Kapitel 22

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Ah, rette mich mal!“ rief der Junge lachend.
„Oh Sorry, Whiskey komm her!“ befahl ich, und ohne ein zögern folgte Whiskey meinen Anweisungen. Ich ging näher zu dem Jungen und er stand inzwischen auf. Dann starrte ich in seine grünen Augen, er hatte echt Augen in denen man sich verlieren konnte.
„Ist was?“ fragte er verwirrt.
„Oh, äh, ne!“ sagte ich stotternd. „Ähm, danke nochmal! Für alles…“ sagte ich und senkte den Blick.
„Kein Ding“ sagte er aufmunternd. „Was hast du denn da für einen Hund?“ fragte er neugierig. „Ich dachte echt, der tötet uns…“ fügte er hinzu. „Ach was, der doch nicht! Ist doch noch ein Baby“ beruhigte ich ihn lachend. „Hat man gemerkt! Aber der sieht wirklich furchteinflößend aus, für einen Welpen!“ entgegnete er und zwinkerte mir dabei zu.
Erst jetzt erkannte ich das sein Gesicht voller Kratzer und Blut war. Vorher hatte ich das nicht richtig wahrgenommen. „Oh nein…“ sagte ich. „Was“ fragte der Junge besorgt.
„Dein Gesicht, das wollte ich nicht!“ sagte ich schuldbewusst.
„So Schlimm?“ sagte er lächelnd. „Ziemlich“ bemerkte ich traurig. „Wird schon, es gibt schlimmeres.“ Sagte er grinsend. Dafür das er sich gerade geprügelt hat, ist er voller guter Laune. Ich endschuldigte mich tausendmal doch ständig winkte er ab und meinte es sei nicht meine Schuld, doch ich endschuldigte mich weiter. Nach knapp 15 Minuten endschuldigen, hob er stoppend die Hand und fragte: „Sag mal, wie heißt du eigentlich?“
„Vic. Und du?“ fragte ich.
„Sehr schöner Name. Ich bin Luke. Nun Vic, lass uns doch ein Kaffee trinken gehen!“ schlug er vor. Ich blickte ihn spöttisch an. „Um die Uhrzeit?“ fragte ich grinsend. Er holte sein Handy raus, und schaute auf die Uhrzeit. Dann guckte er wieder mich und entgegnete: „It’s Berlin Baby - Da haben die Läden immer offen!“ Ich fing an zu lachen und lief mit ihm mit. Ich kenne ihn zwar nicht aber irgendwie kommt er mir voll vertraut rüber. Whiskey trottete uns langsam und verträumt hinterher, er selber schob sein Motorrad. Wir wählten das Café, wo ich ihn beobachtete hatte. Das sah vielleicht aus, er mit einem Blutverschmiertem Gesicht und schwarzen Lederklamotten und ich mit verschmierter Schminke und voll im Barbie-Style. Ich blickte Luke misstrauisch an und fragte: „Sicher, das wir das tun wollen? Das können wir nicht bringen, guck mal wie ich aussehe!“ Er lachte nur, legte den Arm um mich und führte mich hinein. Wir setzten uns an Tisch für mehrere. Bestellen taten wir nichts, ich blickte ihn an. Und er starrte mich an. Dann stand ich plötzlich auf und setzte mich neben ihn. „Sorry, ich kann das nicht mit ansehen.“ Sagte ich endschuldigend und tupfte ihm das Blut mit einer Serviette aus dem Gesicht. „Was wollte Jasko eigentlich von dem kleinen Jungen?“ fragte ich ganz nebenbei. Es sollte zu mindestens so klingen, denn es interessierte mich sehr. „Naja…“ sagte Luke und atmete laut aus. „Du musst es mir nicht sagen!“ sagte ich freundlich. „Doch doch. Also Jasko hat eine Schwester, und die… naja die macht mit jedem rum. Das ist natürlich ein totales No-Go für Jasko und der kleine hatte was mit seiner Schwester. Jasko versucht immer alle Typen aufzutreiben mit denen sie was hatte um ihnen klar zu machen das sie es nicht weitersagen sollen. Wie würde es denn rüber kommen? Verstehst du…“ Ja ich verstand. Aufmerksam hörte ich ihm die ganze Zeit zu, er meinte dass er wahrscheinlich jetzt auf ein paar Probleme haben wird aber dass das schon okay wäre. Jasko ist anscheinend jemand der immer eine Gegenleistung verlangt. Er erzählte mir viel von dem Leben mit den Bikern. Doch Warum? Es kommt mir vor als würden wir uns schon Jahre kennen. Whiskey ist inzwischen eingeschlafen. Insgesamt hörte ich nicht viel von dem was Luke mir erzählte, ich war vertieft in seinen Augen. Zwischendurch fragte er mich was und ich musste ihm sagen dass ich es nicht verstanden hätte, dann lachte er und ich musste mitlachen. Wir lachten echt viel und als ich das nächste Mal aus dem Fenster schaute wurde es gerade hell. Irritiert blickte ich wieder weg und musste ein zweites Mal hingucken. Es stimmte, es wird hell. Ich nahm mein Handy raus; 12 Anrufe in Abwesenheit. Alle von meinen Eltern, es ist schon 5:34 Uhr. Wir haben wirklich 6 Stunden hier gesessen und geredet? Es kam mir vor wie 5 Minuten.
Insgesamt hatte ich nur mitbekommen von unserem Gespräch das mit Jasko und das Luke nur bei ihm ist weil Lukes Eltern gestorben sind und er keinen mehr hatte. Jasko ist sein Cousin, und Luke ist sozusagen bei ihm eingezogen. Luke ist ein Mensch der sehr viel redet, und anscheinend vertraut. Mir vertraut er zu mindestens sonst hätte er mir das doch nicht erzählt oder? Von mir hab ich ihm nichts erzählt, dazu bin ich nicht gekommen denn er hat ja ununterbrochen gesprochen. Wir haben über alles Mögliche Gesprochen, aber am meisten über ihn und seine Kindheit, was er schon alles erlebt hat und so. Wenn ich das so höre tut er mir voll Leid. Die Hälfte des Gespräches hatten wir auch gelacht oder rumgealbert, mit ihm war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Er ließ mich meine ganzen Sorgen vergessen! Ich wollte jetzt nicht gehen, doch nachher war Schule…
„Luke, äh… Ich muss glaub ich Nachhause.“ Sagte ich traurig. „Oh, ja! Stimmt. So spät schon? Ich sollte vielleicht auch gehen.“ Sagte er zustimmend. Ich sagte ihm noch dass ich schnell ins Bad gehe und gleich wieder komme. Dort schaute ich mich erstmals im Spiegel an. Oh mein Gott! Wie konnte er mich sie ganze Zeit anschauen? Das ist mir jetzt voll peinlich… Er hat mich auch die ganze Zeit angestarrt so wie ich ihn. Was wenn er meine Hässlichkeit bewundert hat? Ach Vic, das bildest du dir ein, oder nicht? Es war nämlich so, wenn ich ihn angestarrt hatte und mich in seinen Augen verloren hatte dann hatte er mich auch angeschaut und förmlich angestarrt. ES war öfters so und trotzdem wurde es nicht langweilig.
Mit einem Tuch versuchte ich das gröbste wegzuwischen, und es klappte. Als ich fertig war sah ich halbwegs normal aus. Zum Glück hatte ich meine Schultasche hier und konnte mich somit neuschminken. An meinen Augen konnte man noch ein bisschen erkennen dass ich geweint hatte doch sonst war alles okay. Ich verließ das Bad und kehrte zu den Jungs zurück. Whiskey war nämlich inzwischen auch schon aufgestanden. Zusammen verließen wir alle auch schon das Café. Ja, jetzt kam der Moment wo wir und verabschieden mussten. Er hielt mir ganz Gentleman die Hand hin, doch ich beachtete sie gar nicht und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung zum Glück. Dann lächelte ich ihn an und drehte mich Weg. Ich hörte nur noch wie sein Motorrad fort fuhr…

Wenn Liebe tödlich ist - zwischen Liebe und  HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt