Leseprobe zur Fortsetzung

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Leseprobe zur Fortsetzung


„Ruhe!" Die Stimme des Mannes war trotz der vielen Gespräche zu hören, augenblicklich verstummten die neugierigen Verhandlungszuschauer und die Blicke aller wanderten nach vorne. Dort stand seine Majestät der König vor dem Thron, er strahlte eine Würde und Macht aus wie kein anderer und war in das Rubinrot seiner Familie gekleidet.
„Ich eröffne hiermit die Verhandlung gegen Sir Tom aus dem Hause der weißen Flammen, Fürst im Norden und Wächter seines Gebietes. Bringt ihn herein." Der König machte eine auffordernde Geste, dann setzte er sich auf seinen Thron. Die Türen am anderen Ende des Thronsaales wurden geöffnet und drei Wachen betraten den Raum, zwei von ihnen führten den Angeklagten zwischen sich. Dieser beachtete die Menschen an denen er vorbei schritt genauso wenig wie die Soldaten die ihn führten, sein Blick war einzig auf den König gerichtet, nur einmal ganz kurz huschte sein Blick nach rechts, fand zielstrebig eine kleine Gruppe die seinen Blick traurig erwiderte. Seine Familie war erschienen doch sie würden ihn nicht verteidigen, das gleiche galt auch für seine Frau.
„Schwört vor dem König und vor den Göttern, dass ihr nur die Wahrheit und nichts anderes als diese sagen werdet." Es war nicht der König der sprach sondern der Mann der zuvor auch um Ruhe gebeten hatte. Er schien so etwas wie der Berater des Königs zu sein, wer genau er war wusste die junge Nichte des Angeklagten nicht. Auch war sie sich nicht sicher, ob sie im Laufe der Verhandlungen gegen ihn würde aussagen müssen.
„Ich schwöre es." Der Angeklagte, Tom, sprach mit lauter, klarer Stimme.
„Bevor ich Euch sage weswegen Ihr angeklagt seid und ehe ich den ersten Zeugen nach vorne bitte, gebe ich Euch die Möglichkeit zu gestehen. Solltet Ihr gestehen, so könnte es sein, dass Eure Strafe gemindert wird, obwohl dies immer noch von der Art Eures Vergehens abhängt." Tief in ihrem Inneren hoffte das junge Mädchen, Lilith, dass ihr Onkel seine Taten gestehen würde. Obwohl er schlimme Dinge getan hatte, hoffte sie doch, dass er wenigstens vernünftig genug war seine Strafe zu mildern. Vielleicht würde er noch weitere Milde erfahren da er ein Drachenjäger war, obwohl er seinen Schwur gebrochen hatte, was ihm eine zusätzliche Strafe einbringen würde.
„Ich habe nichts getan wofür ich bestraft werden könnte, mein Gewissen ist rein wie das eines Neugeborenen." In seiner Stimme war kein Zweifel zu hören, er meinte was er sagte.
„Sir Tom, Ihr werdet angeklagt Eidbruch begangen zu haben, Ihr habt Drachen getötet ohne dass das Institut der Drachenjäger davon wusste, Ihr habt Arbeitskräfte von den Feldern zu Soldaten ausbilden lassen obwohl diese auf den Feldern mehr gebraucht wurden, Ihr habt Menschen getötet ohne einen guten Grund dafür zu haben und ohne die Gesetzte seiner Majestät zu beachten, welche Ihr auch in anderen Fällen missachtet habt. Wollt Ihr mir wiedersprechen?" Der Mann sah Tom teilnahmelos an.
„Ich möchte keinen als Lügner bezeichnen, doch ich halte diese Vorwürfe für falsch. Ich bin mir keiner Schuld bewusst." Antwortete Tom ohne mit der Wimper zu zucken.
„Wenn das so ist rufe ich den ersten Zeugen nach vorne, Ben Moan." Wieder öffneten sich die großen Türen und ein Mann betrat den Saal, er schien einen kurzen Moment zu zögern bis er nach vorne trat.
Als Lilith ihn besser sehen konnte zog sie scharf die Luft ein, sie hatte diesen Mann schon mehr als einmal gesehen, das erste Mal als er mit einigen Männern einen Hof angegriffen hatte, wenige Tage später auf der Burg ihres Onkels wo dieser ihm erneut den Auftrag gegeben hatte die Hofbewohner zu töten. Beide Male hatte er seinen Auftrag nicht erfüllen können.
„Ich schwöre vor seiner Majestät dem König und vor den Göttern, dass ich nichts als die Wahrheit sagen werde." Sagte der Mann als er vor dem König angekommen war.
„Ihr kennt den Angeklagten."
„Ja, er war mein Dienstherr."
„Was für Aufträge hat er Euch erteilt?"
Kurz tauschte Ben einen Blick mit dem Angeklagten, in dessen Augen konnte man die Angst förmlich sehen. „Ich sollte hin und wieder Menschen beseitigen die ihm schaden wollten, wann immer er keinen seiner Soldaten schicken wollte hat er mich mit einer Gruppe Männer geschickt. Wir waren für ihn so etwas wie bezahlte Gesetzlose, wir mussten für ihn und in seinem Namen Gesetze brechen."
„Was war Euer letzter Auftrag?"
„Ich sollte mit einigen Männern eine Familie beseitigen, den Gerüchten nach sind sie seine Bastarde. Doch ich konnte diesen Auftrag nicht erfüllen, beim ersten Mal haben mich die Drachenjäger aufgehalten beim zweiten Mal war die Familie nicht mehr da und ich bin nur Männern seiner Majestät begegnet." Ben deutete eine Verbeugung in Richtung des Königs an.
„Gegen welche Gesetze musstet Ihr verstoßen?"
„Bevor ich diese aufzähle, möchte ich Euch um Verzeihung bitten Majestät. Aus freiem Willen hätte ich derartige Dinge nie in meinem Leben gemacht. Ich schwöre Euch, dass ich mich gegen eine Strafe nicht wehre werde, aber bedenkt ich hatte keine Wahl." Er verbeugt sich erneut. „Ich musste töten, rauben, brandschatzen. Meist habe ich die Gruppen nur angeführt und mich im Hintergrund gehalten, doch das macht mich nicht weniger schuldig. Ich weiß von einem weiteren Vergehen des Angeklagten, doch war ich nicht direkt daran beteiligt."
„Was meint Ihr damit?"
„Ich weiß, dass er mehr als einmal auf einer Drachenjagd dabei war. Und das obwohl keine anderen Drachenjäger anwesend waren."
„Ich danke Euch für Eure Aussage, Ihr dürft Euch nun entfernen. Ihr solltet aber damit rechnen, dass Euer handeln für Euch noch Konsequenzen haben wird." Ben verbeugte sich ein letztes Mal, bevor er von zwei Wachen nach draußen begleitet wurde.
„Nun, habt Ihr etwas zu Eurer Verteidigung zu sagen?" Nun richtete der Mann des Königs sein Wort wieder an Tom.
„Ihr glaubt einem Gesetzlosen? Wer sagt Euch, dass dieser Mann nicht einfach etwas erzählt um mir zu schaden? Ihr wisst nicht ob er die Wahrheit sagt."
„Ist das alles war Ihr dazu sagen wollt?"
„Joseph, lass ihn, wenn er nichts dazu sagen möchte." Der König wies den Mann leise aber bestimmt zurecht.
„Natürlich Majestät." Joseph verbeugte sich vor seinem König, dann rief er nach dem nächsten Zeugen. Dieser wurde von einem Soldaten in den Saal geführt.
„Mein Name ist Jacob, ich war Hauptmann des Fürsten. Ich sollte auf seine Burg aufpassen und für ihn herrschen, wenn er nicht da war. Ich schwöre vor dem König und den Göttern, dass ich die Wahrheit sagen werde." Im ersten Moment hatte Lilith sich gewundert wie der Hauptmann ihres Onkels den Kampf gegen die Drachenjäger unbeschadet hatte überstehen können.
Jacob berichtete ähnliches wie Ben, nur konnte er weit mehr von den illegalen Drachenjagten erzählen. Lilith drückte die Hand ihres Vaters, es war für ihn alles andere als leicht die ganzen Vorwürfe gegen seinen Zwillingsbruder anhören zu müssen.

Die nächste Zeugin stand erst einmal einen Moment nahe der Türen bevor sie sich zögernd nach vorne wagte. Lilith lächelte der jungen Frau aufmunternd zu und das Mädchen neben ihr winkte ihrer Mutter zu.
„Ich schwöre vor dem König und den Göttern, dass ich die Wahrheit sagen werde." Ihre Stimme zitterte.
„Wer seid Ihr?" Joseph versuchte weniger kalt zu klingen als bei den anderen.
„Ich heiße Amelie, ich bin seit vielen Jahren die Zofe der Fürstin."
„Was habt Ihr mit dem Angeklagten zu tun meine Dame?"
„Ich war so etwas wie seine Kurtisane, er hat mich und meine Kinder als Druckmittel gegen seine Frau, meine Fürstin benutzt." Amelie warf einen Blick in Richtung ihrer Herrin, diese lächelte ihr freundschaftlich zu. Die beiden verstanden sich sehr gut, schon seit vielen Jahren arbeitete Amelie für die Fürstin und sie vertrauten einander. „Er wollte meine Kinder umbringen lassen und ich habe sehr viel von dem mitbekommen was er in den letzten Jahren getan hat."
„Könnt Ihr mir das etwas genauer erklären?"
Amelie atmete noch einmal tief durch. „Natürlich." Lilith kannte die Geschichte der jungen Frau bereits, doch sie fühlte sich erneut schlecht und empfand Mitleid.
Amelie war jung und naiv gewesen als ihr Onkel sie das erste Mal verführen konnte, nachdem er dann die Fürstin geheiratete hatte zwang er Amelie wieder und wieder ihm zu dienen. Er bedrohte und erpresste sie, ließ ihr keine Wahl. Die Fürstin hatte von der ganzen Sache erfahren, Amelie hatte es ihr erzählt und ihr war verziehen worden. Amelie erzählte auch, dass Tom die Mädchen die seine Frau zu Welt gebracht hatte kurz nach ihrer Geburt getötet hatte. Zum Schluss erzählte sie noch von den Dingen, von denen sie in der Burg etwas mitbekommen hatte, sie erwähnte die Drachenjagten die schon die anderen beiden Zeugen erwähnt hatten. Auch wusste sie von dem einen oder anderen Gesetzesbruch.
Als sie ihren Bericht beendet hatte, wischte sie sich eine einzelne Träne aus den Augenwinkeln, aber sie war nicht die einzige die von den Worten gerührt war. Wie konnte jemand so grausame Dinge tun?
„Dies sind wirklich schreckliche Dinge von denen Ihr uns berichtet habt. Ich verlange nicht von Euch uns weitere Details zu erzählen, wir haben auch so schon einige Dinge erfahren. Ihr könnt Euch nun zu Eurer Familie setzten oder den Saal verlassen, ganz wie Ihr das wünscht." Joseph behandelte Amelie viel besser als er die anderen der Verhandlung bisher behandelt hatte.
„Ich danke Euch. Danke Eure Majestät." Sie versank in einem tiefen Knicks, dann machte sie sich zu ihrer Tochter und Lilith auf.
Die nächste Zeugin die aufgerufen wurde war die Fürstin, die Frau des Angeklagten. Sie durchschritt den Saal mit sicheren Schritten, legte ihr Hände aber schützend über ihren Bauch als sie vorne angekommen war.
Auch sie musste vor dem König und den Göttern schwören, sie erzählte ebenfalls von den Mädchen die getötet worden waren, doch ihre Mine blieb starr und kalt.
Ihr wurden noch einige wenige Fragen zu den Geschäften ihres Mannes gestellt, sie beantwortete diese mit der gleichen Teilnahmelosigkeit mit der sie grundsätzlich sprach. Sie wirkte in diesem Moment so viel älter als sie eigentlich war, die Geschehnisse der letzten Tage und Wochen hatten sie psychisch um Jahre altern lassen.
Kaum wurde sie entlassen, da erhob sich Liliths Vater, sie sah ihn mit großen Augen an, unschlüssig was er nun tun würde. „Eure Majestät, ich möchte ebenfalls aussagen."



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