Prolog

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Eleanor 22. März 2015

Ich weiß nicht, wie lange ich schon völlig paralysiert auf den eckigen Bildschirm meines Laptops starre und mir meine rechte Hand fest auf den Mund presse, nur um keinen Laut von mir zu geben.

Es scheint, als wäre die Zeit stehen geblieben und mit ihr auch meine Fähigkeit mich zu bewegen.

Das Bild vor mir ist nicht mehr klar zu sehen, aufgrund der Tränen, die sich langsam aber sicher in meinen Augen bilden. Jedoch bleiben diese an ihrem Ort und wagen es nicht, über meine Wange zu laufen. So, wie sie es normalerweise schon längst getan hätten.

Allerdings ist es dieses Mal anders.

Anders als die Tage davor.

Mit jeder weiteren Sekunde die vergeht, dringt das Bild in meinen Kopf ein. Dabei fühlt es sich so an, als würde es sich direkt dort hinein brennen und eine tiefe Wunde hinterlassen. 

Dieses Lächeln. Dieses besondere Lächeln auf seinen rötlichen Lippen, welches er, vor nicht allzu langer Zeit, nur mir schenkte. 
Neben ihm steht eine wunderschöne Brünette, die in die selbe Richtung blickt wie er.

Meine Aufmerksamkeit huscht auf das Bild, welches sich direkt neben diesem befindet. Augenblicklich bildet sich in meinem Hals ein riesiger Knoten aus und ich habe das dumpfe Gefühl, nicht mehr atmen zu können. 

Alles in mir möchte Schreien.

Schreien nach Hilfe.

Hilfe, für den unsäglichen Schmerz, der sich rasend schnell in mir ausbreitet und nicht mehr zu stoppen scheint.

Langsam gleitet meine freie Hand zu dem leuchtenden Bildschirm. Wie wild geworden versuche ich das Bild dort wegzuwischen. Jenes, das mein Herz nun endgültig in tausend Teile brechen lässt. Während meine Sicht nun vollkommen verschwimmt, reibe ich immer energischer über das, sich im Pool, küssende Paar vor meinen Augen - in der Hoffnung, dass das Bild verschwinden wird.

Doch es schwindet nicht. 

Es bleibt und strahlt mir nur noch deutlicher entgegen als zuvor.

"Es ist das Beste für uns beide, El. Wir sehen uns, wenn es denn überhaupt hinkommt, drei Monate im Jahr. Die restlichen neun bin ich unterwegs. Ich merke doch, wie sehr dich das Ganze belastet. Glaub mir, für mich ist das nicht leicht. Du weißt nicht, wie sehr du mir jedes verdammte Mal fehlst. Es ist eine Qual. Immer wieder aufs Neue. Doch jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr kann und das auch nicht mehr will, El. Ich liebe dich... Aber es ist vorbei."

Qualvolle vierzehn Tage sind seit diesem Gespräch und der Trennung von Louis vergangen.

Es geschah an dem Tag, als ich gemeinsam mit Sophia nach Australien flog, um so die freie Zeit die die Jungs dort hatten, mit Louis zu verbringen. Dieses Treffen war seit einigen Wochen geplant.

Hätte ich jedoch gewusst, wie dieses enden würde, so wäre ich sicher niemals in den Flieger gestiegen. Egal wie egoistisch das vielleicht auch klingen mag.

Natürlich war mir bewusst, dass ihn die dauerhafte Entfernung zwischen uns belastet. Denn mir ging es all die Monate nicht anders. Im Gegenteil. Jedoch war es mir die Zeit des Wartens wert. Egal, wie lange wir voneinander getrennt waren und so schwer es auch sein mochte...

Louis war all das wert.

Jedes neue Aufeinandertreffen nach einer längeren Zeit, wurde etwas Besonderes und unsere Liebe wuchs von Tag zu Tag ein Stückchen mehr. Louis war für mich der Mann, bei dem ich mir sicher war, dass ich ihn eines Tages heiraten werde.

Doch vor zwei Wochen kam der Fall.

Der Fall, der mich schmerzhaft auf den harten Boden der Realität aufschlagen ließ.

Und die grausame Realität ist nun mal, dass nichts für immer ist. Wie stark es auch sein mag. Irgendwann zerbricht alles. So auch unsere Beziehung.

Das Schlimme ist jedoch, dass ich die Einzige von uns bin, die tatsächlich unter der Trennung leidet. Die Tatsache, dass Louis bereits nach zwei Wochen eine andere Frau an seiner Seite hat - und es dabei so öffentlich zur Schau stellt - zeigt mir, dass es ihm nicht annähernd so schwer fiel unsere Beziehung endgültig zu beenden, wie er an diesem Tag behauptete.

Hastig klappe ich meinen Laptop zu und schiebe ihn weg von mir. So als wäre er in Gift getränkt.

Langsam bahnt sich eine heiße Träne ihren Weg über meine Wange. Dieser einen folgen immer mehr, während ich das Gefühl habe, komplett zu zerbrechen. Ich ziehe meine Beine eng an meinen Körper heran und beginne, leicht hin und her zu schaukeln, um somit die grausame Realität zu verdrängen.

Nämlich, dass wir mit diesem Bild unser endgültiges Ende gefunden haben. 







The end of usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt