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Wieder geschahen mehrere Dinge auf einmal, doch Lilith nahm keine andere Handlung als die ihre war.
Als der Drachenkopf sich ihr immer mehr näherte, er kam von oben auf sie runter, immer schneller je näher er kam, wartete sie so lange, bis der Kopf in ihrer Nähe war. Dann hob sie ihr Schild schützend über ihren Kopf und stach mit ihrem Schwert mit aller Macht nach oben, in das weit geöffnete Maul des Drachen. Heißes Blut läuft ihren Arm runter, lässt sie vor Schmerz aufstöhnen, dann geben ihre Beine unter dem Gewicht des Drachenkopfes nach und sie sinkt zu Boden.
Als Jack Annas Signal hörte, löste er seine Schwerthand vorsichtig vom Horn des Drachen, er zog sein Schwert und stach es mit aller Kraft in den Hals des Drachen, fast wäre er abgerutscht, im letzten Moment war sein Schwert tief genug im Fleisch, dass es ihm den nötigen Halt bot.
Anna war das dritte Glied in der Kette, sie hatte den Versuch auf den Drachen zu klettern gar nicht erst gewagt, kurz bevor sie damit beginnen wollte, war einer der anderen durch die Gegend geflogen. Als sie sah, dass der Drache auf Lilith zu kroch und dass Jack oben auf ihm einen sicheren Halt gefunden hatte, lief sie schnell um den Drachen rum, sie war froh ihren Köcher noch bei sich zu haben. Ihm entnahm sie nun einen Drachenpfeil, als der Drache anhielt und sich aufbäumte um Lilith anzugreifen, platzierte Anna den Pfeil an der Stelle, wo sie vermutete dass das Herz des Drachen landen würde. Der Drache ließ sie mit einer Wucht auf den Boden fallen, dass der Pfeil ohne Mühe durch seine Schuppen drang, Anna hatte Mühe sich selbst und ihre Hand vor dem Drachen zu retten, doch der Pfeil wäre umgefallen, wenn sie ihn nicht gehalten hätte.
Der Drache rührte sich nicht mehr, Anna lag ein Stückchen von ihm entfernt, atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Ihr Herz raste als wäre sie eine weite Strecke gerannt. Jack verharrte einen Moment in seiner Position, dann zog er sein Schwert mühsam aus dem Hals des Drachen, er hatte Mühe nicht abzurutschen, zumal das Blut aus der Wunde die Schuppen noch rutschiger machte. Schnell verstaute er sein Schwert, dann kletterte er von dem Drachen runter, er konnte seine Kampfpartnerin nicht sehen und wusste auch nicht was mit ihr geschehen war.
„Lil?" rief er laut als seine Füße den Boden berührten. Er sah ein paar der anderen Drachenjäger auf den Kopf des toten Drachen zulaufen, Lilith musste unter diesem Kopf begraben sein. Schnell eilte Jack zu ihnen.
Mit vereinter Kraft hoben mehrere Drachenjäger den schweren Kopf hoch, die anderen zogen Lilith darunter vor und brachten sich und sie in Sicherheit. Vorsichtig entwand man ihren Händen ihr Schwert und ihr Schild, Lilith war bei Bewusstsein, schien allerdings nicht so ganz zu realisieren was gerade geschah. Vorsichtig begutachtete Theodor ihre Hand, Das Drachenblut ließ ihre Hand aussehen, als wäre sie von leichten Verbrennungen bedeckt und als das Blut weg gewaschen worden war, kamen wirklich Verbrennungen zum Vorschein.
„Es war mutig und dumm was du gemacht hast, weißt du nicht wie heiß Drachenblut ist?" Theodor sah seine Großcousine kopfschüttelnd an und untersuchte sie weiter.
„Doch, natürlich weiß ich das. Aber es war nötig, sonst hätte er mich getötet." Lilith sah ihren Kampfpartner an. „Geht es dir gut Jack?" sie musterte ihn besorgt.
„Ja, mir ist nichts passiert."
„Jack, säubere dein Schwert und Liliths bitte auch." Wies Theodor ihn an, die anderen hatten sich zurückgezogen, bevor sie sich wieder dem Drachen zuwenden würden, sollten sie sich um die verletzten Drachenjäger kümmern.
„Wie viele haben wir verloren?" fragte Lilith vorsichtig.
„Vier, vielleicht Fünf. Er hat sie verbrannt."

Nicht viel später, Theodor hatte Liliths Hand in der Zwischenzeit mit etwas eingerieben und mit einem Stoffstück umwickelt, standen alle Drachenjäger vor einer Grube, man hatte die wenigen Überreste der Verstorbenen dort hineingelegt. Fünf waren gefallen, fünf Tote hatten sie zu beklagen. Der Meister erhob nach kurzer Zeit das Wort.
„Tapfere Drachenjäger, Drachenjäger die ihren Eid für nichts auf dieser Welt gebrochen hätten. Sie haben dem Königreich und dem Orden von ganzem Herzen gedient, haben ihre Pflicht erfüllt. Sie werden ihren Platz bei den Göttern finden, Drachenjäger wie sie nehmen die Götter mit offenen Armen bei sich auf. Stets haben sie nur im Sinne des Eides, des Volkes und des Ordens gehandelt, haben den Orden an erste Stelle gestellt. Ohne unsere Brüder hätten wir vielleicht nicht überlebt, sie haben ihr Leben gelassen um uns, um den Bewohnern des Reiches das Leben zu geben. Sie haben die Menschen beschützt, egal ob jung oder alt, arm oder reich, sie waren gute Männer." Alle Drachenjäger verneigten sich vor den Überresten. Nuy stand etwas unbeholfen daneben, folgte aber dem Beispiel der anderen.
Für einige Minuten senkte sich schweigen über die Drachenjäger, zwei von ihnen bedeckten die sterblichen Überreste mit Erde, die anderen sahen ihnen dabei zu. Es war der Meister, der nach getaner Arbeit das Wort wieder ergriff. „Unsere Arbeit hier ist noch nicht getan, wir können unsere Toten noch nicht in Ruhe betrauern." Er drehte sich zu dem toten Drachen um. „Ihr wisst was zu tun ist und mir ist bewusst, dass es einiges an Zeit kosten wird unsere Aufgabe vollständig zu erfüllen. Sammelt Holz, wir werden ihn verbrennen, ein Drache wird aus dem Feuer geboren und geht ins Feuer zurück."

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt