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Ein lauter, durchdringender Schrei weckte in dieser Nacht viele Drachenjäger, die meisten von ihnen griffen sofort nach ihren Waffen und sahen sich nach dem Grund des Schreies um.
Nichts war zu erkennen, leise unterhielten sich die Drachenjäger, fragten nach der Ursache. Einige begannen die Scheune aufmerksam zu durchsuchen, doch sie fanden nichts Außergewöhnliches. Die Ratlosigkeit wuchs immer mehr, Minutenlang war es wieder ruhig, von den leisen Unterhaltungen abgesehen.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich erst nach dem zweiten Schrei auf die jüngste unter ihnen, neben ihr Kniete, vollkommen verzweifelt Jack. Er war sich unschlüssig, ob er das am ganzen Körper zitternde Mädchen wachschütteln sollte.
„Fasst sie nicht an, weckt sie unter keinen Umständen." Die Frau die auf dem Hof lebte, schon sich mit einer Lampe in der Hand an den Drachenjägern vorbei und kniete sich neben das Mädchen.
„Was ist mit ihr?" fragte Jack mehr als besorgt.
„Sie ist ein Nebeldrache, das habe ich gleich zu Anfang gesehen. Sie hat eine Vision, wenn ihr sie jetzt aufwecken würdet, würde die Vision verschwinden, aber sie würde vielleicht vollkommen verwirrt sein. Man darf einen Nebeldrachen niemals aufwecken wenn er eine Vision hat." Sie sah Jack eindringlich an. „Wo ist Nuy?"
„Ich bin schon hier Großmutter." Nuy kniete sich neben die Frau.
„Könnt Ihr uns ein wenig Ruhe verschaffen Meister?" Die Frau hatte aufgesehen und sofort den Meister entdeckt, dieser nickte nur. Dann begann er die wachen Drachenjäger nach draußen zu scheuchen, Nuy folgte ihnen und zeigte ihnen wo sie die restliche Nacht verbringen könnte. Von der allgemeinen Aufregung waren nun auch die anderen Drachenjäger erwacht, es waren nicht viele die überhaupt hatten weiterschlafen können. Diese folgten den anderen nun reichlich verwirrt. Jack und Theodor weigerten sich Lilith alleine zu lassen, mit dem Versprechen ruhig zu sein und Lilith unter keinen Umständen zu wecken, erlaubte die Frau ihnen zu bleiben.

Riesengroße Knochen, Rippen, so hoch dass man sie aufrecht durchschreiten konnte. Schädel größer als ein Erwachsener, mit Zähnen so lang wie der Unterarm eines Menschen. Knochen, so klein wie Kinder, ein Gang aus Rippen, so hoch das man nur auf allen vieren hindurch kam. Schädel, so groß wie ein Kind, Zähne wie eine Menschenhand. Knochen über Knochen, Drachenlaiber in jedem Stadium der Verwesung, manche schienen erst wenige Stunden oder Tage dort zu liegen, andere dagegen waren hier schon Lange. Ein Friedhof ohne jedes Anzeichen von Leben.
Der Himmel, frei von allen Wesen die größer als ein Vogel waren, die Berge nur noch von Menschen und Tieren bewohnt. Kein Drache. Weder hier noch dort.
Feuer, überall Feuer. Brennende Häuser unten am Meer, brennende Dörfer oben im Norden. Brennende Schiffe, brennende Paläste. Die Statue im Institutshof umgeben von brennenden Gebäuden. Schreie, Tod und Feuer. Die Hauptstadt, brennend und voller schreiende Menschen. Fremde Soldaten die die Lebenden quälten und schändeten. Sterbende Drachenjäger, im Kampf für ihr Reich.
Nur Tod und Verderben, kein Leben, keine Hoffnung.
Wenige Überlebende, ein Leben bestehend aus Arbeit, aus Schlägen und Hoffnungslosigkeit.
Ein schwarzer Schatten der über das Land streift, schwarz der Schatten auf der Erde, schwarz das Wesen in den Lüften, ein Drache. Ein schwarzer Drache, ein Nachtdrache.
Eine Flamme die weit zu sehen ist, sie erhellt den Himmel, der Schatten, der Nachtdrache fliegt durch ihn hindurch. Er brüllt bevor er eine weitere Flamme in den Himmel schickt. Ein Hoffnungsschimmer.
Das Leid, das Feuer, der Tod - alles verblasst. Leben, feiernde Menschen, Drachen, Blumen wo hin man auch sieht.
Drachen, in den verschiedensten Farben, auf dem Boden und im Himmel. Menschen, in ebenso bunten Gewändern die ausgelassen feiern. Die auf einen gewonnen Krieg und auf die Drachen trinken, die auf ein Ende des Schreckens anstoßen. Die Hauptstadt, geputzt und mit Blumen und bunten Tüchern geschmückt. Drachen die über die Hauptstadt fliegen, den Menschen unten durch ihr Feuer erstaunte laute entweichen lassen.
Wieder der schwarze Drache. „Es liegt bei dir, Nebeldrache. Bald wirst du dich entscheiden und du wirst mich sehen." Die Stimme war überall zu hören, sie klang weich, weich und tief und mächtig. „Komm zu mir kleiner Drache."
Schuppen, überall an ihren Armen und Beinen, weiße Schuppen. Hell schimmernd und im Licht bunt glänzend. Das Gefühl zu fliegen, die angenehme Wärme des Feuers in ihr. Sie flog über das Reich, sah die bunten Farben und schönen Blumen verblassen, die Musik und das Lachen hörte sie verklingen. Schönheit und Hoffnung verschwand, Feuer und Trostlosigkeit soweit das Auge reichte.
Ein Schrei.
Sie wollte nur weg von diesen schrecklichen Bildern, weg von der Verzweiflung.
Ein Schrei, woher kamen diese Schreie, sie sollten aufhören.
Musik und Blumen, Farben und Hoffnung.
Feuer, ein sterbender Drache, ein letztes Mal noch schlugen die Flügel, dann gleitet er in weiten Kreisen, Tod sobald er den Boden berührt. Nur noch wenige Meter trennen den Drachen vom Boden, er soll nicht aufkommen, er soll leben.
„Kämpfe kleiner Drache!"

DrachenfeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt