25. Kapitel - Die allerletzten 11 Menschen im Universum

81 8 4
                                    

Völlig fassungslos starren die auf dem Felsblock harrenden Überlebenden auf das in der glühenden Lavasee schwimmende Raumschiff. Sie haben von dort einen erstklassigen Ausblick - sozusagen erste Reihe fußfrei - und haben wie in einem irrealen Science-Fiction Film von Roland Emmerich den Absturz der Specularius von der Klippe des Plateaus verfolgen können. Aber dies ist real und langsam dringt es tief in ihr Bewusstsein, dass ihre Freunde und Kollegen an Bord der Specularius dem Tod ausgeliefert sind und dass ihr Raumschiff für immer in den Tiefen der Lavasee verschollen bleibt.

Entsetzen und Verzweiflung sind die Emotionen, mit denen die überlebenden Menschen nun konfrontiert werden und denen sie hilflos ausgeliefert sind. Lilly beginnt zu flennen und Nigel drückt sie unbewusst noch etwas fester, aber er kann sie nur mit Mühe trösten. Denn auch er realisiert nun die schmerzhafte Wahrheit, dass seine Eltern, Rick und Anette ebenso wie viele Andere, die er in den letzten Wochen kennen- und schätzen gelernt hat, noch an Bord sind – dem Tode geweiht.

Die Erdstöße haben sich inzwischen wieder gelegt und obwohl die Specularius nun vollständig in der Lavasee versunken ist, starren diese immer noch, mit Tränen in den Augen, ungläubig auf jene Stelle, an der sie verschwunden ist. Eine Fontäne aus Feuer und Lava schießt an dieser Stelle nach oben und kündigt das endgültige Ende der Specularius an. Keiner fühlt sich zu einer Reakation, zu irgend einer Bewegung fähig und ihre eigene mehr als bedrohliche Situation wird total verdrängt.

Während der Felsblock weiter unaufhaltsam in der Lavasee versinkt, löst sich James schließlich von dem Anblick, springt auf einmal auf und blickt nach oben in Richtung der Position der Rimor.

„Wo bleibt er denn" sagt er ziemlich frustriert, mehr zu sich selbst und bemerkt schließlich den fliegenden Raumgleiter und seufzt erleichtert auf. „Na endlich."

Voller Sorge blickt James dann nach unten und stellt fest, dass es nur mehr etwa 50 Meter sind, bis auch ihr Felsbrocken ein Fressen für die glühende Lavasee geworden ist. Die Zeit wird knapp, sehr knapp.

„Leute, horcht mir zu" appelliert James an die Anderen rings um ihn und hofft, damit zu ihnen durchzudringen. „Wir können leider nichts mehr für sie tun und wir haben noch genügend Zeit zu trauern - und so furchtbar schrecklich die Situation auch ist, nun müssen wir an unser eigenes Überleben denken, den Fortbestand der Menschheit sichern."

Die letzten Worte gehen beinahe in einem neuerlichen Hustanfall unter, denn die Luft wird immer heißer und stickiger. Ein Gestank nach Schwefel hängt penetrant in der Luft und gemächlich - fast wie nach der Einnahme einer Valium - reagieren schließlich die Angesprochenen auf die Worte des Captains.

„Aber wie – wir werden genau so enden wie die auf der Specularius" entgegnet ihm Harry frustriert und die Anderen nicken zustimmend. In ihren Blicken liegt pure Resignation, aber auch Todesangst.

„Nein, denn Jury kommt mit seinem Raumgleiter" antwortet James und deutet mit seiner Hand in die Richtung, wo die Rimor zu sehen ist „und er wird uns vom Felsblock retten, bevor dieser in der Lavasee versunken ist."

Unverständnis, aber auch ein Hauch von Hoffnung ist wieder auf ihren Gesichtern zu lesen und vor allem sind sie nun auf etwas Neues fokussiert, denn ihre Gedanken sind vorerst von der Tragödie rund um die Specularius abgelenkt. Alle Augenpaare blicken gespannt nach oben, wo die Rimor gegenwärtig eine Kurve fliegt, um dann Kurs auf ihre Position zu nehmen.

Jury ist glücklich, wieder handeln zu können und weiß, dass er den Captain und sein Team retten wird. Und vor allem war er schnell genug gestartet, um den riesigen Hünen abzuhängen. Die Katastrophe der Specularius ist völlig an ihm vorbeigegangen und seine Mission ist klar definiert. Den Captain und seine Leute retten und retour zur Specularius bringen - und anschließend ein Date mit Rubinia, das ist allerdings seine private Mission.

Die letzten MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt