15. Kapitel - Ein Antrag und eine weitere Überraschung

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Hoch über ihren Köpfen erkennen James und Julia eine Vielzahl an Sternen, sowohl hell Leuchtende als auch nur schwach Strahlende. James und Julia liegen entspannt unter einem Apfelbaum, der mit seinen weißen Blüten einen Hauch von Frieden unter die große Kuppel zaubert. Sie liegen auf einer Picknickdecke, umgeben von Brot, Käse, Weintrauben und einer guten Flasche Wein. Auch einige wenige Vögel hört man zirpen und in einiger Entfernung vernehmen sie das deutliche Muhen einer Kuh. Julia fühlt sich in ihre Kindheit zurückversetzt, in jene Zeit, in der sie oft bei ihren Großeltern im Napa Valley auf einem Bauernhof übernachtet hat und das umliegende Tal erforscht hat. Diese Erinnerung nun an der Seite mit James zu erleben, beschert ihr vollkommenes Glück und James ist mehr als zufrieden, dass die Überraschung - jedenfalls der erste Teil davon - so gelungen ist. Auch James muss neidlos anerkennen, was die Biologen und Agraringenieure hier alles geschaffen haben, denn nun beginnen Fauna und Flora langsam zu wachsen und zu blühen – hier nach vier Wochen auf der 12. Etage des Raumschiffes Specularius.

„Die Sterne schauen beinahe so aus wie auf der Erde" stellt Julia fest und James, der immer schon einen Faible für das Universum gehabt hat, erklärt ihr, indem er mit seinem rechten Arm in eine Richtung deutet.

„Dieser Stern, der so hell leuchtet, ist Alpha Centauri A und der etwas Dunklere daneben ist Alpha Centauri B – ein Doppelsternsystem, das 4,3 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und auch von dort zu sehen ist, oder jetzt besser gesagt - war."

„Und in diesem Sternsystem befindet sich der Planet Adrastea, das eigentliche Ziel unserer Mission" weiß Julia zu berichten, um anschließend etwas nachdenklich zu fragen. „Glaubst du, James, dass wir jemals dort ankommen?"

„Ich weiß es wirklich nicht" antwortet er skeptisch, um nach einer kurzen Pause des Überlegens fortzufahren. „Aber solange du an meiner Seite bist, kann mich nichts erschüttern, du bist der Stern, der meinen Namen trägt."

Julia dreht sich zu ihm um und schaut ihn in liebevoll an, so romantisch hat sie James bisher selten erlebt. „Ich liebe dich, Captain Brunelli und du bist mein Anker, der mir Sicherheit und Geborgenheit bietet."

James lächelt Julia an und setzt sich bedächtig auf, um mit seiner linken Hand etwas aus seiner Hosentasche zu kramen.

„Julia Rachel Smith ..." beginn er ernsthaft, fast ein bisschen stammelnd, zu sprechen und kniet sich dabei langsam vor Julia nieder.

Julia kann es nicht fassen, was James macht und hält sich verlegen den Mund zu.

„... möchtest du meine Frau werden?" vollendet James seine Frage und öffnet die Faust seiner linken Hand, aus der ein schlichter Metallring auftaucht.

Julia ist sprachlos, was eigentlich bei ihr nie vorkommt, ihr Mund ist offen und sie weiß einfach nicht, was sie sagen soll. Um die etwas peinliche Pause zu unterbrechen, redet James weiter.

„Ich würde dir einen richtigen Ring mit einem Brillanten schenken, aber Tiffany gibt es leider nicht an Bord. So habe ich diesen Ring selbst aus Eisen hergestellt. Und mir dabei sogar auf den Daumen geschlagen."

Ganz mitleidig weist er Julia auf seinen blauen Daumen hin, den sie aber völlig negiert und stattdessen den Ring anstarrt, dessen Innenseite eine Gravur mit den Namen „Julia & James" schmückt .

Daraufhin springt Julia mit vollem Enthusiasmus James an, dass dieser beinahe sein Gleichgewicht verliert.

„Natürlich will ich dich heiraten, James. Und dies ist der persönlichste, allerschönste Ring des ganzen Universums und ich liebe dich über alles."

James steckt den Metallring zärtlich an ihren Ringfinger und er passt perfekt. Sie stürzen beide überglücklich umschlungen wieder auf ihre Picknickdecke und küssen sich leidenschaftlich, während das automatische Einschalten der künstlichen Beleuchtung den Beginn des 28. Tages an Bord der Specularius einleitet.

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt