23. Kapitel - Der Vulkan bricht aus

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Michelle hat sich in Anbetracht der aktuellen Gefahr dezent im Hintergrund gehalten und sich während des Kampfes tief in ihren Sitz rein geschmiegt. Sie ist überzeugte Pazifistin und Aggression – in welcher Art auch immer – lehnt sie auf das Tiefste ab, weshalb sie nie als Sanitäterin in einem Krieg oder in einem anderen Gefecht tätig sein hätte können. Aber auf dieser Mission hier geht es nun um das nackte Überleben der Menschheit. Das Leben ihrer Familie und ihrer Freunde steht auf dem Spiel, sodass sie es als ihre oberste Prämisse ansieht, jedem die nur erdenkliche Hilfe zu teil werden zu lassen.

Die Stimmen, die nun von außen zu ihr dringen, erwecken in ihr den Eindruck, dass der Kampf endlich vorbei ist und daher begibt sie sich vorsichtig aus ihrem Sitz zur seitlichen Tür der Rimor. Dort bleibt sie an der offenen Tür stehen und ihre Blicke streifen über den ganzen Saal, wo sie den Captian, Julia Smith sowie einige andere uniformierte Männer und Frauen ausmacht. Aber Peter Hargend sucht sie vergeblich. Ihre anfängliche Sorge um Peter wandelt sich immer mehr in pure Angst um, je länger sie ihn nicht findet. Michelle springt aus dem Raumgleiter raus und stürzt sich wild entschlossen in Richtung des Captains, von dem sie dringend Antworten verlangt. Von den Außerirdischen droht inzwischen keine Gefahr mehr, denn die wurden alle getötet, verletzt oder Gefangen genommen.

Aber nicht Alle, einer hat überlebt. Die Eminenz hat sich wie Michelle diskret im Hintergrund gehalten und sich bei Beginn des Kampfes sofort auf der anderen Seite des Raumgleiters versteckt, wo er nicht mehr in ihrem Blickfeld war. Nun beobachtet er von seiner Position die gegenwärtige Situation und ist ziemlich erzürnt, dass einige seiner Brüder und Schwestern getötet wurden. Sein Gefühl schreit förmlich nach Rache, aber seine Vernunft rät ihm, Tyche so schnell wie möglich zu verlassen. Auch ihm ist bewusst, dass ein Megaausbruch unmittelbar bevor steht.

Nun erscheint auch Lilly in der Türöffnung der Rimor und springt mit Nigels Hilfe ebenfalls aus dem Raumgleiter raus. Voller Angst und Sorge brüllt sie der auf den Captain zulaufenden Michelle zu. „Michelle bleib hier, etwas Schlimmes wird passieren! Etwas sehr Schlimmes."

Doch Michelle reagiert nicht auf ihren Zuruf und fährt stattdessen den Captain vorwurfsvoll an. „Wo ist Peter, wo ist Professor Hargend?"

James Brunelli schluckt. Er fühlt sich hundeelend und irgendwie auch schuldig. „Es tut mir außerordentlich leid, Michelle" teilt er ihr mitfühlend mit, während er versucht, ihre zittrigen Hände zu beruhigen. „Peter ist tot! Er ist beim Erdbeben die Klippe hinuntergestürzt."

Ihr Blick wirkt fahl und ihre Augen werden feucht. Ein Schrei der Verdrängung kommt krächzend aus ihrem Mund. „Nein – nein, nicht Peter, das glaube ich einfach nicht."

Zur gleichen Zeit betreten immer mehr Außerirdische die Specularius. Sie verhalten sich zwar nicht aggressiv, aber ihre im Vergleich zu den Menschen immense Größe bedeutet zwangsläufig eine Gefahr. Wie eine Herde Büffel, die ihrem Leittier folgen, entern sie das Raumschiff, in dem sie einfach alles und jedes niedertrampeln, das sich ihnen in den Weg stellt. Die meisten Passagiere befinden sich zum Glück in ihren Kabinen in Sicherheit und die Wenigen, die sich noch in den Gängen oder in den öffentlichen Räumen aufhalten, versuchen so schnell wie möglich, ihre Zimmer aufzusuchen. Die noch verbliebenen paar Wachleute haben sich zurückgezogen, da in Anbetracht der Menge und Größe der Außerirdischen eine Gegenwehr sinnlos erscheint.

Anette und Rick McNamara treten aus dem Lift heraus, denn sie haben die Etage erreicht, in der sich ihre Kabine befindet. Sie nehmen viele, verstörende Geräusche wahr und hören eine Sprache, die ihnen abslout fremd erscheint. Einige der Außerirdischen haben sich bereits auf ihre Etage verirrt.

„Es sind nur mehr ein paar Meter bis zur Tür" flüstert sie Rick zu, um ihn damit zu veranlassen, seine Schritte zu beschleunigen und so auf schnellstem Weg ihre Kabine zu erreichen. Anette fühlt sich nicht mehr wohl, sie hat inzwischen furchtbare Angst, denn die außerirdischen Wesen sind ihnen nun schon bedenklich nahe gekommen.

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt