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„Ich hoffe ihr werdet eine sichere Reise haben, ich würde euch ja begleiten oder wenigsten den einen oder anderen Drachen zu eurem Schutz mit euch ziehen lassen, doch ich glaube dies würde nicht gerade hilfreich sein. Natürlich werde ich trotz allem mein wachsames Auge auf euch gerichtet haben, immerhin begleitet euch eine Botin." Nuy errötete leicht. „Ich hoffe ihr könnt dafür sorgen, dass die Ordnung und das Recht wieder hergestellt werden, sorgt dafür dass er seine gerechte Strafe erhält." Abfällig deutete der Nachtschatten mit seinem Kopf auf Tom. „Und passt mir gut auf Lilith auf, ihr wisst ja jetzt wie ihr euch bei einer Vision zu verhalten habt, sorgt dafür, dass keiner ihr etwas Böses antut." Diese Worte waren vor allem an Jack und Theodor gerichtet. „Pass auf dich auf mein kleiner Nebeldrache und besuche mich eines Tages noch einmal." Nahezu liebevoll stupste der große Drache das Mädchen an, Lilith legte vorsichtig eine Hand auf die Schnauze des Drachens und strich darüber.
„Natürlich werde ich wiederkommen." Sagte Lilith schnell.
„Wir danken Euch für alles, Euch und allen Drachen. Ich glaube nach allem was uns passiert ist, sollte sich einiges im Institut ändern, wir lehren nach veralteten Prinzipien und vertreten diese auch. Wir werden dafür sorgen, dass das unsinnige Morden an Drachen ein Ende hat, auch gegen den Handel mit Drachenteilen werden wir vorgehen." Der Meister verneigte sich vor dem Drachen. „Ich weiß nicht ob dem wirklich so ist, aber ich fühle mich, als stände ich vor dem König der Drachen. Es war uns allen eine große Ehre." Soweit es ihnen möglich war, folgten die Drachenjäger dem Beispiel des Meisters, einige konnten aufgrund ihrer Verletzungen lediglich den Kopf neigen.
„Ich hätte zwar nichts dagegen euch noch eine Weile hier zu haben, doch ich würde euch raten, aufzubrechen. Ansonsten könnt ihr einen weiteren Tag hier bleiben, ihr habt einen weiten Weg vor euch und kommt nur langsam voran." Der Nachtschatten sah noch einmal über die Menschen vor ihm, dann drehte er sich um und erhob sich in die Lüfte.
„Ein schwarzer Drachen, ein Nachtschatten, wie ungewöhnlich." Meinte Lilith als sie neben Jack zu ihrem Pferd lief und sich in den Sattel schwang.
„Er wird bestimmt nicht das einzige ungewöhnliche bleiben, dass du in deinem Leben zu Gesicht bekommen wirst. Immerhin bist du ein Nebeldrache, du hast Visionen. Und so jemanden habe ich als Kampfpartnerin." Vorsichtig half Jack Anna auf ihr Pferd.
„Ich glaube, du bist nicht nur deswegen froh Lilith als Kampfpartnerin zu haben. Nur kurz habe ich euch beide zusammen kämpfen sehen, ihr ergänzt euch perfekt und gleicht die Schwächen des anderen aus. Außerdem kennt ihr euch so gut, dass ihr euch ohne Worte verständigen könnt. Ihr wirkt wie Zwillinge." Anna versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen, zu groß war ihre Angst vor den Schmerzen die ihre Rückenwunde verursachen konnte.
„Wir kämpfen auch schon zusammen seit Lilith im Institut ist, als sie ankam hat unser Meister mich beauftragt ihr Mentor zu sein. Sie ist erst spät ins Institut gekommen und wollte und konnte sich einfach weder mit den jüngeren noch mit den gleichaltrigen anfreunden. Auch hat sie einfach keinen Trainingspartner gefunden, da ich ein ähnliches Problem hatte, mein Trainingspartner hat das Institut verlassen, da sein Vater gestorben ist und er an seiner statt Fürst der kleinen Inseln werden musste." Erzählte Jack während die Pferde sich in Bewegung setzten.
„Ich erinnere mich, ihr ward ein schreckliches Team, ständig habt ihr etwas angestellt und wir anderen mussten dafür büßen. Außerdem war das echt ungerecht, ihr habt beim Training immer besseres zu tun gehabt als trainieren und doch ward ihr besser als wir anderen." Meinte Carlo.
„Aber jetzt bin ich nicht mehr wirklich besser als du."
„Nein, das bist du ganz sicher nicht, wir sind wahrscheinlich gleich gut, jeder mit seinen eigenen Stärken und Schwächen."

Sie brauchten weit länger zurück zu Nuys Familie, durch die Verletzten konnten sie nur wenige Stunden pro Tag reiten, danach begannen die unverletzten Drachenjäger die Vorräte wieder aufzufrischen indem sie Wild jagten und Beeren und Pilze sammelten. Zum gefallen aller war ihre Reise ereignislos, sie begegneten praktisch niemandem, sahen lediglich einen Bauern mit einem Wagen voller Holz der in einiger Entfernung sein Pferd tränkte. Auch hatte der eine oder andere Drachenjäger den Eindruck, dass die Drachen sie wachsam beobachteten, bis sie das Gebirge schließlich verließen.
Einzig ihr Gefangener, Tom, machte ihnen hin und wieder zu schaffen. Er beschwerte sich mehrmals täglich, dass es ungerecht sei wie er behandelt werden würde, er sei ja auch ein Drachenjäger und nicht ihr Feind. Er protestierte auch und verlangte in seiner Burg frei gelassen zu werden, immerhin habe er nichts verbrochen und seine Frau warte auf ihn und würde bald ein Kind bekommen. Wenn einer der Drachenjäger ihm sagte, dass er sich das alles selber zuzuschreiben hatte weil er Dinge getan hatten, die einfach nur unmenschlich waren, so wiedersprach Tom. Er wiederholte wieder und wieder, dass er nur das Beste für sein Fürstentum und das ganze Königreich wollte. Waren Lilith oder Theodor in seiner Nähe, so verlangte er von ihnen, dass sie ihn befreiten. Immerhin sei er das Oberhaupt ihrer Familie und die ganze Sache würde ein schlechtes Licht auf sie und die ganze Familie werfen. Schon am ersten Tag hatte Lilith sich angewöhnt ihn zu ignorieren, auch wenn ihr das öfters sehr schwer fiel. Theodor schien es ähnlich zu gehen, manchmal kostete es ihn einen Großteil seiner Selbstbeherrschung seinen Cousin nicht einfach zum Schweigen zu bringen. Aber wollte dieser nicht genau das? Provozierte er sie nicht alle aus diesem Grund?
Sie waren alle froh, als sie den Hof von Nuys Familie erreichten und der Meister verkündete, dass sie einen Tag bleiben würden. Nuys Großeltern waren mehr als erleichtert ihr kleines Mädchen wieder zu sehen, sie erzählten, dass sie mit dem schlimmsten gerechnet hatten, als sie die Soldaten hatten vorbei reiten sehen.
Kaum hatte Nuy Großmutter die Drachenjäger mit Essen versorgt kümmerte sie sich um jeden der Verletzten einzeln, erst spät in der Nacht hatte sie die letzte Wunde verarztet und verbunden. Nuy hatte ihr die ganze Zeit geholfen während die Drachenjäger ihren Großeltern von dem was geschehen war berichteten. Sie hörten geduldig zu und gestanden dann ihre Bewunderung für das durchaus seltene Erlebnis, es kam fast nie vor, dass so viele Drachen auf einmal an einem Ort anzutreffen waren. Nuys Großvater erzählte, dass er in seiner Jugend einmal zehn Drachen der gleichen Art gesehen hatte und das war schon eine Sensation gewesen, was die Drachenjäger gesehen und erlebt hatten würde wohl seinen Weg in die Geschichten des Nordens und in die Bücher des Südens finden. Tom wurde von ihnen keines Blickes gewürdigt, auch zeigten sie ihm sehr deutlich was sie von ihm und den Dingen die er getan hatte hielten. Während die anderen warme Suppe, Brot und Tee bekamen, legte Nuy ihm lediglich ein Stückchen Brot und einen Becher Wasser hin, innerlich schien er zu rasen, er wagte es allerdings nicht sich zu beschweren.

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