11. Kapitel - Showdown im Maschinenraum

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General Sean Gabriel sitzt erschöpft am Rand der Röhre und lässt seine Füße runter hängen. Er versucht, ruhig und tief zu atmen, um seine zahlreich vorhandenen Schmerzen leichter ertragen zu können. Aber es gelingt ihm nicht wirklich, da er einerseits mit seinen Kräften definitiv am Ende ist und da andererseits sein ganzes Interesse nun dem außerirdischen Wesen gilt, welches sich mit schnellen, großen Schritten auf ihn zu bewegt.

Mit seinem langgezogenen, glatten Kopf, seinen spitzen Zähnen und den Krallen an seinen Klauen sieht es nicht nur hässlich aus, denkt sich der General, während er das Wesen eingehend beobachtet, sondern auch äußerst gefährlich. Sean muss zum Steuerungspult gelangen, es gibt keine Alternative dazu und so rutscht er noch etwas weiter an den Rand und springt runter - in der Gewissheit einer schmerzvollen Landung, die ihn erwartet.

Ajuri weiß, dass der Download noch nicht abgeschlossen ist und dieser Mensch ihn immer noch beenden kann. Darum muss er dies mit allen Mitteln verhindern und springt rasch mit großen Schritten zum General hin, der sich soeben aus der Röhre fallen lässt. Mit einem letzten Satz ist er unmittelbar davor angelangt und schlägt mit vollem Schwung auf den General hin.

Sean Gabriel ist bei der Landung auf seinem verletzten Sprunggelenk jedoch sofort umgeknickt und fällt mit schmerzverzerrter Miene auf den harten Metallboden. Aber im Grunde genommen war der Sturz ein Glück, denn so hat ihn Ajuri mit seinem Schlag - um Haaresbreite - verfehlt.

Der Außerirdische kommt beim Schlag, der in das Leere geht, zwar leicht ins Torkeln, ist aber schnell wieder auf den Beinen und dreht sich in Richtung des Generals um, dem er einen bedrohlichen - beinahe tödlichen Blick zuwirft. Er spannt seine Muskeln an und macht sich an, zu springen – in der Absicht, damit den Menschen mit seinen messerscharfen Krallen aufzuschlitzen.

Sean liegt bange am Boden und verfolgt gespannt den bevorstehenden Angriff des Wesens. Dieses springt mit seinen beiden Füßen voraus direkt auf ihn zu. Sean sieht an den Füßen die tödlichen Krallen, die im düsteren Licht des Maschinenraumes glänzen und schlägt geistesgegenwärtig eine Rolle seitwärts. Wieder hat er sehr viel Glück gehabt, denn es fehlen nur einige wenige Zentimeter von der furchterregenden Kralle des außerirdischen Wesens – einige Zentimeter, die zwischen Leben und Tod zugunsten des Generals entschieden haben.

„Verdammt, das war knapp" seufzt Sean Gabriel und versucht, sich mit seinem blutigem Hemd das verschwitzte Gesicht zu reinigen, mit eher bescheidenem Erfolg.

Ajuri dagegen ist mehr als enttäuscht, dass er ihn abermals verfehlt hat und blickt ärgerlich auf den am Boden liegenden General. Er öffnet sein mit scharfen und spitzen Zähnen bestücktes Maul und bückt sich zu ihm runter, wobei etwas grüner, modriger Schleim aus seinem Maul auf Sean runter tropft.

„Du bist sehr beharrlich, Mensch, aber jetzt wirst du sterben" sagt eine tiefe Stimme deutlich zu Sean, der am Boden sitzend das Monster verängstigt und voller Abscheu anstarrt.

Das Wesen ist deutlich größer als er, ist schnell und wendig und die Krallen an seinen Pranken sind tödliche Waffen. Sean Gabriel rutscht am Boden instinktiv zurück, doch er spürt, dass er dem Wesen nicht mehr entwichen kann. In Anbetracht des bevorstehenden Todes denkt er zurück an die Erde, an seine Freunde und seine Familie. Er hatte ein ausgefülltes Leben, aber nun verspürt er eine tiefe Furcht – Angst vor diesem Wesen, aber auch Angst vor dem Tod.

„Zugang verweigert!" Wieder einmal erscheint dieser alle Hoffnungen beraubende Wortlaut auf dem Monitor von Julia Smith auf der Kommandobrücke der Specularius.

„So ein Mist" flucht sie und Ingenieur Sparty stimmt dem mit einem kurzen „Scheiße" zu.

Seit kurzem versuchen die Beiden ziemlich verzweifelt, einen Zugang zum Maschinenraum zu erhalten, aber bisher ohne Erfolg. Das außerirdische Wesen hat mit der Berechtigung des Generals – genauer gesagt mit Hilfe dessen Daumens – ein neues Passwort eingegeben, das einfach nicht zum Knacken ist. Und die Zeit ist auch nicht auf ihrer Seite, denn die Uhr tickt erbarmungslos, während immer mehr Menge des für den Antrieb so notwendigen Wasserstoffes in das All entweicht. Der Monitor im Maschinenraum strahlt weiterhin sein beruhigendes Hellblau aus und die Anzeige zeigt nun

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt