Kapitel 9

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 Joeys Vater war inzwischen Bewusstlos, und ich frage mich wo Joeys Mutter ist. Joey hob mich hoch und legte mich auf die Couch, dort setzte er sich neben mich und holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Verwirrt guckte ich ihn an doch er beruhigte mich indem er meine Hand tätschelte.

Er rief die Polizei an und kurz darauf kamen die auch um seinen Vater einzusammeln. Mir ging es inzwischen schon etwas besser, aber erschöpft war ich immer noch sehr. Die beiden Polizisten nahmen unsere Aussagen auf und verfrachteten den immer noch Bewusstlosen Vater ins Auto. Den waren wir erst mal los. Joey schloss die Tür hinter den Polizisten und kam wieder zurück zur Couch. Keiner sagte was, wir saßen nur schweigend da. Ich war es die die Stille brach: „Wo ist deine Mutter?“, „Geschäftsreise.“ Antwortete er kalt. Wieder Pause…

„Es tut mir so leid, doch du hättest nicht kommen sollen. Hast du große Schmerzen?“ fragte er zögernd.

„Nein, überhaupt nicht“ Log ich um ihn nicht weiter zu beunruhigen. Ich wusste leider dass er wusste dass ich log, ich wollte jetzt nicht über meine Schmerzen reden, ihm musste es doch viel schlimmer gehen!

„Wie fühlst du dich denn? Fragte ich vorsichtig

„Es geht, einerseits hab ich gerade meinen Vater ins Gefängnis gebracht, aber andererseits war es wahrscheinlich besser so.“ beantwortete er meine Frage leise.

„Willst du darüber reden? War er schon immer so?“ fragte ich weiter.

„Manchmal, wenn er von seinen Geschäftsreisen wieder gekommen ist, und das früher als Mum. Er verbringt dann immer den ganzen Tag in irgendeiner Kneipe und kommt dann nachmittags her, um mir Respekt beizubringen. Er ist dann nicht mehr derselbe, er ist so wie gerade eben. Ich hab keine richtige Angst vor ihm, denn ich weiß es wird bald vorbei sein. Doch als du heute kamst konnte ist das nicht zulassen, das er dir weiterhin wehtut! Ich weiß nicht warum er so ist, ob er vielleicht selber irgendein Kindheitstrauma erlebt hat oder einfach nur verrückt ist. Auf jeden Fall musste ich heute was dagegen unternehmen, ich konnte einfach nicht mit Ansehen wie er dich…“  er brach ab und sprach seinen Satz nicht zu Ende.

„Und deine Mutter?“ fragte ich sanft weiter.

„Meine Mutter… Meine Mutter wusste von alledem nichts. Es hätte ihr das Herz gebrochen zu erfahren dass ihr Mann so ist. Es wird ihr gleich das Herz brechen wenn sie nachhause kommt und mitkriegt das ich, ihr eigener Sohn ihren Mann ins Gefängnis gebracht hat.“ Antwortete er geknickt auf meine Frage. Das ist schon echt ein trauriges Familien Drama hier. Ich wollte Joey in den Arm nehmen um ihn zu trösten deshalb versuchte ich mich aufzusetzen, bekam jedoch ein heftiges Stechen im Bauch zu spüren und musste sofort die Bewegung unterbrechen. Langsam ließ ich zischend die Lauft aus um den Schmerz zu verringern.

„Du hast doch Schmerzen Vic!“ rief Joey entsetzt und sprang auf. Er stützte mich und drückte mich dann sanft wieder in die Liegeposition. Ja so sieht es aus wenn Vic versucht unauffällig mit ihren Schmerzen zu sein.

„Die hätten doch einen Krankenwagen holen sollen.“ Sagte Joey der neben der Couch kniete und sich über mich beugte.

„Ach ne, lass mal! So schlimm ist es nun wieder auch nicht.“ Entgegnete ich gelassen.

„Wo tut es denn weh? Mach mal das Top hoch!“ forderte er mich auf.

Ich rührte mich nicht aus Angst irgendwelche Schmerzen könnten schlimmer werden. Das schmerzvolle Stechen im Bauch hatte nachgelassen sobald ich mich nicht mehr bewegte also bin ich doch nicht so blöd und bewege mich noch mal extra.

„Na gut, wenn du nicht willst. Dann muss ich wohl selber…“ sagte Joey und streifte dabei langsam und Stück für Stück mein Top hoch. Ich hielt die Luft an um den Schmerz besser kontrollieren zu können. Als er bei der schmerzenden Stelle angekommen war zuckte ich verkrampft zusammen und er hatte verstanden. Vorsichtig hob er das Shirt noch ein Stück zurück und seine Augen wurden riesig, dann füllten sie sich voller Trauer. Er blickte mich wieder an und sagte: „Vic wirklich, du musst mir glauben. ES TUT MIR SOO LEID!“ Ich guckte ihn erstaunt an, war es wirklich so schlimm? Das konnte doch nicht sein. Ich wedelte mit meinen Händen als Zeichen er solle seine Wegnehmen damit ich mit das selber auch mal anschauen kann. Oh ja, es war ‚soo schlimm‘ mein ganzer Bauch war übersät von blau-lila-braunen Flecken. Doch an der Stelle wo ich das Stechen gespürt hab, dort befindet sich ein riesiger fast schwarzer Fleck. Ich starte ihn an und sagte dann: „Ohh mein Gott.“ Langsam ließ ich das Top sinken und guckte Joey an. „Sicher dass du nicht ins Krankenhaus willst?“ fragte der nur hilfsbereit und immer noch besorgt.

Wenn Liebe tödlich ist - zwischen Liebe und  HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt