22. Kapitel - Rettungsaktion für den Captain

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Jury sitzt in seinem Pilotensitz am Steuer von Rimor, einem der beiden Raumgleiter und wartet sichtlich angespannt auf das Öffnen der Luke. Es ist schon ziemlich lange her, dass er einen Raumgleiter – und den nur im Test - geflogen ist und nun muss er ihn in einer überaus brenzligen Rettungssituation steuern. Das Schiff hat jetzt nur mehr Platz für 10 Personen, da der Großteil der Sitze inzwischen für den Transport des dringend erforderlichen Wasserstoffes demontiert wurde. So befinden sich neben Jury noch Admiral Powers, der den Rettungseinsatz koordiniert, seine vier bewaffneten Soldaten und natürlich Lilly und Nigel an Bord des Raumgleiters. Und zu guter Letzt ist noch Michelle mit von der Partie, da sie aufgrund ihrer Tätigkeit als Lehrerin über ausgezeichnete Erste-Hilfe Kenntnisse verfügt, was in Anbetracht der geplanten Rettungsaktion des Captains und seinem Team durchaus von großem Nutzen sein kann. Außerdem will sie der Suche nach Peter unbedingt beiwohnen und nebenbei auch in der Nähe ihrer Stieftochter Lilly bleiben, weshalb sie  konsequent ihre Teilnahme gefordert und schlussendlich auch erreicht hat.

Die Luke ist nun völlig offen und Jury erkennt im hellen Licht die ihm schon vom Bildschirm auf der Brücke bekannte weiße Umgebung. Leise und bedächtig, wenn auch etwas wackelig hebt die Rimor ab, um sich raus in den riesigen Fahrstuhlschacht, in dem die Specularius gefangen ist, zu bewegen. Doch innerhalb kürzester Zeit hat Jury den Raumgleiter voll im Griff und in einer eleganten Kurve kreist er rund um den ovalen Liftschacht auf der Suche nach einem Ausgang. Jury ist glücklich, endlich handeln zu können und nicht mehr zum Warten verdammt zu sein und denkt dabei ungewollt an Rubinia, die ihn zum Abschied auf die Wange geküsst hat. Er fühlt sich seltsamerweise immer mehr zu ihr hingezogen, was ihm ein Lächeln auf seine Lippen zaubert und so sehnt er schon das mit ihr versprochene Date herbei.

Mit diesen positiven Emotionen steuert er die Rimor auf ihren Kurs und weiß natürlich nicht, dass Rubinias Kuss auf die Wange ein Abschied für immer gewesen ist - denn sie werden sich nicht mehr lebend sehen.

Jury kann nach wie vor keinerlei Öffnung ausmachen, in die er dem Fahrstuhlschacht, den er derzeit nur mehr als Gefängnis empfindet, entkommen kann. Das große Tor, in dem der Captain und sein Team den Außerirdischen gefolgt sind, ist zwischenzeitlich wieder geschlossen. Jury überlegt einen Augenblick und nach einer kurzen Rücksprache mit Admiral Powers betätigt er einen Knopf und feuert damit zwei Laserstrahlen auf das verschlossene Tor ab, das mit einem lauten Geräusch völlig  auseinander gerissen wird. Jury steuert den Raumgleiter durch das total zerfetzte Hindernis hindurch und fliegt langsam und vorsichtig in einen engen, schmalen Gang hinein.

Im großen Saal liegen der Captain und die restlichen Mitglieder seines Teams gefesselt und total hilflos am Boden, zusammengeschnürt wie ein Päckchen, welches für den Versand bereit ist.

Der riesige Hüne mit dem schwarzen Cape, der sie zuerst eigentlich recht freundlich begrüßt hat, hat inzwischen alle guten Sitten über Bord geworfen. Er packt den Captain brutal am Oberkörper, reißt ihn mit einem seiner Arme nach oben und schreit ihm spukend ins Gesicht. „Inkqubela ekugqibeleni isiphekepheke ngaphandle..."

Captain Brunelli blickt schmerzverzerrt - er glaubt eine Rippe knacken gehört zu haben - in das Gesicht des Außerirdischen und erkennt eine Fratze mit schwarzen, dunklen Augen, die ihn böse, aber auch voller Angst anstarren. „kungenjalo ufe"

Danach sucht er mit seinem Blick nach Susi und lauscht ihrer emotionslosen Übersetzung: „Rückt endlich das Raumschiff heraus!" Und nach einer kurzen Pause folgt noch. „Ansonsten werdet ihr sterben."

„NEIN - sicher nicht - davor habe ich keine Angst" brüllt James zurück und versucht mit seiner Stimme beim Hünen einen mutigen und entschlossenen Eindruck zu hinterlassen.

Nachdem Susi seine Worte übersetzt hat, löst der Hüne komentarlos den festen Griff um den Captain, sodass dieser hart auf den Boden aufschlägt. Verärgert ergreift der Außerirdische nun einen der am Boden liegenden, gefesselten Wachmänner und ruft laut „njengokuba ufuna."

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt