Teil eins: Ich muss raus

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Ich war wie jeden Tag um die gleiche Uhrzeit im Keller. Dort fand ich Sachen, die ich nie herausgefunden hätte, wenn ich nicht nachgeforscht hätte. Es gab hunderte Ordner. Einer stach mir die ganze Zeit ins Auge. Der knallsschwarze Ordner mit der Aufschrift "Nie im Leben wieder öffnen." Ich hatte Angst, dass etwas drinstand, dass ich nicht sehen sollte. Doch an diesem Tag war es mir egal. Ich hatte den Mut. Ich heiße übrigens Lin Xai. Bin Asiatin. Ich hatte mich an dem Tag mit meinen Eltern gestritten. Sie nannten mich eine Versagerin, und sperrten mich in mein Zimmer. Ich hatte dort auch den Ordner gebunkert . Ich nahm ihn vorsichtig unter dem Kleiderstapel hervor. Doch als ich ihn aufhob, fiel ein Bild heraus. Dort war ein Junge mit schwarzen, wild auseinanderstehenden Haaren, dunklen Augen und einem unschuldigen Blick. Im Ordner waren sehr viele Bilder von ihm. Er tanzte, breakdance. Genau wie ich. Er hatte fünf Tattoos. Sogar eine Geisha. Eine wunderschöne Frau. Ich hatte Angst vor ihnen. Ich sah mir die Bilder an und eine Message. Gib niemals auf! Ich sah mich um und merkte, dass ich hier bei mir daheim nicht glücklich bin. Ich sah aus dem Fenster. Ich hatte Gitterstäbe davor. Wie in einem Gefängnis. Ich drehte die Musik Au Revoir von Mark Forster auf. Ich hörte es in Dauerschleife. Ich holte eine Tasche aus meinem Schrank heraus, in die packte ich ein paar Kleider ein. Ich hatte ein Trägertop und eine lange dünne Jeans an. Ich zog mir meine weißen Turnschuhe an. Ich machte die Tasche zu. Ich machte das Fenster auf, und trat die Gitterstäbe weg. Ich hatte ein Zimmer, dass nicht wirklich weit oben war. Ich sprang aus dem Fenster und schnappte mir meine Tasche und Jacke. Ich hörte wie meine Mutter und mein Vater aus der Tür stürmten. Ich rannte so schnell ich konnte. Sie rannten mir nach. Meine Mutter konnte nach einer Zeit nicht mehr. Doch mein Vater ging jeden Tag laufen. Er schrie immer : "Hey! Wenn ich dich kriege! Du bist erst 16! WO willst du hin?" Ich zeigt ihm den Mittelfinger. Der konnte mich mal. Er hatte mich eingesperrt. "Ich Scheiß auf euch!" Schrie ich als ich am Bahnhof in den nächsten Zug sprang. Mein Vater blieb vor der Tür stehen. Gott sei Dank. Der Typ machte genau vor meinem Vater die Tür zu. Ich atmete durch. Ich sah nach, wohin der Zug ging. Köln. Na Toll. Ich fuhr sicher zwei Stunden. Ich kam aus Wien. Ich schaltete mein Handy aus und dachte mir, dass ich endlich frei war. Ich wusste, dass meine Mutter nichts dafür konnte. Doch wenn er mich einsperrte, hatte er Pech gehabt. Ich hoffte nur, dass mich niemand erwischte. Ich wollte nicht wieder zurückmüssen. Hoffentlich hatte ich Glück!


Auf einmal alles anders. Nur wegen ihm! (Julien Bam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt