Manu P.O.V
Wir rannten fast schon den Gang entlang. Unsicher setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich wusste nicht wohin. Heute war so viel passiert... War es überhaupt noch ein Tag? Wie lange waren wir schon all dem ausgesetzt? Mir kam es vor wie ein Jahr. Ich hatte Menschen getötet. 'Ich hatte ihr Leben ausgelöscht', kam es mir in den Kopf. Leicht schüttelte ich den Kopf und warf vorsichtig einen Blick nach hinten. Frodo und Flo rannten stillschweigend hinter mir her. Viktor und Ju, der ihn eng umklammerte, liefen kurz dahinter. Viks Gesicht war gerötet, seine Augen angeschwollen. Er machte eine schnelle Handbewegung, als er bemerkte, dass ich ihn anschaute. Weinte er? Nein! Das wollte ich nicht! Ich wurde langsamer. Gerade als ich anhalten wollte, kam mir folgender Satz in den Kopf:,,Sie brauchen einen Anführer. Sie wissen nicht wohin. Denkst du, du bist stark genug?''
Ja! Ich war stark genug! Ich beschleunigte meine Schritte. Ich hatte alles richtig gemacht! Die Schwachen blieben zurück, und die Starken kamen mit. So lief das Leben. Es war doch eh nur ein ewiger Kreislauf. Der Kerzenschein ließ eine Türklinke aufblinken. Ich blieb stehen und schaute mir es genauer an. Es war keine normale Tür, wie man sie aus beliebigen Häusern kannte. Nein, es war eine große zweiteilige Tür, wie man sie aus alten Schlössern kannte. Sie war schwarz. An den Rändern waren Schriftzeichen eingraviert. Zwei mit Ranken verzierte Stahlriemen hielten sie fest. Das einzige, was fremd wirkte, waren die zwei Türklinken. Sie waren wie die üblichen geformt, hatten keine Eingravuren und schienen auch sonst komplett falsch an diesem Ort. ,,Was ist?'' ertönte matt eine Stimme hinter mir. Sie gehörte Frodo. ,,Ehh..gar nichts..lass uns hier Pause machen!'' Irgendetwas hielt mich davon ab, die Tür aufzumachen. ,,Warum gehen wir nicht durch die Tür?'' kam es prompt von Julien. ,,Wir..ehm..sollten erstmal Pause machen, bevor wir durch diese Tür gehen. Wer weiß, was uns da noch alles erwartet?'' Das schien ihnen einzuleuchten, und sie setzten sich brav im Kreis zusammen.
,,Setzt du dich auch hin?'' fragend blickte Floid zu mir hoch. ,,Nein..ich bleibe lieber hier stehen..'' Ohne mich weiterhin auszufragen schaute er wieder auf den Boden und atmete tief durch. Ich schaute ihnen zu. Da saßen vier Leute von Anfang 20. Manche waren brutal ums Leben gekommen, manche eher nicht. Und drei hatten sich selbst geholfen. Hatte es eigentlich einen Sinn, dass wir weiter gingen? Sollten wir uns nicht auch alle die Kugel geben? Wir wussten ja noch nicht einmal, ob wir überhaupt jemals hier raus kamen! Bisher sprach alles dagegen. Dieses Gebäude schien endlos zu sein. ,,Okay.J etzt lasst uns reingehen!'' riss mich Frodo aus den Gedanken. ,,Was..ehmm..ja..klar!'' Verdammt! Ich war viel zu sehr in meine Gedanken vertieft gewesen! Redet so jemand, der seine Leute gegen den Tod verteidigt? Gedankenverloren griff ich nach der Türklinke und zog an ihr. Sie öffnete sich leicht, aber etwas klemmte. Die zweite Tür! Beide waren ineinander verharkt. Verunsichert drehte ich mich um. ,,Ehhh..''- ,,Vik..helf ihm mal..'' unterbrach mich Ju und schubste den Dunkelhaarigen zu mir. Leicht verlegen sah ich ihn an. Er wirkte müde und entkräftet. Dennoch packte er die zweite Türklinke an und zog mit mehr oder weniger Kraft an ihr. Sie löste sich nach drei kräftigen Rucken. Tiefe Schwärze empfing uns. Irgendwie kam mir das bekannt vor... Viktor und ich machten einen Schritt nach vorne. Sofort sauste etwas vor unsere Füße.
Erschrocken zuckten wir zusammen. Plötzlich glitt der Erdboden weg, und eine Metallplatte schob sich unter unsere Füße. Es folgten zwei klackende Geräusche, und wir sausten in die Tiefe. Ich schaute panisch zu Vik. ,,H..Hilfe?'' Es sollte wohl wie ein Schreien klingen, heraus bekam ich aber nur eine Frage. Wir fielen immer tiefer. Auf einmal gab es einen Ruck, und wir wurden zu Boden geschmissen. Ein schwach beleuchteter Gang kam uns entgegen. An den Seiten waren Gitterstäbe platziert. Sie sahen wie Käfige aus. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir in genau so einem Ding gefangen waren. Der ,,Käfig'', in dem wir saßen, hielt an und öffnete die Gitterstäbe. ,,Was sollen wir jetzt machen, Meister?'' Ich blickte fragend zu Viktor hoch. ,,Meister?'' wiederholte ich. ,,Oder soll ich Mörder sagen?'' WAS? ,,V..Vik? Alles..in Ordung..?'' Ich musterte ihn. Er schien völlig gelassen zu sein. Aber warum stellte er mir dann so eine Frage? ,,Du bist doch der Mörder, oder?'' ,,WAS? Ich und Mörder?'' entgeistert blickte ich ihn an. ,,Ja'' ,,Bist du von allen guten Dingen verlassen worden?'' ,,Von den meisten schon, ja. Aber sie haben haben mir neue Hoffnung gegeben. Also, was sollen wir tun?'' ,,Moment..Moment..Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich der Mörder bin?!'' Ich verstand gar nichts mehr. ,,Doch! Warum sonst hast du meine ganzen Freunde, bis auf Ju, umgebracht?'' ,,Ich..ich..ich hab das doch nur aus einem Grund getan!''
,,Und welchen?'' ,,M..Mir wurde gesagt, dass diese Truppe einen Anführer braucht..und..und..da..da..''- ,,Da hast du dich bereit erklärt?'' unterbrach er mich. Ich stand den Tränen nah. ,,Ich wollte das alles nicht..ich wollte das nicht! Ich würde niemals einen Menschen töten! Ich..ich..ich.. ES TUT MIR DOCH SO LEID!'' ,,Hast du aber.'' Heiße Tränen liefen mein Gesicht herunter. Es wirkte so, als wöllten sie mich trösten. Doch dazu war ich gerade nicht in der Stimmung. Viks Gesicht zeigte keine Emotionen. ,,Also bist du nicht der Meister?'' ,,Nein..nein..das bin ich nicht..ich bin bloß ein jämmerlicher Versager, der die Personen, die ihm vertraut haben, getötet hat. Und das nur wegen eines Satzes..Ich.ich..es tut mir leid..ich wollte das nicht..bitte..glaub mir doch..Sie..Es..es kam so über mich! Ich bin nicht schuld an allem! Es..es..'' meine Stimmer erstickte in den Tränen. ,,Mhh..dann muss ich weiter meinen Meister suchen gehen..'' murmelte Viktor und drehte sich um. ,,Huh?'' Ich sah auf. Er stieg aus dem Käfig und schaute mich noch kurz an. ,,Vik? W..Warte! Lass mich nicht alle--'' Ich wollte meinen Satz beenden. Doch auf einmal rasten die Gitterstäbe wieder runter. Meine Hand, die ich nach ihm ausgestreckt hatte, wich zurück. Es gab wieder einen kräftigen Ruck und der Käfig bewegte sich rasch nach hinten. Tränen versperrten mir die Sicht und alles verschwamm. Langsam..ganz langsam wurde mein Kopf schwerer. Ich wollte husten, doch bekam ich keine Luft mehr. Ein letztes Mal sah ich noch in die Dunkelheit. Sah, wie das Leben davon schwomm. Sah all die, die ich getötet hatte. Sah ihre entsetzten Gesichter. Spürte ihren Schmerz. ,,Sie brauchen einen Anführer. Sie wissen nicht wohin. Denkst du, du bist stark genug?'' Nein. Bin ich nicht.
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Psycho YouTube
Fanfiction(YouTubecontent enthalten!) ,,Ich hauchte seinen Namen in die Dunkelheit. Er hatte ihn gehört. Mein fröhliches Lächeln verwandelte sich zu einem schelmischen Grinsen. Er tat mir Leid.. so lange musste er schon in dieser Hölle leben, aber so geht das...