Professor Hargend macht eine Entdeckung

486 19 6
                                    

Einer riesigen Orange gleich hat sich die Sonne sanft auf die welligen Hügel des Küstengebirges im westlichen Kalifornien gelegt und beleuchtet mit ihrer letzten Energie die Berge der östlichen Gebirgskette. Das Rauschen des Shaquiri Flusses klingt beruhigend in der klaren Luft des lauen Sommerabends, während schon tiefe lange Schatten in das Tal fallen. Nur die kargen der Felsen der höchsten Gipfel werden noch vom orangenen Glanz der untergehenden Sonne in helles weiches Licht gehüllt, während oben am Firmament bereits der Abendstern vom dunklen Himmel herunter strahlt.

So wird auch das Observatorium Kalluxia - an den Hängen der östlichen Gebirgskette gelegen - gerade noch von den letzten Strahlen des Sonnenlichts erreicht. Dort läuft gerade Dr. Peter Hargend, Professor an der Universität von Kalifornien in Sacramento die engen Treppen des Observatoriums hinauf. Eigentlich stürmt er sie hinauf, indem er zumeist zwei Treppen mit einem Schritt erklimmt. Er hat es eilig, sein Ziel zu erreichen. Der Professor ist mit seinen 52 Jahren, seiner regelmäßigen sportlichen Betätigung und seiner gesunden Lebensweise in ausgezeichneter Form. Dessen ungeachtet beginnt er nun schon bei jedem Schritt lautstark zu schnaufen und die ersten Schweißperlen tropfen von seiner Glatze, während er die letzten der insgesamt 179 Stufen, die von der Eingangsaula empor in das Kernstück des Observatoriums führen, hinauf stürmt. Dort oben in der Sternwarte befindet sich seit kurzem die neueste und modernste Errungenschaft der Astronomie, das intergalaktische Radon-Gravitations-Fernrohr mit dem neuen Hochleistungsprozessor Andromea XY. Dieser Apparat soll der Menschheit künftig ermöglichen, nicht nur zurück bis zu den Ursprüngen des Weltalles zu schauen, sondern auch die ewige Suche nach außerirdischen Lebensformen zu unterstützen.

Professor Hargend war einer der treibenden Kräfte bei der Erforschung und Entwicklung dieser neuesten Technologie, für die ihm vor 2 Jahren auch den Nobelpreis für Physik in Stockholm überreicht wurde, und so war er seit Wochen - fast Tag und Nacht - an der Installation, Evaluierung und Einstellung des Fernrohrs und des Prozessors beschäftigt. Die vom Radon-Gravitations-Fernrohr empfangenen Bilder werden durch den Hochleistungsprozessor Andromea XY auf Basis der den Gravitationsgesetzen unterliegenden Werten ergänzt und danach in einer dreidimensionaler Form bildhaft dargestellt, sodass damit neueste, bisher nicht für möglich gehaltene Ergebnisse geliefert werden können. Dadurch soll es künftig möglich sein, ähnlich einem Röntgenblick ohne Hindernisse - wie Sterne, Galaxien oder etwa schwarze Löcher - durch den gekrümmten Weltraum blicken zu können und dadurch detailliertere, neuartige Bilder zu erhalten. Und vielleicht kann somit auch die seit Menschengedenken vorhandene  Suche nach Gott und die Frage „sind wir alleine im "Universum" endlich beantwortet werden.

Vor nicht einmal einer Stunde war das nunmehr voll installierte System dem letzten Test unterzogen worden und alles funktionierte einwandfrei. Dieses Ergebnis war befriedigend und natürlich ein Grund zum Feiern, sodass er mit seinen Assistenten mit Sekt und Bier auf den Erfolg angestoßen hatte. Alle waren höchst zufrieden, aber auch erleichtert, dass die Installation schlussendlich so perfekt abgeschlossen werden konnte. Sie alle hatten Familie und Freunde, die sie in letzter Zeit deutlich vernachlässigt hatten und freuten sich einfach auf zuhause.

Seine Assistenten hatten das Observatorium bereits verlassen und der Professor saß ganz allein in seinem Büro und gönnte sich noch ein letztes Bier. Nur das leise Summen des Computers war zu vernehmen, während er in Gedanken schon bei seiner Frau Michelle war, die er - wie es ihm vorkommt - seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Seine Frau Michelle ist Lehrerin an einem College hier in der Stadt und unterrichtet Physik und Geographie. Ihr Interesse für Astronomie im Allgemeinen und ihr Faible für Star Treck und die unendliche Weiten des Weltraumes im Besonderen waren nur einige Gründe, warum sie viel Zeit miteinander verbrachten und nunmehr schon seit mehr als zwei Jahren ein Paar waren.

Plötzlich wird er durch ein monotones, gleichbleibendes Piepsen seines Monitors unterbrochen. Nach mehrmaligen Piepsen wird Peter schließlich von seinen Gedanken an Michelle zurück in die Realität geholt. Professor Hargend starrt auf den Monitor und was er dort sieht, kann er einfach nicht glauben    

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt