Abweisung

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Ich hörte Schritte. Lauter als jetzt hatte mein Herz noch nie geschlagen. Dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet. 

"Ja?"
"Zimmerservice."
"Natürlich. Kommen Sie rein."

Die Tür ging auf und ich sah in Jus geschocktes Gesicht. 

"Du? Was willst du hier?"
"Kannst du dir das nicht denken? Ich will das du zurück kommst. Zu uns. In die WG."
"Nein. Ich habe es dir sooft gesagt, dass ich nicht mehr zurück will. Ich werde mir die ganze Welt ansehen! Alles anschauen. Vielleicht höre ich auch mit YouTube auf. Wer weiß?!"
"Kommst du jetzt in die Midlifecrises? Du gehörst nach Köln zu uns." 
"NEIN! Ich werde nicht mehr nach Köln gehen! Ich liebe es als Reisender! Du bist an nichts gefesselt! Du hast nur einen Rucksack und dich! Mehr nicht!"
"Überleg es dir doch bitte. Was hast du scho..."
"Mann! Kann man sie bitte von hier entfernen!?"

Schon kamen zwei Männer die mich an den Armen packten. Ich sah noch mal zu Ju zurück. Er drehte sich mit gesenktem Blick und machte die Türe zu. Draußen schmissen sie mich auf die Straße. Ich rappelte mich auf und ging die Straße entlang. Längst weinte ich. Ich setzte mich an ein Ufer eines Flusses. Warum hatte Ju mich abgewiesen? Hasste er mich? Auf einmal hörte ich ein Gitarrenspiel. Ich sah auf und sah einen jungen Mann etwas unter mir spielen. Ich lächelte schwach. Es war wunderschön. Ein trauriges aber nettes Lied. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und stand auf. Ich ging vorsichtig rüber zu dem Kerl. Ich gleitete runter und setzte mich etwas von ihm entfernt hin. 

"Hi. Du spielst toll. Wie heißt das Lied?" Er sah zu mir. Er war auf keinen Fall Spanier.
"Danke. Das Lied hat noch keinen Namen. Ich hab's selber geschrieben. Wie heißt du denn?"
"Lin. Und du?"
"Schöner Name ich heiße Leon. Nach deinem Namen nach kommst du nicht von hier?"
"Richtig ich komme von Singapur. Einer kleinen Insel. Ich wohne in Köln. Du kommst aber auch nicht von hier oder?"
"Ne. Ich komme aus Hamburg. Ich wohne aber hier, weil meine Mutter hier arbeitet."
"Oh. Okay."

Ich setzte mich zu ihm. Ich zeigte ihm breakdance und er mir wie man ein schnelles, aber schönes Lied komponiert. Ich fand das wunderbar. Wir verbrachten den restlichen Tag zusammen. Nicht was ihr jetzt denkt! Nein! Er war nur ein Kumpel. Mehr würde da nicht sein. Das hatte ich mir ganz fest vorgenommen. Auch das Loch in meiner Brust, dass durch Jus Abweisung noch mal aufgerissen wurde füllte sich nicht. Das konnte nur Joon. Er brachte mich zurück zum Hotel. Ich hatte kein Geld mehr, ich wollte nämlich mit Ju zurück fliegen. Also hing ich hier fest. Ohne Bleibe oder irgendwas. Also gab er mir Geld und konnte die Rezeptionistin mit seinem Charme bestechen, dass es ein bisschen weniger kostet. Ich konnte eine Woche hier bleiben, dann musste ich wieder zahlen. Das Hotel war nicht einmal so hässlich. Es war schön. Es sah fast so aus wie das indem Ju war. Ich wusste ja nicht, ob er noch immer dort war. Ich beschloss erst einmal Vince von meiner Lage zu berichten.

"Hallo?"
"Hey Vince."
"Und wie ist es gelaufen?"
"Scheiße. Total schlecht. Er meinte er sei jetzt ein Reisender und würde nicht mehr zurück nach Köln kommen. Mein Problem ist nur, dass ich vergessen hatte genug Geld mitzunehmen um auch wieder zurückzufliegen. Also sitz ich hier fest.
"Mist. Wo pennst du jetzt?"
"In einem Hotel. Ein Kumpel hat mir das bezahlt."
"Okay. Dann schlaf gut."
"Du auch."

Ich legte auf. Ich legte mich ins Bett. Meine Gedanken kreisten nach wie vor um die Abweisung von Ju. Er würde nicht mehr zurück nach Köln kommen? Er würde die ganze Zeit  nur reisen? Sich die ganze Welt ansehen? Alles verpasste nachholen? Ich hoffte das das nur eine Phase war. Ich betete das er wiederkam. Er würde mich doch nicht alleine lassen? Hätte ich Joon nur nicht alleine gelassen. Er würde es mir nie wieder verzeihen. Ich hatte ihn einfach so in einer Herberge gelassen. Hätte ich doch nur einen Moment nachgedacht. Das war das selbe als ich weggerannt bin. Von meinem Zuhause. Das hätte schief gehen können. Wer weiß wo ich gelandet wäre wenn nicht bei den Volltrotteln die mir jetzt so viel bedeuteten? Ich war hundemüde aber ich konnte nicht schlafen. Nur weinen. Nicht mehr und nicht weniger. Dann schlief ich doch noch ein.


Auf einmal alles anders. Nur wegen ihm! (Julien Bam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt