Kapitel 25

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Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren, während ich langsam durch die Straßen lief. Mein Schritttempo passte sich dem Takt des Liedes an, welches Gott sei Dank nicht allzu schnell war...

Meine kühlen Finger steckte ich in meine Jackentaschen um sie ein bisschen aufzuwärmen. Es war bereits am Dämmern, als ich Logans Haus verlassen hatte, doch jetzt konnte man es schon fast als Nacht bezeichnen. Angst hatte ich dennoch nicht. 

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich darüber nachdachte, dass mich Logan eigentlich nach Hause begleiten wollte. Er war schon süß wie er sich Sorgen um mich machte, dennoch war ich kein kleines Kind mehr. Ich war wohl alt genug um alleine nach Hause zu gehen.

Ich hielt an der Bushaltstelle an und setzte mich auf einen freien Platz. Nun ja, es waren alle Plätze frei. Vorsichtshalber zog ich einen meiner Kopfhörer aus dem Ohr. Ich hatte es ja auch nicht angelegt vergewaltigt zu werden.

22.32 Uhr.

Der Bus müsste in den nächsten fünf Minuten kommen.

Leise summte ich das Lied mit, während ich die leer gefegte Straße betrachtete. Nur in paar Häusern brannte Licht. Alles schien abgedunkelt. Die Straßenlaterne warf flackend ihren Lichtkegel auf den Boden. 

Okay, vielleicht hab ich doch ein bisschen Angst.... SCHEIßE! Was zur Hölle war das?!

Ruckartig drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung, doch da war nicht. Vielleicht hatte ich mich ja überhört...

Kaum hatte ich den Kopf weggedreht hörte ich schon wieder dieses schleifen über den Boden. Ich wollte gerade losschreien als mir auffiel, dass es nur ein Strauch neben mir war, welcher vom Wind bewegt wurde. 

Ich beruhigte mich etwas und schaltete auf ein fröhliches Lied. Vielleicht würde das meine Stimmung heben. 

Es fuhren paar Autos an mir vorbei. Aber sonst passierte erstaunlich wenig. So gut wie nichts. Nada. 

22.41 Uhr.

Verdammt! Der Bus sollte doch schon um 22.38 Uhr hier sein!

Plötzlich hielt ein schwarzer Wagen vor mir. Ängstlich fing ich an auf meiner Unterlippe zu kauen,während ich langsam mein Handy aus meiner Tasche zog. Das war schon ein bisschen gruselig. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter.

"Steigst du jetzt endlich ein oder soll ich morgen nochmal wieder kommen?"

Ein kleiner Stein fiel mir vom Herzen. Nur Ruby. 

"Woher weißt du überhaupt das ich hier bin?" Sie zuckte bloß mit den Schultern, fuhr das Fenster wieder hoch und öffnete mir von innen die Tür.

"Und seit wann darfst du fahren und hast ein verdammt gruseliges, schwarzes Auto? Hätte es nicht verdammt nochmal ein quietsch pinkes sein können?" Sie zog amüsiert eine Augenbraue in die Höhe. "Wegen dir wäre ich beinahe an einem Herzinfarkt gestorben!" Theatralisch fasste ich mir aufs Herz.

Sie kicherte und schaltete den Motor an. Doch dann wurde sie wieder ernst. "Also du und Zayn?"

Ich kratzte mich verlegen am Nacken. Verdammt, ich hatte es ihr noch gar nicht erzählt... "Tut mir Leid, Ruby! Ich hatte bis jetzt...."

Sie winkte kurz schmunzelnd ab und fuhr los. "Darum geht es nicht. Außerdem war mir das schon vorher klar." Sie sah mich mit einem viel sagenden Blick an. "So eng unter einem Dach mit einem gut aussehenden Typen zu leben, muss ganz schön schwierig sein." Sie zwinkerte mir kurz zu und widmete sich wieder der Straße zu.

Ich rollte lächelnd mit den Augen. "Hahaha."

"Was denn?" Sie lachte.

"Worauf wolltest du jetzt hinaus?"

 Ihr Lachen verstummt. "Nun ja, ist eigentlich schon scheiße, dass er jetzt demnächst weg muss..."

Ich seufzte. "Ich weiß... Aber wir haben ja noch paar Monate..."

Ruby sah mich mit großen Augen an und parkte bei mir vor der Einfahrt. "Anna? Monate?"

Verwirrt nickte ich. Ja, Monate. Wir hatten doch erst ende Februar.

Sie stöhnte auf und rieb sich mit den Händen verzweifelt über das Gesicht, bevor sie die Autodecke betrachtete. "Hat dir den niemand gesagt, dass man Anfang März bereits das Collage besucht um schon mal einzuziehen und sich einzuleben?"

Mir stockte der Atem. Nein das wusste ich nicht. Und nein, Zayn fand es nicht für nötig es mir zu sagen. Klar, ich wusste das wir nicht mehr viel Zeit haben würden, aber das er bereits nächste Woche abreist? Darauf war ich nicht wirklich vorbereitet.

"Soll ich mit rein kommen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich muss jetzt erstmal nachdenken." ... oder Zayn eine mit der Bratpfanne verpassen...

Ruby nickte und schenkte mir noch ein Lächeln bevor ich ausstieg. Zitternd öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer und schmiss mich samt  meiner dicken Jacke auf mein großes Bett. Dieser Mistkerl! Der hätte doch was sagen müssen!

Wütend schnappte ich mir ein Kissen und schrie da rein. Auf einem Mal öffnete sich meine Zimmertür und Leon streckte seinen Kopf in mein Zimmer. 

"Alles oka..." Weiter kam er nicht, da ich ihm mein Kissen ins Gesicht geschleudert hatte. 

"Raus!" Ohne einen Kommentar verzog sich mein Bruder wieder aus meinem Zimmer. Mit stahl fester Überzeugung zog ich meine Jacke aus und stürmte auf die Tür von Zayns Zimmer zu. Ohne zu klopfen öffnete ich seine Tür. 

Doch auf das was ich dort sah war ich nicht vorbereitet. Sofort schossen mir Tränen in die Augen.

"Anna! Das ist nicht was du denks..." Hastig knallte ich die Tür wieder zu und rannte ins Bad, der einzige Raum in unserem Haus, welcher abschließbar war.

Kaum hatte ich die Tür verschlossen, hörte ich bereits das Klopfen und Rufen von Zayn, doch ich ignorierte es. Mit Tränen überflutetem Gesicht schmiss ich Handtücher in die Badewanne und legte mich hinein. Schnell zog ich noch den Duschvorhang zu und versuchte die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen. 

Megan! Wieso? Wieso tat er das? Wieso hat er das getan? Die Bilder davon wie Megan ihn knutschend das T-shirt über den Kopf zog, wollten einfach nicht aus meinen Gedanken verschwinden. Ich presste meine Handflächen an die Schläfen doch es brachte einfach nichts. Das siegessichere Lächeln von Megan. Jede einzelne Sekunde wurde mir in Zeitlupe wieder vor Augen geführt. Wieder und wieder. 

Schluchzend rollte ich mich zu einem Ball zusammen und drückte meine Arme fest um meinen Körper. Es tat einfach so weh!



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