Kapitel #25

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Eleanor

"So und da wir jetzt alles hergerichtet haben, kannst du mir bitte endlich verraten, was zum Teufel wir hier eigentlich machen?" Meiner Meinung nach eine wirklich berechtigte Frage. Bis jetzt habe ich mich noch brav zurückgehalten und bin Ben mit meiner Fragerei nicht auf die Nerven gegangen - nicht im Auto und auch nicht beim herrichten. Da wir aber jetzt auf einer Decke, mitten im Nirgendwo sitzen, finde ich, dass es so ganz langsam Zeit wird zu erfahren, warum wir hier sind.

Ich stupse Ben auffordernd in die Seite und hoffe nun endlich auf eine Antwort. Jedoch zuckt er nur mit den Schultern und legt sich nach hinten auf seinen Rücken. Ohne mir und meiner Frage überhaupt Beachtung zu schenken, verschränkt er seine Hände im Nacken und beginnt fröhlich vor sich hin zu pfeifen.

Fassungslos betrachte ich ihn von der Seite. "Verdammt, Ben!" Ich weiß nicht wie er es schafft, da ich eigentlich ein wirklich ruhiger Mensch bin - allerdings bringt er mich in diesem Moment dermaßen zur Weißglut, dass ich schon das Bedürfnis habe, ihm die Thermoskanne in den Bauch zu rammen. Nur schwer, kann ich meine zuckende Hand zurückhalten.

Ein Schmunzeln legt sich auf seine Lippen, ehe er seinen Kopf zu mir dreht. "Liegt das nicht auf der Hand? Sieh doch mal nach oben." Widerwillig komme ich seiner Aufforderung nach und blicke nach oben, in den mit Sternen bedeckten Himmel. Mein Mund öffnet sich, bereit ihm irgendetwas schlagfertiges an den Kopf zu werfen, jedoch kommt über meine Lippen lediglich ein einfaches wow. Ich bin mir sicher, noch nie so viele Sterne auf einmal gesehen zu haben. Es ist ein Bild der Götter. So scheint es zumindest. Mist! Irgendwie ist das hier gerade scheiße romantisch.

"Hat es dir die Sprache verschlagen?" Nur vage dringt die belustigte Stimme von Ben in meinen Kopf. Innerlich klatsche ich mir mit der flachen Hand ein paarmal auf die Wangen, ehe ich meinen Kopf zu meinem Begleiter drehe, welcher mich nur herausfordernd angrinst. Und so schön das hier gerade auch sein mag... Ich werde ihm diesen Triumph ganz sicher nicht gönnen.

Spöttisch ziehe ich eine Augenbraue nach oben und lehne mich beabsichtigt provozierend nach vorne. "Du willst also hier liegen und Löcher in den Himmel starren?" Er seufzt erleichtert auf und presst sich dabei seine Hand dramatisch gegen die Brust. "Gott sei dank. Ich dachte schon, das du es nie kapierst." - "Na hör mal. Das hätte man ohne weitere Probleme auch von Zuhause aus machen können, statt unzählige Kilometer weit, in die wahrscheinlich größte Pampa zu fahren, die London überhaupt zu bieten hat."

Plötzlich fängt Ben ohne jegliche Vorwarnung lauthals an zu lachen, was mich nur dazu bringt, ihn völlig verwirrt anzusehen. "Mensch, Eleanor. Du musst auch wirklich immer das letzte Wort haben, oder? Ich habe dich natürlich nicht ohne Grund hierher gebracht." Bei den letzten Worten wird er ernst und kratzt sich schon beinahe verlegen im Nacken. "Okay. Scheiße, dass ist jetzt wirklich peinlich." Ich beiße fest auf meine Unterlippe und unterdrücke ein Schmunzeln, da er tatsächlich nervös zu sein scheint - obwohl es meiner Meinung nach, überhaupt keinen Grund dafür gibt. Leise räuspert er sich. "Das hier sollte eigentlich unser zweites Date sein. Da wir das letzte Mal ziemlich viel Action hatten, dachte ich mir, dass wir es dieses Mal etwas ruhiger angehen lassen." - "Unser zweites Date?"

Wenn es mir bis gerade eben nicht die Sprache verschlagen hat, dann ist definitiv jetzt der Zeitpunkt dafür gekommen. Hätte mir jemand vor ein paar Stunden gesagt, dass Ben eine romantische Ader an sich hat... Ich hätte denjenigen eiskalt ausgelacht und die nächstbeste Nummer für eine Menschenkenntnis-Beratung in die Hand gedrückt. Ich meine Ben und Romantik. Das passt genauso gut zusammen wie Honig und Speck. Nämlich gar nicht. Nicht das ich es schon mal probiert hätte oder so.

"Wenn es dir nicht gefällt, dann lass uns gehen." Ben ist drauf und dran, sich von seinem Platz zu erheben, weshalb ich schnell nach seinem Handgelenk greife und ihn fest zurückziehe. Jedoch wird mir die Konsequenz des starken Ziehens deutlich bewusst, als er mit einem gedämpftem Uff, halb auf mir landet. Sämtliche Luft wird aus meinen Lungen gepresst, was zugegebenermaßen nicht an seinem Gewicht liegt - sondern an der Tatsache, dass sein Gesicht gerade einmal wenige Zentimeter von dem meinem entfernt ist.

The end of usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt