Kapitel 24

3.6K 167 1
                                    

Der Schulunterricht wollte einfach nicht vergehen, und ich starrte nur noch durch die Gegend. Vom Unterricht bekam ich nichts mit. Ach ja, Emil hatte die Klasse gewechselt – er war jetzt in einer der Parallelklassen. Zum Glück! Warum weiß ich auch nicht, plötzlich war er nicht mehr da, und ich hab dann nachgefragt. Das ist aber schon eine Woche her. Als es endlich klingelte, stürmten schon alle aus dem Klassenzimmer und ich packte noch meine Sachen zusammen. Auf dem Weg zum Schultor kam Tino und sprach mich an: „Na, schon für die Geschichtsklausur gelernt?“ Entgeistert starrte ich ihn an. „Wann ist die?“ fragte ich hektisch. Die Geschichtsklausur musste ich nochmal schreiben weil ich die auf der anderen Schule ja nicht geschrieben hatte. „Morgen.“ Antwortete Tino knapp. Ich dachte ich falle gleich in Ohnmacht. Ich hab die letzten 3 Jahre im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst und ich kann echt nichts.
Doch ich hatte ein Idee, na was wäre denn auch eine Vic ohne ein Idee! Ich setzte den Hundeblick auf und lächelte Tino süß an. „Bitte bitte bitte!“ sagte ich verführerisch zu ihm. Er rollte mit den Augen und willigte dann doch ein. Er wollte mir helfen beim Lernen. Wie gut es ist Freunde zu haben. Wir waren schon fast bei der Bushaltestelle da kam Finn angerannt. Wiedermals kam mir eine Idee und ich hielt ihn an. Später stellte sich heraus dass meine Idee nicht so gut war, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht.
„Finn! Kommst du vielleicht auch mit zu mir? Wir wollen Geschichte lernen!“ schlug ich vor. Finn dachte kurz nach und sagte dann: „Na klar, ich könnte auch ein paar Nachhilfe stunden von Lehrer Tino gebrauchen!“ Lachend liefen wir weiter. Seitdem ich Santino auf Tino getauft hatte, nannten ihn wirklich alle so.
Wir stiegen zusammen in den Bus der gerade gekommen war und keine 20 Minuten später waren wir bei mir zuhause. Zum Glück hatte ich gestern noch aufgeräumt, sonst wäre das nicht so toll. Als wir das Haus betraten war niemand da außer Whiskey. Der kam sofort angerannt und sprang die beiden Jungs an. Sie lachten und nahmen es zum Glück ganz locker. Nachdem alle ihre Schuhe ausgezogen hatten fragte ich sie ob sie was zu trinken haben wollten oder was zu essen, doch sie verneinten beide. Wir gingen hoch in mein Zimmer. An der linken Seite meines Zimmers steht das riesige Doppelbett. Genau darüber an der Wand war ein großes Bild von mir mit meinen ganzen Freunden. Auf der anderen Seite, neben dem Fenster war der Schreibtisch und etwas Abseits stand der riesige Kleiderschrank. In der einen Ecke des Zimmers war noch ein Regal indem Bücher und Fotos verstaut sind. Mein Fernseher hing an der Wand, gegenüber von meinem Bett. Mein Laptop lag auf meinem Bett. Genau neben der Tür lag Whiskeys Körbchen – was er eh nie benutzte weil er auf meinem Bett schläft. Die Wände waren helllila, so dass mein Zimmer von Anfang an Gemütlich rüberkam. Eine kleine Couch ist ebenfalls in dem Zimmer, die befindet sich genau hinter meinem Bett. So dass sie mit der Lehne genau an der Bettkante steht. Ja so könnte man mein Zimmer im groben beschreiben. Überall hängen noch Bilder und Deko, also sowas wie eine Girlande mit ein paar Weihnachtsähnlichen Kugeln die an der Wand vor meinem Schreibtisch hing. Diese Kugeln leuchten und dienen als Lampe für den Schreibtisch. Lasst uns jetzt nicht länger über mein Zimmer reden, es gibt wichtigeres!
Wir setzten uns wirklich auf den Boden und wollten lernen, bis Finn was trinken wollte und runter ging ich vertraute ihm und ließ ihn alleine gehen. Nach gut 20 Minuten kam er wieder, die Hände hinter dem Rücken versteckt und sagte: „Ratet mal was ich gefunden hab!“ Wir waren Ahnungslos, und antworteten nur Quatsch.
„Äh, dein Gehirn?“ fragte ich belustigt, er rollte mit den Augen und zeigte uns seinen Fund.
„Ne man!“ sagte Tino ernst. „Wir wollten doch lernen!“ sagte ich um Tinos Aussage zu verstärken. „Ach Leute seit keine Spießer, so lässt es sich viel besser lernen!“ sagte Finn und setzte sich wieder zu uns und den Geschichtsbüchern auf den Boden. Er öffnete eine Bierflasche und trank sie in einem Zug aus. Dann stellte er Tino eine hin, obwohl der nicht wollte ließ es sich nach kurzer Zeit doch überreden. Ich blieb stur. Die nächsten 2 Stunden war von Lernen keine Rede mehr, und die beiden Jungs waren total besoffen. So jetzt denkt mal nichts Falsches von uns, wir sind halt 17! Außer Finn, der ist schon 18. Ich saß auf meinem Teppich und war irgendwie voll verzweifelt. Wir haben nichts gelernt, und dazu wird es auch nicht mehr kommen so wie es aussieht.
Plötzlich klingelte es und ich ging Kopfschüttelnd hinunter zur Tür. Ich bin ja morgen so am Arsch, in Geschichte. Ich schaute immer noch die Treppe hoch, denn ich hatte Angst dass die Jungs irgendwas anstellten. Immer noch zur Treppe schauend öffnete ich die Tür. Ich hatte ja so ein Glück das meine Eltern oder Markus noch nicht da sind. Was wäre wenn Markus mich mit 2 besoffenen Jungs in einem Zimmer erwischen würde?
Als ich endlich zur Tür blickte, erstarrte ich. Vor der Tür stand Luke mit einer Blume in der Hand. Luke lächelte mich an, och wie ich dieses Lächeln liebe.
„Es tut mir so leid, ich…“ sagte er, doch er stockte und schaute hinter mich. Genau in dem Moment als er angefangen hatte zu reden ist Finn mit Tino die Treppe herunter gekommen. Tino hatte gerufen: „Wo bleibst du denn Schatz?“ und Finn, der schneller unten war als Tino, hatte mich von hinten Umarmt.
Lukes Gesichtsausdruck änderte ich schlagartig und er sagte nur noch kurz: „Ich wusste nicht das du Besuch hast, Tschau.“ Dann drehte er sich um und ging davon. Ich löste mich aus Finns Armen und brüllte ihn an: „Boah du Arsch! Du hast eine Freundin, Geh bloß weg!“ er verstand nichts und schaute mich weiterhin verträumt an. Warum störte es mich denn überhaupt das Luke sauer ist? Warum? Ich schubste Finn und Tino weg, dann rannte ich einfach Luke hinterher. Mein Verstand brüllte mich an und schrie: NEIN! Doch mein Herz sagte das es das richtige ist.
Ich hatte keine Schuhe an und meine Socken waren klitsch nass. Hatte es geregnet? Ist ja auch egal!
Luke lief einfach weiter ohne mich zu beachten, er war kurz vor seinem Motorrad. Ich rief nach ihm doch er zeigte keine Reaktion. Wie dickköpfig kann man nur sein?
Er setzte sich auf sein Motorrad, und ich schrie förmlich: „Nein!“
Er blickte mich kurz an, das war meine Chance. Ich schmiss mich vor sein Motorrad. Er blickte mich kalt an und sagte: „Geh weg“ ohne jede Gefühlsregung. Was ist denn mit dem los? Wenigstens hatte ich es geschafft ihn davon abzuhalten wegzufahren. Würde er jetzt losfahren dann müsste er mich überfahren.
„Luke ey, sei nicht so! Was auch immer du denkst, es ist falsch.“ Sagte ich beruhigend zu ihm.
„Ja das sagen sie alle. Vic, ich dachte da wäre was zwischen uns…“ sagte er traurig. Ohne das ich was erwidern konnte sprach er weiter: „Aber da hab ich mich wohl getäuscht…“
„Ja Luke, nach dem was du in der Schule abgezogen hast, hab ich mich wohl auch in die getäuscht.“ Sagte ich wütend und enttäuscht. Ich drehte mich um und stolzierte davon. 1, 2, 3, 4… 5. Im Kopf zählte ich die Sekunden.
„Vic, warte!“ rief Luke. Ein lächeln konnte ich mir nicht verkneifen – ich hatte gewonnen. Er kam angerannt und stellte sich vor mich. „Was grinst du so?“ fragte er etwas ängstlich. „Können wir das nicht einfach vergessen?“ fragte ich ihn ernst. Ohne lange nachzudenken erwiderte er: „Ja gerne. Doch eins will ich noch klären: Ich musste so in der Schule sein! Ich hatte keine andere Wahl, Jasko hat mir jeden Kontakt zu dir verboten…“ sagte er traurig. Ich nickte verständnisvoll, und meine Wut war plötzlich wie verschwunden ich glaubte ihm. Vor allem hat er sich noch die Mühe gemacht hierher zu kommen um sich zu endschuldigen! Er schaute mich ängstlich und traurig an, er erwartete eine Antwort. Ob ich ihm verzeihe oder nicht. Ich musste lächeln, dieser Anblick war einfach zu süß. Er fing auch an zu lachen. „Oh ja, ich glaube ich bin dir auch noch eine Erklärung schuldig, damit du nichts Falsches von mir denkst. Also, ich wollte mit Finn und Tino lernen, doch dann…“ Ich erzählte ihm die ganze Story, wie Finn das Bier gefunden hatte, und und und. Als ich fertig war, fing Luke an zu lachen und sagte: „Wie konnte ich nur so falsch von dir denken, tut mir echt leid. Ich dachte kaum gebe ich dir eine Absage machst du schon mit den nächsten rum.“ Auch ich fing an zu lachen, ich war echt froh das wir das jetzt geklärt hatten.
„Willst du vielleicht mit reinkommen?“ fragte ich entgegenkommend. „Ne, ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist…“ sagte er zögernd. „Doch doch, du musst mir helfen die Schwachköpfe aus meinem Haus zu kriegen.“ Sagte ich überzeugend. Er sagte daraufhin: „Ach, wenn das so ist.“ Und zusammen liefen wir zurück in mein Haus. Drinnen waren die Jungs und spielten mit meinem Hund wie zwei kleine Kinder. Luke und ich guckten uns an und fingen wieder an zu lachen. „Pass mal auf die beiden auf, ich komme gleich wieder!“ sagte ich zu Luke und ließ ihn allein. Oben in meinem Zimmer suchte ich Finns Jacke um dort sein Handy herauszuholen. Ich fand es schnell und entsperrte es. Nach kurzer Zeit fand ich die Nummer die ich suchte – Ashley. Ich wählte und sie ging nach dem ersten Klingeln ran.
„Na Schatz?“ fragte sie Zuckersüß.
„Äh ne Sorry, ich bin es Vic!“ sagte ich belustigt.
„Oh.“ Sagte sie Verlegen.
„Würde es dir was ausmachen deinen Freund hier abzuholen?“ fragte ich wieder ernst
„Was ist los? Warum ist er bei dir? Warum hast du sein Handy?“ fragte sie hektisch. Man konnte ihr förmlich die Eifersucht anhören, doch ich wäre wahrscheinlich nicht anders also nahm ich es ihr nicht übel.
„Süße, er betrügt dich NICHT! Komm her und ich erkläre dir den Rest.“ Sagte ich beruhigend. Sie willigte ein und ich nannte ihr meine Adresse.
„In 20 Minuten bin ich da!“ rief sie ins Telefon, man konnte schon hören wie sie nebenbei ihre Handtasche packte. Ich schüttelte den Kopf und legte auf.
So jetzt fehlt nur noch Tino, wen konnte ich da anrufen? Ich kannte keinen, und ging erfolglos hinunter. Ich berichtete Luke das wir Finn loswerden doch Tino nicht so wirklich. Die beiden Jungs lagen auf dem Boden und schliefen. Es war ein wirklich süßer Anblick. Beide benutzten sie Whiskey als Kissen. Luke sah mich an und sagte: „Wehe du bezeichnest mich als Schwul!“ Verwirrt blickte ich ihn an. Doch er ging zu Tino und hob ihn hoch wie einen Sack. Dann fragte er mich: „Wo soll der hin?“ Ich überlegte kurz und zeigte dann die Treppe hoch. Luke trug ihn hoch und legte ihn dann in meinem Zimmer auf mein Bett. Tino stöhnte kurz und wachte auf. Ich hob drohend über ihm meinen Zeigefinger und sagte: „Alter, wehe du kotzt in mein Bett!“ Tino nickte verschlafen, drehte sich um und schlief weiter. Ich und Luke verließen das Zimmer und gingen hinunter zu Finn. Den ließen wir dort liegen und setzten uns an den Küchentisch. Wir saßen uns genau gegenüber. „Luke woher wusstest du denn eigentlich wo ich wohne?“ fragte ich interessiert. „Ähm, wenn du es wirklich wissen willst: Emil hat es mir gesagt.“
Schon wieder waren wir bei dem Thema – Emil. Darauf hab ich echt kein Bock deshalb wechselte ich einfach das Thema.
„Ich kenne dich überhaupt nicht, doch trotzdem bist du mir richtig wichtig geworden. Warum ist das so?“ fragte ich leise. Ich wollte eigentlich überhaupt nicht sowas sagen doch die Worte kamen einfach aus meinem Mund. Erwartungsvoll schaute ich ihm ins Gesicht und wartete auf eine Reaktion. Er sah überhaupt nicht überrascht aus, sondern Verständnisvoll.
„Ich weiß es nicht, aber mir geht es ähnlich.“ Sagte er und wollte nach meinen Händen greifen um seine Worte zu verdeutlichen. Zum Glück klingelte es in diesem Moment und ich wurde gerettet. Was tue ich denn hier? Das kann ich nicht bringen! Schnell stand ich auf, blickte endschuldigend zu Luke und sagte: „Es hat geklingelt, ich sollte mich beeilen.“ Er nickte, und ich verschwand.
Wie schon erwartet war es Ashley die Sturm klingelte. Hastig öffnete ich die Tür und Ashley stürmte sofort herein, dabei brüllte sie verzweifelt: „Wo ist er?“
Ohne das ich was zu erwidern brauchte fand sie ihn und was still. Ehrlich gesagt war das ja auch nicht schwer, denn Finn lag quer in meinem Wohnzimmer auf dem Boden und schlief wobei er Whiskey als Kopfkissen benutzte. Sie hockte sich sofort neben ihn und strich über seine Wange. Er öffnete verschlafen die Augen und war plötzlich hellwach. „A-Ashley, was machst du denn hier?!“ fragte er hektisch. Dann starrte er mich hilfesuchend an, es war ein: ‚Hab-ich-was-falsches-gemacht‘ Blick. Darunter versteht man: Bin ich Fremdgegangen, hab ich mit jemanden rumgemacht… Ich schüttelte vielsagend den Kopf und er atmete erleichtert aus. Anscheinend ist ihm das schon öfters passiert. Taumelnd stand er dann auf, und ich und Ashley stützten ihn. Zusammen brachten wir ihn dann ins Auto von Ashley. Sie lächelte mich an; bedankte sich und ging. Oh, sie hat mich angelächelt. Ashley, hat mich angelächelt? Was geht mit der, ist sie krank? Das war das erste Mal das sie nett zu mir war!  Welch eine Ehre!
Ich setzte mich wieder zurück an den Küchentisch zu Luke, der gerade telefonierte. Er diskutierte heftig mit jemandem, nach kurzen 2 Minuten legte er auf und stand auf. Dann blickte er mich an und sagte: „Tut mir leid ich muss gehen.“ Ohne ein weiteres Wort lief er zur Tür. Ich folgte ihm schweigsam, gerade als er hinaustreten wollte aus der Tür schaute er nochmal zurück und sagte: „Ich war nie hier! Wenn das jemand erfahren sollte… nein daran will ich gar nicht denken.“ Dann drehte er sich kalt um und ging. Die Tür schloss sich von selbst. Jetzt stand ich allein im Flur und konnte mich nicht bewegen. Ich hörte tapsige Geräusche, drehte meinen Kopf und sah Whiskey an taumeln. Ich musste lächeln. Er setzte sich neben mich, so dass ich ohne Mühe seinen Kopf streicheln konnte – er ist schon ganz schön gewachsen. Dann kam mir eine Idee, ich hatte lange nichts mehr von meinen Freunden gehört. Schnell lief ich nach oben zu meinem Laptop und schaltete ihn ein. In der Zeit wo er hochfährt schaute ich Tino beim Schlafen zu – zu süß. Ich setzte mich auf die Bettkante – da wo Tino noch ein bisschen Platz gelassen hatte, denn er machte sich total fett. Als mein Laptop endlich fertig war ging ich in Skype online. Zum Glück war Sarah online und ich rief sie sofort an. Es dauerte keine 5 Sekunden bis sie annahm, doch dann dauerte es eine Weile bis mein Laptop das Bild geladen hatte. Als es fertig geladen hatte und ich sie endlich sehen konnte sah ich nicht nur sie sondern auch Paul. Ich blinzelte kurz, doch ich hatte mich nicht getäuscht. Sie saß auf Pauls Schoß und hatte den Laptop auf ihren Beinen.
Sie zuckte mit den Schultern und rief völlig erfreut: „ÜBERRASCHUNG!“
Ich fing an zu kreischen und brüllte: „AHH ich freu mich ja so für euch!“ Ich war wirklich Happy, Paul feierte sich einen im Hintergrund ab.
„Vicky, du hast dich voll lange nicht mehr gemeldet!“ sagte Sarah deprimiert als wir uns wieder beruhigt hatten.
„Jo Schwester, da hat mein Schatz recht!“ sagte Paul mit einer nickenden Kopfbewegung.
„Ja Sorry, hat sich nicht so ergeben, aber ich hab euch nie vergessen. Schaut!“ Ich stand auf und zeigte ihnen das riesige Bild von uns über meinem Bett. Sie staunten, und bewunderten es. Wir redeten eine Weile und ich berichtete ihnen alles was passiert ist. Dass ich mich wieder mit den Leuten aus der Klasse vertragen hatte; und das mit Luke. Ich erzählte auch ausführlich was heute passiert ist. Daraufhin meckerte mich Sarah an weil ich immer noch nicht gelernt hatte, aber als ob das heute noch klappt. Ich improvisiere einfach, so schwer wird das schon nicht sein!
Als ich das nächste Mal auf die Uhr guckte war es schon 18 Uhr, das heißt dass wir schon 2 Stunden telefonieren.
„Ey Leute ich muss Schluss machen, ich muss Tino noch weg bringen.“ Sagte ich und zwinkerte ihnen zu.
„DU MUSST WAS?!“ brüllten beide entsetzt
„Na Tino!“ sagte ich und drehte den Laptop so dass sie ihn schlafen sehen konnte. Sie lachten und stimmten zu das ich auflegen durfte. Trotzdem musste ich ihnen versprechen mich schnell wieder zu melden, obwohl das nicht nötig gewesen wäre denn das hätte ich auf jeden Fall getan sie ist ja schließlich meine beste Freundin.
Dann legte ich auf und klappte meinen Laptop zu. Egal was ich auch versuchte, Tino wachte nicht auf. Deprimiert ging ich die Treppe nach unten und holte mir einen Apfel, und Whiskeys Leine. Ich ging erst mal eine Runde spazieren und aß dabei den Apfel. Als ich wieder kam saß ein wütender Markus auf der Treppe. Ich guckte ihn irritiert an und blieb vor ihm stehen.
„Vic, wie soll ich das verstehen?“ fragte Markus mich sauer. Sofort dachte ich an alles was ich falsch gemacht haben könnte, doch es fiel mir nichts ein. Markus merkte anscheinend das ich ahnungslos war deshalb sagte er: „Dein Zimmer…“
Oh, ich hatte Tino voll vergessen! Markus war nie so der Freund von Jungs gewesen, also ich durfte schon immer einen Freund haben doch gegen so einige Sachen war er halt… Solange ich noch unter 18 bin – versteht sich. Dazu gehört womöglich auch, dass ein Fremder Junge in meinem Bett schläft, da ist es natürlich klar dass Markus was anderes denkt. Joey hätte früher auch nie bei mir schlafen dürfen, doch er hat es halt heimlich gemacht.
„Äh.. ja.. oh.“ Brachte ich als einziges heraus.
„Ja?“ fragte Markus immer noch wütend. Das einzige was mir darauf einfiel, ist die Antwort die bei allen Standard ist.
„Es ist nicht so wie du denkst!“ sagte ich verzweifelt. Ja, ganz Klasse Vic. Wie ist es denn? Er und Finn waren total besoffen und Luke ein weiterer Fremder Junge hat mir geholfen ihn ins Bett zu tragen. Dann hab ich noch ein Mädchen das ich nicht kenne angerufen damit sie den anderen abholt? Ja wohl nicht. Wie kommt das denn rüber!
„Ach wie denke ich denn?“ fragte er provozierend. „Und die habe ich auch noch gefunden Vic!“ sagte er und zeigte mir eine Rose. Die Rose die Luke eigentlich mitgebracht hatte.
„Also ich denke ja nicht, das die alleine vor unsere Haustür gekommen ist.“ Sprach er weiter.
„Äh, ich sollte lernen!“ rief ich, schnappte mir die Rose und ging an ihm vorbei die Treppe hoch. Er sagte nichts mehr und ließ mich gehen. Ich wusste genau dass er noch sauer ist, doch ich hab keine Logische Erklärung für ihn!
In meinem Zimmer was Tino immer noch am Schlafen, doch das muss ich jetzt ändern. Ich will nicht wissen was passiert wenn meine Eltern kommen und ihn hier entdecken.
Ich legte die Rose auf den Nachttisch, sie war Rot und strahlend.
Ich setzte mich zu Tino und versuchte wieder alles Mögliche, doch es klappte nichts. Es gibt nur 2 Menschen die mir in so einer Situation helfen können. Der eine ist gerade Sauer auf mich, also muss ich  andere Maßnahmen ergreifen. Wieder klappte ich meinen Laptop auf und hatte Glück. Mark war noch bei Skype online. Ich rief ihn an und wir quatschten kurz, doch dann brachte ich die Sache auch zum Punkt. Ich drehte den Laptop wieder und zeigte auf Tino.
Dann machte ich den Laptop wieder in meine Richtung.
„Hilfe Mark!“ sagte ich dann verzweifelt. „Was kann ich machen das der aufwacht?“ Mark dachte kurz nach und sagte dann grinsend: „Eimer mit eiskaltem Wasser!“ Dann drehte er sich kurz um und redete mit jemandem den ich nicht sehen konnte was. „Ey Vic, muss Schluss machen! Lass nachher weiterreden, dann musst du mir alles erzählen was so noch passiert ist seit dem Unfall mit den Bikern wo du weggerannt bist.“
Klar mache ich. Bis dann!“ sagte ich und schenkte ihm einen Luft Kuss. Er lächelte und legte schon auf. Nun gut, wenn Mark sagt das klappt, dann auf auf. Ich nahm einen Messbecher aus der Küche (wir wollen es ja auch nicht übertreiben) und füllte ihn mit eiskaltem Wasser. Zur Sicherheit packte ich noch 2 Eiswürfel hinein. Dann marschierte ich wieder voller Vorfreude hoch in mein Zimmer. Ich war richtig aufgeregt, sowas mache ich eigentlich nicht denn ich bin immer die die Überschüttet und komisch geweckt wird. Als ich an der Couch vorbeikam, auf dem Markus saß und Fern schaute, guckte der mich komisch an. Plötzlich sprang er auf und ich guckte ihn an. „Ich bin dabei!“ schrie er völlig abgedreht.
„Okay“ sagte ich leise. Es war klar, denn sowas lässt sich Markus nie entgehen. Seine Wut war wie vergessen und zusammen schlichen wir hoch. Theoretisch war das voll Albern, denn Tino würde auch nicht aufwachen wenn eine Herde Elefanten an ihm vorbei rennt.

Jetzt standen wir beide über ihn gebeugt und gerade als ich losgießen wollte brüllte Markus: „NEEIN STOP!“
Ich guckte ihn erwartungsvoll an. „Ich muss das Aufnehmen!“ sagte er dann grinsend. Ich konnte mir ein grinsen auch nicht verkneifen.
Als er endlich bereit war wollte ich genau Tino das Wasser aufs Gesicht gießen. Doch dann passierte es. Tino bewegte sich und drehte sich zur Seite. Das war so klar dass das gerade mir passiert! Warum passiert das wenn ich das mache?
Das ganze Wasser tropfte auf mein Bett. Markus konnte nicht mehr vor Lachen und bekam einen richtigen Lachkrampf – er lag schon auf dem Boden. Er ist 19 und benimmt sich bei sowas echt wie ein Kleinkind, aber dafür liebe ich ja meinen Bruder.
Dann hatte ich einen Einfall und kippte den Rest des Wassers absichtlich auf mein Bett. Jetzt heißt es abwarten. Völlig entsetzt öffnete Tino die Augen und sprang voller Panik aus dem Bett. Ich lächelte ihn an. Er drehte sich um zum Bett und lief Rot an.
Markus war jetzt völlig fertig und schmiss sich weg vor Lachen. Zwischendurch rief er sowas wie: ‚Ah ich hab Bauschmerzen‘
Das Wasser hat sich durch mein ganzes Bett gesogen und jetzt kam es so rüber für Tino als ob er sich eingepinkelt hat. Auch ich lag inzwischen auf dem Boden und lachte. Erst jetzt realisierte Tino das wir ihn verarscht haben und er schmiss sich auf mich und fing an mich aus Rache zu kitzeln. Markus ging natürlich auch drauf ein und nun quälten mich beide. Ich hatte schon richtige Bauchschmerzen doch die ließen mich nicht los.
Wir wurden unterbrochen durch ein Räuspern was von der Tür kam. Sofort hörten die Jungs auf und lösten sich von mir. Ich lag immer noch auf dem Boden und keiner dachte mehr an mich.
„Mensch Jungs!“ sagte meine Mutter empört. „Helft doch der armen Vic“ fügte sie dann hinzu. Beide drehten sich zu mir um und hielten mir jeweils eine Hand hin. Ich ergriff beide und sie zogen mich hoch. Dann schaute ich ernst und sagte: „Das werdet ihr büßen!“ ohne ein weiteres Wort ging ich einfach. Ich hörte noch wie die beiden Jungs wieder zu lachen begannen doch es interessierte mich nicht. Ich ging ins untere Bad und richtete meine Haare. Meine Schminke war auch ein bisschen verlaufen denn ich hab fast angefangen zu heulen vor Lachen. Als ich mit allem fertig war ging ich endlich wieder zurück in mein Zimmer. Tino war nicht mehr da, und Markus auch nicht. Mir war es eigentlich auch egal, deshalb zog ich mich einfach um und wollte schlafen gehen. Nach30 Minuten gab ich es auf und holte mir meinen Laptop und ging zu Facebook. Es war niemand interessantes online und ich scrollte mich durch die Status der Startseite. Whiskey lag neben mir und hatte sich an mich gekuschelt, leise schnarchte er vor sich hin.
Irgendwann später schlief ich dann ein. Am nächsten Morgen erwachte ich mit Panik. Ich schaute auf die Uhr und es war schon 7. Ich hatte nicht gelernt und ich komme wahrscheinlich zu spät. Voller Hektik machte ich mich fertig und rannte zum Bus. In Berlin sind die Busfahrer total unfreundlich, hab ich das schon mal erwähnt? Ich war kurz vor dem Bus doch der Schloss einfach die Türen und fuhr davon ich brüllte ihm noch hinterher das er ein Arsch ist, und viele Menschen von der anderen Straßenseite schauten mich komisch an.
„Ist was?“ fragte ich gereizt und äffte ihren dummen Gesichtsausdruck nach. Sie schauten empört und wendeten sich ab. Total wütend machte ich mich auf den Schulweg – Zu Fuß!
Schon allein wenn ich dieses Wort höre werde ich wütend, wenn ich jetzt die Klausur verpasse – na toll! Ich weiß schon warum ich Busfahrer hasse.

Wenn Liebe tödlich ist - zwischen Liebe und  HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt