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Jack straffte sich, er nahm Haltung an bevor er einige Schritte auf den König zuging.
„Wer seid Ihr?" Für unwissende Zuschauer mochte das komisch wirken, doch es war Teil der Zeremonie.
„Mein Name ist Jack, Sohn des Aronis aus dem Hause der grünen Flammen, ich bin ein Mitglied des Ordens der Drachenjäger. Drachenjäger vor dem Volk, seiner Majestät und den Göttern."
„Warum tretet Ihr heute vor mich."
„Ich möchte für Lilith, Tochter des Nurien aus dem Hause der weißen Flammen bürgen."
„Kennt Ihr sie gut?"
„Ja."
„Ihr wisst was es bedeutet für jemanden zu bürgen?"
„Ja."
„Was beinhaltet es?"
„Sollte sie den Orden verraten und verlassen, so werde ich sie suchen. Ich werde das Schwert sein das ihren Verrat bestraft. Ich werde mich vor den Göttern für ihre Fehler zu verantworten haben." Lilith musste schwer schlucken, zwar war ihr bekannt, was es bedeutete für jemand anderen zu bürgen, aber Jack tat ihr leid.
„Und würdet Ihr es wirklich tun?"
„Ja."
„Seid ihr Euch sicher, dass Ihr ihr vertrauen könnt?"
„Ja, ich vertraue ihr. Ich würde mein Leben in ihre Hand legen."
„Und haltet Ihr sie für würdig ein Drachenjäger zu sein?"
„Ja."
„Ich erkenne Euch als Eidbürger an, Ihr seid Euch eurer Pflichten bewusst. Ich bitte nun Lilith, Tochter des Nurien aus dem Hause der weißen Flammen nach vorne."
Lilith musste noch einmal tief durchatmen, bevor sie auch nochmal Haltung annahm. Dann ging sie nach vorne bis sie neben Jack stand. „Euer Name."
„Mein Name ist Lilith, Tochter des Nurien aus dem Hause der weißen Flammen. Ich trete heute vor Euch, um meinen Eid vor Euch und somit dem ganzen Volk zu sprechen. Durch diesen Eid werde ich vor dem Volk und vor Euch zu einem richtigen Drachenjäger und Mitglied des Ordens." Liliths Stimme klang ruhig und fest, obwohl sie sich alles andere als ruhig fühlte.
„So kniet nieder und beginnt." Lilith zog ihr Schwert, legte es vor sich auf den Boden und sank auf ihre Knie. Dann begann sie mit fester Stimme zu sprechen.
„Feuer und Verderben, Menschen davor zu beschützen ist meine Aufgabe. Nicht vor dem Grauen zu verschwinden mein Wunsch, Drachen zu jagen mein Leben. Mein Schild soll Leben schützen, mein Schwert soll Feinde bekämpfen, meine Pfeile sollen Drachen töten. Ich will das Reich beschützen, ich will den Menschen ein sicheres Leben schenken. Mein Platz ist im Orden, mein Leben verschreibe ich ihm und der Drachenjagd und sollte ich sterben, so habe ich für das Leben anderer gekämpft. Mein Kampf gegen die Gefahr wird erst enden, wenn ich das Reich der Lebenden verlasse oder jegliche Gefahr gebannt ist.
Wann immer Gefahr droht, wird die Gefahr mein Ziel sein und ich werde nicht ruhen bis sie gebannt ist.
Feuer und Verderben will ich verhindern, Leben will ich retten.
Ich schwöre vor Euch, als Vertreter der Menschen, das ich ihnen dienen werde so wie viele Drachenjäger vor mir ihnen gedient haben. In Zeiten der Not werden wir dem Volk beistehen und auch wenn sie in Sicherheit sind, werden wir nicht ruhen und aufmerksam unsere Augen nach drohendem Unheil offen halten.
Ich bin ein Drachenjäger, ein Wächter des Reiches. Meine Wache beginnt heute und Endet mit meinem Tod."
Ein kurzer Moment der Stille herrschte, einige der anwesenden Personen sahen das junge Mädchen bewundernd an, nicht jeder der im Institut ausgebildet wurde legte aus wirklich den Eid ab. Manch einer ging in die Armee oder in die Stadtwache, ganz selten auch in die Königsgarde. Das nun ein Mädchen, das noch keine sechzehn Jahre alt war, sich endgültig dem Orden der Drachenjäger versprach, war ungewöhnlich.
„Habt Ihr diese Worte mit reiner Seele und von ganzem Herzen gesprochen?" Auch der König schien von der Szene berührt zu sein.
„Ja, das habe ich."
„So erkenne ich Euch als König und Vertreter des Volkes als Drachenjägerin an, auf das Ihr unser Reich vor drohendem Unheil beschützt. Erhebt Euch, Drachenjägerin Lilith, Tochter des Nurien aus dem Hause der weißen Flammen." Lilith nahm ihr Schwert, verstaute es wieder in seiner Scheide und erhob sich. Kurz sah sie zu Jack rüber, er lächelte sie voller Stolz an.
„Mein König, ich danke Euch, dass ihr erneut einen Drachenjäger anerkannt habt. Ich bitte euch jetzt, diese beiden Drachenjäger zu Kampfpartnern zu machen." Ob diese Bitte des Großmeisters Teil der Zeremonie war, wusste Lilith nicht.
„Ja, natürlich. Diese Zeremonie ist in den letzten Jahren seltener geworden, ich selbst habe bisher nur eine einzige erlebt, wohingegen ich schon viele Drachenjäger ernannt habe." Der König gab einem Diener ein Zeichen, dieser trat zu den beiden jungen Drachenjägern, in den Händen hielt er ein Kissen, auf dem zwei Anstecknadeln befestigt waren. Auf beiden war ein weißer und ein grüner Drache zu sehen. „Lilith, Tochter des Nurien aus dem Hause der weißen Flammen und Jack, Sohn des Aronis aus dem Hause der grünen Flammen, ihr beide seid heute vor mich getreten um Kampfpartner zu werden. Dies ist ein seltenes und besonderes Anliegen, Kampfpartner zu sein bringt einige Privilegien mit sich. Mit eurem Schwur versprecht ihr euch gegenseitig zu beschützen, ihr versprecht euer Leben für den anderen zu geben, ihr versprecht, dass kein Mensch in eurem Leben je wichtiger sein wird als euer Kampfpartner. Brecht diesen heiligen Schwur nicht, die Götter würden es schwer bestrafen." Der König erhob sich und lief zu den beiden. „Reicht euch eure Kampfhand." Beide umfassten die rechte Hand des anderen. Nach einem Nicken des Königs fingen sie gleichzeitig an zu sprechen.
„Ich schwöre dir, meinem Kampfpartner, ewige Treue. Mein Schwert ist dein Schwert, mein Schild wird auch dich beschützen. Nichts was mein ist, ist nicht auch dein.
Ich werde dich beschützen, auch wenn es mein Leben kostet. Keinen Kampf werde ich dich alleine austragen lassen, wer dir schadet, schadet auch mir. Ich schwöre dir, dass ich dich rächen werde.
Ich verstehe dich auch ohne Worte, denn meine Gedanken sind deine Gedanken.
Ziehst du in den Kampf so werde ich dir blind folgen, ich vertraue dir mein Leben an, denn ich weiß, dass du es beschützen wirst.
Meine Augen sind deine Augen, mein Herz ist dein." Einen kurzen Moment hatten beide das Gefühl, wirklich auf eine übernatürliche Art verbunden zu sein.
„Vor den Augen des Volkes und vor meinen Augen, erkläre ich euch zu Kampfpartnern. Auf das dein Schwert Jack ihres sei und dein Bogen Lilith seiner." Woher er wusste welche Waffen sie bevorzugten, war Lilith ein Rätzel. „Dies symbolisiert euren Bund." Der Diener reichte ihnen das Kissen.
Lilith steckte Jack die beiden Drachen an seine Uniform, links, über dem Herzen. Danach erwies Jack ihr diesen Dienst. Beide wussten, dass nun die Zeremonie vor dem König vorbei war, vor den Göttern mussten sie den Eid erneut ablegen.
„Ich entlasse euch nun, wie mir mitgeteilt wurde, wünscht Ihr mich noch zu sprechen Großmeister." Der König ergriff wieder das Wort.
„Ja, Eure Majestät."
„Ich hoffe, es ist für euch in Ordnung, wenn ich trotzdem, eure jüngeren Drachenjäger entlasse. Lilith wird von ihrer Familie erwartet."
„Natürlich."
Die Menschen die nun den Saal verließen, verbeugten sich tief vor dem König, Lilith und Jack folgten den Menschen.
„Ein weißer und ein grüner Drache, bin ich froh, dass wir keine komische Farbkombination sind." Flüsterte Jack lachend als sie den Saal verlassen hatten.

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