1. Kapitel - Eine überraschende Einladung

249 8 3
                                    

Seit dem Auftauchen von Hargendoid 3.89, der Namen des Asteroiden, den Professor Hargend vor mehr als einem Jahr in seinem Observatorium in Kalifornien als erster entdeckt hatte und der ihm zu Ehren auf diesen Namen getauft wurde, ist viel geschehen. Peter hatte damals die Unterlagen umgehend auch an das Pentagon und an weitere wissenschaftliche Stellen weitergeleitet, die jedoch nach drei Wochen, nach langwierigen Berechnungen und zuletzt schon recht verzweifelten Prüfungen zum identen Ergebnis wie Professor Hargend gekommen sind. Der Zusammenstoß des Asteroiden mit der Erde war unwiderruflich. Danach wurde in einer einzigartigen Konferenz, bei der sämtliche Regierungen der Erde vertreten waren und somit auch kriegsführende Staaten und zerstrittene Stämme in friedvoller Einigkeit zusammentrafen, über die daraus resultierenden Konsequenzen sowie über allfällige gegensteuerende Maßnahmen beraten. Doch schon bald waren sämtliche Wissenschaftler, Philosophen und Politiker ratlos, denn kein ihnen bekanntes technisches System konnte die Erde und damit die Menschheit retten.

Während die politischen Mächte absolut ratlos wirkten, erhielten die Religionen und Sekten auf der Erde einen noch nie erlebten Zuspruch - ob Buddhismus, Hinduismus, Christen, Moslems, Juden und andere Religionen. Der Petersplatz in Rom war täglich von Millionen Pilgern ausgefüllt, die kniend um Vergebung der Sünden und Aufnahme in das Himmelreich beteten. Ähnlich war die Situation in Mekka, wo Moslems aus aller Welt Allah anflehten. Egal wo man hinblickte, die Menschen suchten Trost bei Gott und leider zu oft auch bei skurrilen und zweifelhaften Sekten, die das Trübsal und das Leid der Menschen auszunützen versuchten. Bisher funktionierte das Zusammenleben in allen Staaten relativ gut, da durch die Ausrufung des Notstandes die Armeen überall präsent waren und somit für Ordnung sorgten, sodass die Gefahr einer Anarchie gegenwärtig noch nicht gegeben war. Aber bis zum Tag X, wie der Tag der Kollision des Asteroiden mit der Erde genannt wurde, lagen nur noch sechs Tage vor den Menschen - sechs lange düstere Tage. Und in der Zwischenzeit konnten die Menschen bei klarer Sicht nun erstmals auch die zerstörerische Gefahr aus dem Weltall sehen - den Asteroid Hargendoid 3.89 - auf seinem Weg Richtung Erde.

In diesem Moment hört Professor Hargend das Läuten an seiner Tür und mit einem Zeichen gibt er Michelle zu verstehen, dass sie die Tür öffnen soll, während er am Telefon versucht, seine Tochter aus der ersten Ehe, Lilly, zu überzeugen.

„Es wäre mir lieber, wenn du zu mir nach Kalifornien kommen würdest. Pack dein Auto und in zwei Tagen bist du bei mir und Michelle," fleht Peter seine Tochter an.

Lilly lebt in Boston, an der Ostküste und wurde dieses Jahr 21 Jahre alt. Ihre Mutter, Peters erste Frau Jennifer ist vor mehr als 5 Jahren bei einem Autounfall unschuldig ums Leben gekommen. Es war damals eine ganz schwierige Zeit für Lilly und während Peter in seiner Arbeit aufging, um seine Trauer mehr und mehr zu vergessen, verlor Lilly zusehends die Kontrolle über ihr eigenes Leben. Trauer und Einsamkeit drängten sie immer weiter von ihrem Vater weg und sie glitt in dubiose Kreise ab, wo sie auch erstmals mit Alkohol und leichten Drogen in Berührung kam. Professor Hargend war zu sehr in seiner Arbeit vertieft, dass er die Probleme seiner Tochter kaum mitbekam. Als Lilly 17 Jahre alt war, der Tod ihrer Mutter lag beinahe ein Jahr zurück, brach sie die Schule ab, begann eine Beschäftigung in einer Boutique in Boston und zog mit einer Freundin zusammen. Der Kontakt zwischen ihnen wurde dann zwar kurzfristig besser, da der Vater nun erstmals auch die Probleme bei Lilly bemerkte und versuchte, ihr zu helfen und sie zu unterstützen. Er liebte Lilly, aber er liebte auch seine Arbeit und danach erhielt Peter eine Professur in Kalifornien - eine einmalige Chance - zog nach Sacramento und da seine inzwischen volljährige Tochter nicht mitkam, brach sein Kontakt zu ihr fast vollständig ab. Erst mit Michelles Unterstützung und vor allem auf ihr Drängen hin kamen sie sich wieder etwas näher und letzten Sommer besuchte Lilly sogar ihren Vater in Kalifornien.

„Ich bleibe hier in Boston, all meine Freunde sind hier und auch Steve ...." fährt Lilly ihren Vater an.

„Wer ist Steve", unterbricht Peter Lilly und fragt weiter „du hast doch etwa keinen Freund?"

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt