Kapitel #2

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Louis

Darauf bedacht, nicht auf das kleine Herz unter dem Bild zu drücken, streiche ich über mein Handydisplay. Das strahlende Lächeln auf ihrem schönem Gesicht, hinterlässt ein gewaltiges Ziehen in meiner Magengegend.  

Nicht, dass ich ihr es nicht gönne glücklich zu sein. Im Gegenteil. Allerdings tut es unheimlich weh zu wissen, dass sie es auch ohne mich ist. 

Vier Monate ist es her, seit ich mich von ihr getrennt habe - in dem Glauben, dass es das Beste für uns Beide ist. Doch ehrlich gesagt, war diese Annahme falsch und einfach nur unglaublich dämlich - das habe ich auch ziemlich schnell begriffen. 

Denn seit der Trennung, fällt mir jedes Lachen, jedes Lächeln und jeder ansatzweise freundliche Gesichtsausdruck unheimlich schwer.
Aber ich funktioniere.
So wie ich es tun soll und die Welt mich sehen will. Nach außen hin, bin ich immer noch der humorvolle Louis, der immer einen kecken Spruch auf den Lippen hat.
Doch innerlich... Da ist nichts als Leere. 

Und genau diese Leere brachte mich dazu, mich mit den unzähligen Frauen abzulenken. Inzwischen habe ich selbst verstanden, dass es falsch war, diesen einfachen Weg zu wählen. Jedoch gaben diese Frauen mir für eine Zeit lang das Gefühl, lebendig zu sein. 

Ein Gefühl, dass ich seit der Trennung von Eleanor kaum mehr verspüre. 

"Louis, ist alles in Ordnung?" Schnell stecke ich mein Handy unter das Kopfkissen und widme meine Aufmerksamkeit an Briana, die mit ihren schlanken Fingern über meinen nackten Oberkörper streicht und damit beginnt, küsse über ihn zu verteilen. 

Ekel überkommt mich. 

Ekel wegen der Tatsache, dass ich erneut mit ihr im Bett gelandet bin, nur damit ich weiß, dass ich tatsächlich noch lebe. "Natürlich." Ich drücke ihren Kopf vorsichtig von mir weg und steige hastig aus dem Bett. "Nette Aussicht." Während ich nach meinen Boxershorts greife, verdrehe ich meine Augen und laufe  schließlich in das angrenzende Bad des Hotelzimmers. 

Ich weiß immer noch nicht, warum ich mich vor zwei Monaten ausgerechnet auf eine Affäre mit ihr ein ließ.
Naja gut. Vielleicht liegt es daran, dass sie einfach das komplette Gegenteil von Eleanor ist - sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter her. 

Kopfschüttelnd verdränge ich den Gedanken an das warum und stelle mich in die großräumige Dusche. Ich lasse das eiskalte Wasser über meinen Körper fließen, in der Hoffnung, dieses dreckige Gefühl loszuwerden, erneut den selben Fehler hinter mir zu haben, der mir schließlich El genommen hat. Seufzend schließe ich die Augen und fahre mir mit meinen Händen über das Gesicht. 

Unwillkürlich gleiten meine Gedanken erneut zu Eleanor. 

Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurück drehen. Bis hin zu dem Zeitpunkt in Australien. Wie ich mich darauf freute, El wieder zu sehen. 
Meine El. 
Ich hatte unzählige Pläne geschmiedet, wie ich meine kostbare freie Zeit mit ihr verbringen möchte. Immerhin war die Zeit ein reinstes Privileg - auf meinen Beruf betrachtet. 

Doch als Eleanor mir nach fast drei Monaten endlich gegenüber stand, warf ich alle Pläne innerhalb einer Sekunde über Bord. Die dunklen Ringe unter ihren Augen und das müde Lächeln auf ihren Lippen öffneten mir schmerzhaft die Augen. So konnte es einfach nicht weiter gehen. 

Jedoch bereue ich nichts mehr, als dass ich uns deshalb aufgegeben habe. 

Seit diesem grauen Tag, habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Die Nachricht zu ihrem Geburtstag, war ein verzweifelter Versuch dafür, diesen wieder aufzubauen. 

Das sie mir nicht auf meine Nachricht geantwortet hat, zeigt, dass sie mit mir abgeschlossen hat. Endgültig.
Und ich kann es ihr nicht einmal verübeln.
Immerhin war ich derjenige, der diese Beziehung zerstört hat. Und ich war derjenige, der ihr das Gefühl vermittelte, ohne sie zurecht zu kommen. 

The end of usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt