20. Kapitel - Welche Bedeutung hat die Zahl 11

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Jury, der wieder einmal das Kommando auf der Brücke inne haben darf, schaut entgegen seiner üblichen Art nervös und nachdenklich auf seine Uhr. Es sind bereits 30 Minuten – eine gefühlte Ewigkeit - vergangen, seitdem der Captain mit seinem Team die Specularius verlassen hat und den unbekannten Außerirdischen durch den weißen Gang gefolgt ist. Leichte Sorgenfalten machen sich auf seiner Stirn bemerkbar und als er in die besorgten Gesichter von Rubinia und den anderen Crewmitgliedern blickt, sieht er darin Anspannung pur, aber auch einen leichten Anflug von Angst. Eine Verbindung zum Captain konnte er bisher nicht herstellen, was vermutlich nicht nur an den dicken Wänden und der Tiefe, in der sie sich befinden, liegen mag. Nichtsdestotrotz versucht er es abermals und nach einigen Sekunden des bitteren Wartens muss er leider zur Kenntnis nehmen, dass sie auf sich alleine gestellt sind - unwissend was mit dem Captain und seiner Crew passiert ist.

Lilly erwacht in ihrem Bett nach einem kurzen, aber tiefen Schlaf und fühlt sich überaus stark und gut. So gut, wie sie sich seit Beginn der Schwangerschaft noch nicht gefühlt hat und vor allem sieht sie nun die Dinge viel klarer. Lange Zeit ist es ihr vorgekommen, dass sie eigentlich nur so dahin vegetiert, zwar ein Kind austrägt, aber keine wirkliche Freude und keine Aufgabe im Leben hat. Aber seit sie vor kurzem auf dem Planeten Tyche gelandet sind, hat sich ihr gesamter Organismus innerhalb kürzester Zeit merkbar verändert. Der Körper ist stärker, fitter und dynamischer geworden und der Geist fühlt sich kontinuierlich mit Wissen, ist kreativ und klar strukturiert. Lilly springt mit einer Leichtigkeit, die sie selbst am meisten verblüfft, aus ihrem Bett auf und erinnert sich deutlich, dass im Schlaf ihr ungeborenes Kind zu ihr gesprochen hat. Klar und prägnant waren dessen Worte und Lilly hat es zwar deutlich vernommen, aber kaum verstanden. Doch das Wesentliche liegt geradewegs auf der Hand. Ihr ungeborenes Kind, das erste je im Weltraum erzeugte Baby, ist etwas Besonderes und hat eine besondere Gabe, nämlich Dinge zu sehen, die in der Zukunft passieren werden. Und daher weiß Lilly nun, dass sie hier auf Tyche in großer Gefahr sind.

„Ukwamkela - musa ukoyika" wiederholt der große außerirdische Hüne abermals seine Worte und blickt mit seiner vollen Größe von knapp vier Metern erwartungsvoll auf den Captain und sein Team hinunter. Der Umhang wirft auf seinem Gesicht einen kompletten Schatten, sodass keine Miene, keine Gestik zu erkennen ist. Er dreht sich langsam zur Seite und betätigt mit einem seiner vier knöchernen Gliedmaßen einen schwarzen Knopf in der weißen Armlehne des Stuhls. Plötzlich öffnet sich das Tor und ein kleiner Roboter - rund wie eine Kugel, mit einem beweglichen Projektor als Kopf darauf, aber ohne Füße - saust erstaunlich schnell und zielstrebig zur Mitte des Saals, wo der Außerirdische ihn bereits erwartet.

In Anbetracht der unvorhergesehenen Ereignisse schauen sich Julia und James mal wieder gegenseitig an, wirken etwas ratlos und starren schließlich wie die 8 Wachmänner auch den kleinen, irgendwie unschuldig wirkenden Roboter an. Bisher haben sie noch keine Waffen erblickt, was von ihnen grundsätzlich positiv beurteilt wird, was aber jedoch hinsichtlich deren immensen Größe nicht unbedingt ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. James beginnt nun etwas unsicher und mit Händen und Füssen redend den Versuch, sich den Außerirdischen vorzustellen.

„Wir kommen von der Erde" erklärt er, während er mit seinen Händen eine Kugel formt und so die Erde darzustellen versucht.

„Willkommen – habt keine Angst" tönt auf einmal der kleine Roboter mit einer Frauenstimme, die sie auffallend an Susi, der freundlichen Stimme eines Navigationsgerätes einst auf der früheren Erde erinnert. Dabei dreht er sich auf seinem Platz schnell um seine eigene Achse, ähnlich wie ein Kind, das entzückt ist.

„Thina ngoxolo", fährt der Außerirdische anschließend fort, was zur Folge hat, dass sich die Augenpaare der 11 Menschen blitzschnell vom Roboter lösen und wieder den Außerirdischen fixieren. „Kodwa akayi kukunyamezela thina izixhobo."

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt