16. Kapitel - Aus dem Nichts aufgetaucht

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„Schwanger - das gibt's doch gar nicht" richtet Lilly ungläubig diese Worte fragend in den Raum, vor allem aber an Doktor Yazdi Karim gerichtet. Sie ist zwar erleichtert, dass kein außerirdischer Wurm in ihrem Körper herum krabbelt, aber muss sie deswegen gleich schwanger sein.

„Da bin ich mir ziemlich sicher" antwortet der Doktor und erklärt weiter. „Es handelt sich allerdings derzeit nur um eine befruchtete Eizelle, die sich eingenistet hat, ein Embryo ist noch nicht zu erkennen. Ich denke, dass sie ganz am Beginn der Schwangerschaft, etwa in der 2 Schwangerschaftswoche, sind."

Lilly sieht Nigel nachdenklich an und erinnert sich auf einmal an ihren ersten Sex vor 10 Tagen, als sie nachts nach einem schlimmen Albtraum nicht schlafen konnte und sie von Nigel liebevoll getröstet wurde. Und da ist es dann einfach passiert. Da muss es eingeschlagen haben, denn sonst hatte sie bis auf gestern keinen Sex mehr gehabt.

Auch Nigel realisiert nun langsam die Situation. Seine geliebte Lilly ist von ihm schwanger, eine Überraschung, aber definitiv eine sehr Positive für ihn. „Ich ...., ich  werde Vater" frohlockt er und beginnt allmählich zu begreifen, was dies bedeutet. Innig umarmt er seine Freundin, die es allerdings immer noch nicht fassen kann.

„Und du wirst Großvater, alter Mann" stellt Michelle mit einem verschmitzten Lächeln fest und küsst einen sichtlich gezeichneten Professor Hargend auf die Wange. Peter ist zwar einerseits froh über das Nichteintreten seiner schlimmsten Befürchtungen, aber es ist auch ein seltsames Gefühl, dass sein kleines Mädchen plötzlich schwanger ist. Aber Nigel ist sicher der perfekte Mann an der Seite seiner Tochter, er liebt Lilly über alles, das hat er die letzten Wochen mehrmals unter Beweis gestellt und wird sicher ein liebevoller Vater.

„Ich liebe dich, Maus" schluchzt Peter mit Freudentränen in seinen Augen und umarmt sie herzlich. Anschließend nimmt er sich Nigel zur Brust und beglückwünscht ihn. „Pass gut auf meine Lilly auf" spricht er freundlich, aber durchaus ernst mit erhobenen Zeigefinger zu ihm „und mache sie mir ja nicht unglücklich!"

Michelle, die immer noch Schmerzen in ihrer gebrochenen Zehe hat, setzt sich auf die Wartebank nieder und seufzt tief und befreit durch. Sie hat Lilly in den letzten Wochen derart lieb gewonnen wie eine Tochter, die sie nie gehabt hat. Auch Lilly sieht inzwischen in ihr mehr als nur eine Stiefmutter, nämlich eine Freundin und Ratgeberin. Peter sitzt sich zu Michelle und legt ihr den Arm zärtlich um die Hüfte. „Ich liebe dich Michelle, und auch wenn du noch sehr jung bist, wirst du bald eine Enkelin in deinen Armen halten. Aber bis dahin muss ich dem Captain noch den richtigen Weg weisen."

Während sich Peter auf die Suche nach Rick, seinem Freund und Wissenschaftskollege macht, schlagen in diesem Moment plötzlich die Bewegungssensoren im abgeriegelten Labor auf der Krankenstation an. Die außerirdischen Würmer, Parasiten oder was immer sie auch sein mögen, haben sich in den letzten 24 Stunden weiter vergrößert und ein Ausmaß von bis zu 20 Zentimeter erreicht. Am Vorderteil ihres langen, aus fetten schleimigen Segmenten bestehenden Körpers ragen zwei dünne, lange Stiele heraus, an denen sich ihre runden Glupschaugen befinden, mit denen sie das Labor in einer skurrilen 360 Grad Drehung absuchen. Ein Maul ist eigentlich nicht zu erkennen, aber muss definitiv vorhanden sein, da der Leichnam des außerirdischen Wesens, der immer noch auf der Bahre liegt, inzwischen beinahe zur Hälfte von den vorhandenen Parasiten verzehrt wurde.

Larry und Harry, die beiden Wachmänner, die einst bereits mit Ajuri unliebsame Erfahrungen gemacht haben, unterbrechen ihr Kartenspiel und blicken beim Auslösen des Alarms erstaunt auf die Monitore. Dabei können sie beobachten, wie die Würmer um die letzten vorhandenen Stücke des außerirdischen Wesens kämpfen - ähnlich wie bei einem Rudel hungriger Wölfe fallen sie über den Kadaver des außerirdischen Wesens her. Außer einem ekelhaften Schmatzen und Schlürfen sind keinerlei Geräusche aus dem Labor zu entnehmen. Einer der fetten, überfressenen Würmer, mutmaßlich der Größte unter ihnen, ist beim Kampf um die Beute mit einem dumpfen Aufschlag von der Bahre runter gefallen und dabei ein paar Schritte Richtung Türe gepurzelt. Dies dürfte den Bewegungssensor ausgelöst haben.

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt