Und er.. Er hasst mich wohl sehr. So sehr dass er meine tiefste Wunde wieder aufreißt. Ich merkte wie ich von innen wieder herunter gezogen wurde und sich langsam eine Leere in mir ausbreitete.
Stumm liefen wir zum Rektor und setzten uns ins "Wartezimmer", was zwei Bänke vor dem Büro waren. Trübselig saß ich hier neben Felix und wartete auf mein Urteil.
Als wir reingebeten wurden, erzählte Herr Müller den üblichen Scheiß von "Will ich hier nicht sehen" und "keine Disziplin"
bla bla bla
Das einzige woran ich denken konnte, war meine Wut auf Felix.
Als er fertig war und wir aufstanden sagte er plötzlich "Felix? Bleibst du bitte noch hier?"
Verwirrte nickte er und ich verließ das Büro allein.
Felix und ich müssten jetzt für eine Woche, die Bibliothek auf Trab halten.
Buchführung, putzen, einsortieren.
Und das für eine Woche. Nachmittags. Mit meinem Lieblingsmenschen.
Voller Wut ging ich zurück zu unserem Klassenzimmer und setzte mich kommentarlos auf meinen Platz, während mich alle anstarrten. Als Felix nach 10 Minuten auch hereinkam, fing das Getuschel an. Viel verstand ich nicht.
Nur; Hure, Bibliothek, Scheiße, Opfer und 1 Woche.

Missgeburt.

Als ich endlich zuhause war, schmiss ich mich auf mein Bett und öffnete sofort meinen Laptop und checkte kurz Tumblr, was sich nachher als 3 Stunden herausstellten.
Nach dem Abendessen ging ich sofort ins Bett. Schließlich müsste ich morgen noch länger in der Schule bleiben als sonst.

shut up, hardy.  ➳ RotpilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt