Kapitel 4

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Mark fing mich noch auf bevor ich den Boden erreichte. Ich war Ohnmächtig geworden. Mark ist in solchen Situationen immer total überfordert, er kommt mit sowas gar nicht klar. Er denkt sich wahrscheinlich jetzt dass ich Ohnmächtig geworden bin weil er mich gefragt hat für was ich mich entscheide, und macht sich jetzt voll die Vorwürfe. Nachdem er mich 5-mal angesprochen hat und ich nicht reagiert habe ist er hektisch ins Klassenzimmer gerannt und hat der Klasse mitgeteilt dass ich Ohnmächtig geworden bin. Zu meinem Glück hat er den Teil mit seiner Vermutung weggelassen.

Joey war der erste der von seinem Platz sprang, und hinaus Richtung Flur rannte. Sarah folgte danach und dann auch schon die ganze Klasse.

Von dem ganzen Spektakel weiß ich nichts mehr, das erste an das ich mich erinnere ist, das ich im Krankenhaus aufgewacht bin weil ich keine Luft mehr bekommen hab. Ich öffnete dann die Augen, obwohl ich überhaupt keine Lust dazu hatte, und musste feststellen das es Joey war der mir das Luftholen erschwerte. Nicht der schon wieder… Joey lag halb auf mir und halb auf der Bettkante, wenn ich mich ein bisschen bewegen würde dann würde er höchstwahrscheinlich aus dem Bett fallen.

Ich versuchte ihn wegzuschieben, gleichzeitig aber auch ihn aufzuwecken und meckerte dabei die ganze Zeit: „ Joey, steh auuf, ich kriege keine Luft meehr!“

Er reagierte ziemlich schnell und rutschte ein Stück zur Seite, das Resultat: Joey fiel aus dem Bett.

Ich frage mich auch wie er es geschafft hat hier im Krankenhaus zu bleiben, denn normalerweise gibt es doch feste Besuchszeiten. Ich habe es übrigens an der Umgebung und an dem Geruch bemerkt dass wir uns im Krankenhaus befinden.

Grummelnd stand Joey auf, stellte sich vor das Bett und legte beide Hände unter meinen Körper. Ich wusste nicht was er vorhatte, aber zum Protestieren war es eh zu spät. Er hob mich hoch und legte mich ganze 30 Zentimeter wieder ab. Dann gesellte er sich wieder in mein Bett. Ich guckte ihn an und fragte: „Joey was ist passiert und was machst du noch hier?“ er antwortete schlaftrunken: „ Ich bin hier um dir all deine Fragen zu beantworten. Als der Krankenwagen dich weggefahren hat und keiner von uns dich begleiten durfte haben wir einstimmig beschlossen dass einer bei dir bleiben sollte. Wiedermals wurde einstimmig beschlossen das ich derjenige sein sollte.“

Ich räusperte mich und fragte höflich nach: „ Wenn du sagst „Wir“ wen meinst du dann?“

Grinsend antwortete er: „ Mark, Sarah und Mich!“

Theoretisch wäre ich jetzt stocksauer, mir passt das gar nicht das er hier ist. Sarah wäre mir jetzt im Moment viel lieber! Aber es war ja klar das Mark das machen würde, und ich könnte wetten Mark hat es dann auch geschafft Sarah zu überreden indem er ihr alles erzählt hat was ich ihm zuvor erzählt habe.  Andererseits ist sein Grinsen und sein Lachen so himmlisch, da kann man einfach nicht widerstehen! Und Nein, ich bin nicht verliebt. Ich bin nur glücklich und so vollkommen in seiner Anwesenheit… aber verliebt bin ich trotzdem nicht!

„Joey?“ fragte ich dann nach meinen Gedankengängen.

„Ja mein Schatz?“ antwortete er ganz automatisch. Ja mein Schatz? Wirklich? Das hatte er gerade gesagt? Irgendwie habe ich gerade ein kleines Hochgefühl in mir, erklären kann ich es mir jedoch nicht. Ich spielte sein Spiel einfach mit indem ich entgegnete: „Kannst du mir mal bitte mein Handy geben, Liebling.“

Ich guckte ihn an um seine Reaktion zu sehen, doch er grinste nur sein traumhaftes grinsen weiter. Kurz danach stand er jedoch auf und holte mein Handy aus der Hose die auf einem Stuhl etwas weiter weg hing. Als er da stand fiel mir erst auf das er nur eine Boxershorts trug. Meine Augen weiteten sich ein kleines bisschen, ja er hat eine gute Figur das muss man ihm schon lassen. Dann fiel meine Aufmerksamkeit wieder auf die Hose. Wenn dort meine Hose hing, was hatte ich denn dann an? Langsam und ganz unauffällig hob ich Bettdecke hoch und musste mit Erleichterung feststellen dass ich seine Boxershorts anhatte, die ich doch heute Morgen von ihm „geklaut“ hatte. Glücklicherweise hatte ich nicht einen dieser Krankenhauskittel bekommen, die die man nur am Rücken mit einem Bändchen zuschnürt und der ganze Rest dann offen bleibt. Ich hatte seine Boxer an und ein Top. Fragt mich nicht wo ich das her hab, genau weiß ich das auch nicht. Stellt sich eine weitere Frage, ich kann mich nicht daran erinnern dass ich meine Hose ausgezogen hab… Ehrlich gesagt will ich das nicht so genau wissen, mir graut es vor der Antwort.

Joey hat das Handy gefunden, und kam nun zurück ins Krankenbett gehüpft. Als er es sich gemütlich gemacht hatte, legte ich mich dann etwas seitlich so dass ich seine Brust als Kopfkissen benutzen konnte, da er mir die ganze Zeit immer wieder das Kissen geklaut hat und es mir jetzt zu blöd wurde.

Doch erst als ich ruhig dalag gab er mir endlich mein Handy, selbst schloss er die Augen und versuchte zu schlafen. Ich entsperrte mein Handy und checkte die Benachrichtigungen: 6 Anrufe in Abwesenheit; 121 Whatsapp Nachrichten; und 24 Facebook Nachrichten. Die Anrufe in Abwesenheit waren mir eigentlich relativ egal da ich jetzt sowieso nicht telefonieren konnte, deshalb klickte ich sie einfach weg. Dann las ich mir alle Whatsapp Nachrichten durch, alle waren sie von Mark und Sarah. Um genau zu sein ist es alles Müll. Von den Facebook Nachrichten will ich gar nicht erst anfangen, meine Halbe Klasse hat mich gefragt was ich hab oder wie es mir geht. Moment mal, warum bin ich denn eigentlich im Krankenhaus?

Oder weiter Nachzudenken sprach ich es unbewusst aus: „Schatz, warum bin ich im Krankenhaus?“, so schnell ich konnte fuhr ich mir mit der Hand zum Mund in der Hoffnung das ich die Worte vielleicht noch aufhalten konnte. Das war leider nicht der Fall. Ich sagte nichts und wartete mucksmäuschenstill auf eine Reaktion, es könnte ja auch sein das er es nicht gehört hat. Bei meinem Glück hatte er es sofort gehört und öffnete Schlagartig die Augen. Ich sah seinen Gesichtsausdruck nicht da es zu dunkel im Raum war, aber er antwortete nur ganz gelassen ohne ein dummen Kommentar: „Die Ärzte meinten das du irgendwie zu wenig gegessen haben sollst, außerdem war dein Puls extrem hoch und weil sie sich das nicht erklären konnten bist du jetzt hier.“

Zu hoher Puls? Ich kann mir denken woran das lag, das mit dem Essen kann stimmen aber das mit dem Puls kommt höchstwahrscheinlich weil Mark mir klar gemacht hat das ich mich entscheiden muss zwischen ja und nein. Das werden die Ärzte doch aber nie herausfinden, oder doch? Bitte nicht! Und wenn sie es nicht herausfinden könnte das dann heißen dass ich ewig hier drin bleiben muss?

Ohne weiter nachzudenken stellte ich dann auch schon meine letzte Frage: „und Wie hast du es geschafft, das du hierbleiben darfst?“, „Tja, ich bin halt charmant und unwiderstehlich. Die Krankenschwester konnte nicht nein sagen!“ unglaubwürdig schaute ich zu ihm hoch und er musste grinsen, sehr himmlisches grinsen. Ich musste dann auch lächeln und daraufhin sagte er: „Ne das war ein Spaß, ich würde doch nicht mit einer Krankenschwester flirten wenn du da bist. Ich bin durchs Fenster gekommen.“ Ich wurde rot. Das hat er nicht wirklich gesagt? Vielleicht hatte Mark ja doch recht… Aber ne, das ist nicht möglich. Außerdem steh ich ja nicht auf ihn, nun ja gutaussehen tut er schon und der Rest ist auch Perfekt an ihm…

„Joey, schlaf schön.“ Flüsterte ich ihm zu und er flüsterte daraufhin zurück: „Du auch mein Engel. Träum süß.“

Langsam weiß ich auch nicht mehr ob das alles für ihn spaß oder ernst ist. Es hört sich so selbstverständlich und anders an. Langsam bin ich mir aber auch nicht im Klaren war ich Fühle, wir kennen uns doch gerade mal knappe 2 Tage da kann man doch nicht großartig verliebt sein. Andererseits waren es 2 sehr intensive 2 Tage, diese Tage habe ich ausschließlich mit ihm verbracht. Wir waren den ganzen Tag zusammen und haben dann auch noch die Nacht zusammen verbracht. Wenn mich jetzt jemand fragen würde ob ich an „Liebe auf den ersten Blick“ glaube, würde ich mit ja antworten.

Es war zwar bei uns nicht gerade „auf den ersten Blick“ weil wir uns schon vorher gesehen haben, aber wir kannten und halt nicht richtig also würde ich sagen: „Liebe im ersten Augenblick“.

Wenn Liebe tödlich ist - zwischen Liebe und  HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt