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„Gut, dass ihr gerade hier vorbeikommt, ich wollte euch schon suchen lassen. Wie ich hörte, habt ihr euren Auftrag ausgeführt." Der Meister winkte sie durch die geöffnete Tür in eins der Gemächer.
„Ja, Meister. Obwohl sie noch nicht aufbrechen können." Erzählte Theodor.
„Ich weiß, die Fürstin hat mich aufgesucht und mir alles erzählt. Sie hat uns auch gesagt, auf welche Weise unser Plan am besten und unauffälligsten ausführbar ist. Kommt rein."
Beide Drachenjäger verbeugten sich vor der Fürstin. „Ich bitte euch, das ist doch nicht nötig." Sie lächelte schüchtern.
„Vor einer Dame hat man sich zu verbeugen." Meinte Theodor galant.
„Danke." Sie wandte sich wieder an den Meister. „Nun, wäre es wirklich nicht möglich, dass ich von hier verschwinde? Ich würde so gerne mit Amelie und ihrer Familie in den Süden fliehen. Ich will weg von ihm, ich will meinem Kind ein sicheres Leben verschaffen." Sie sah ihn flehend an.
„Ich kann Euch nur zu gut verstehen und wünschte, ich könnte Euch helfen. Ihr könntet fliehen, aber ob ihr weit kommen würdet ist die andere Sache. Ich denke, der Fürst wird viel eher nach Euch, als nach eurer Zofe und seinen unehelichen Kindern suchen. Obwohl er auch bei ihnen versuchen wird, sie zu töten bevor sie in der Hauptstadt ankommen. Und auch dort sind sie noch nicht sicher."
„Nicht solange er hier Fürst ist und ungestraft gegen die Gesetze unseres Königs verstößt." Ihr schien eine Idee zu kommen, denn auf einmal wurde ihr Blick wacher und konzentrierter. „Geht der König einer Beschuldigung gegen einen seiner Fürsten nach?"
„Das müsste er." Der Meister musterte sie aufmerksam. „Was habt Ihr vor?"
„Ich werde dem König schreiben, ich werde ihm von dem Benehmen meines Gemahles berichten, von den Gesetzesbrüchen. Er hat seinen heiligen Drachenjägereid mehr als nur gebrochen, er hat arme, unschuldige Neugeborene getötet." Sie hielt kurz Inne. „So etwas darf nicht ungestraft geschehen."
„Schafft Ihr es, diesen Brief bis zum Aufbruch eurer Zofe fertig zu stellen? Dann kann sie ihn mitnehmen, auf dem Hof ihrer Familie gibt es Brieftauben, ihnen würde ich eher vertrauen als denen hier auf der Burg."
„Ja Meister, das schaffe ich. Und ich danke euch."
Noch kurz unterhielten sie sich, dann verließ die Fürstin den Raum.
„Was ein Ereignisreicher Tag das heute zu sein scheint." Meinte Theodor, dann erzählte er dem Meister, was er und Lilith über die Zofe und das Verhalten ihres Familienmitgliedes herausgefunden und selber erlebt hatten.
Die Miene des Meisters wurde immer Missbilligender. „Ich stimme der Fürstin zu, gegen ihn muss etwas unternommen werden. Ich werde auch einen Brief aufsetzen, ich werde dem Großmeister den Verdacht auf das Brechen eines Drachenjägereides mitteilen. Die Akademie wird dies genauestens überprüfen und ich bin mir fast sicher, dass sie mehr finden werden als sie glauben. Wenn es für euch in Ordnung wäre, so würde ich euch jetzt verscheuchen, ich brauche Ruhe um dieses Schreiben aufzusetzen, immerhin birgt es schlimme Anschuldigungen." Als sie an der Tür waren sprach er erneut. „Theodor, bringe Lilith bitte zu unseren Trainingsplätzen, du kannst ja ein bisschen mit dir Kämpfen. Suche dann nach dem Wächter, dem Bruder der Zofe. Ich weiß, dass es dich stört, wenn du wie ein kleines Kind nicht alleine zu einem Ort laufen darfst, aber du weißt weshalb du hier behütet wirst." Der Meister wischte Liliths Widerspruch beiseite, noch bevor sie den Mund hatte öffnen können.

„Konzentrier dich auf den Kampf." Theodor lies sein Schwert sinken, Lilith war einfach nicht bei der Sache. SO gut sie normalerweise kämpfen konnte, gerade stellte sie sich an wie ein Anfänger. „In einem Kampf müssen deine Gedanken beim Kampf sein. Du musst das ganze hier vergessen! Denk nur an den Kampf."
„Ich versuche es ja, aber ich scheitere einfach die ganze Zeit. Wie soll ich mich auf den Kampf konzentrieren, wenn ich die ganze Zeit an etwas anderes Denken muss?"
„Ich weiß wie es dir geht, aber als Drachenjäger musst du genug Selbstbeherrschung haben um deine Gedanken aus zu blenden. Noch einen Versuch, ansonsten kommst du zum Bogenschießen."
„Das kann sie ohne daran zu denken." Jack ließ sich unweit von ihnen ins Gras fallen.
„Du kannst gleich wieder aufstehen Jack. Ich schau mir jetzt einen Kampf von euch beiden an, vielleicht wird sie ja dann wieder aufmerksamer."
„Hör auf zu träumen." Jack gewann nach und nach immer mehr die Oberhand.
„Ihr nervt mich, ich will nachdenken."
„Nicht beim Kämpfen, dein Körper weiß was zu tun ist, lass ihn das Kämpfen übernehmen." Theodor stand ein Stückchen entfernt und beobachtete jede einzelne Bewegung der beiden.
Lilith verdrehte genervt die Augen, dann sperrte sie ihre Gedanken hinter die hohe Mauer in ihrem Kopf. Ihre Gedanken galten nur noch dem Kampf, jede Bewegung kam von ihrem Körper, war instinktiv und ungeplant. Jack rechnete nur halb damit, deshalb war er überrumpelt, als Lilith ihn angriff.
„Ich wusste doch, dass du das kannst. Warum hat das so lange gedauert?" Theodor klang nun wesentlich stolzer.
„Zu viele Dinge in meinem Kopf über die ich mit Gedanken machen musste." Sie beendeten den Kampf und Lilith wandte sich an Theodor. „Solltest du nicht mal langsam den Auftrag des Meisters ausführen?"
„Doch, ich bin schon unterwegs. Ich musste vorher nur schauen, dass meine liebe Großcousine richtig trainiert. Und jetzt übt schön weiter." Mit diesen Worten verschwand er in Richtung Burg.

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