68 - Something told me that it wouldn't last

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-PoV Stegi-
Nach gut einer Stunde stürmt Tims Familie durch die Tür. Seine Mutter nimmt die Situation wahrscheinlich nicht wirklich wahr, zumindest stürzt sie sich gleich auf ihn. Sein Bruder stellt sich an das Bettende und sein Vater bleibt kurz in der Tür stehen bis er diese schließt und richtig in das Zimmer geht. Ich fühle mich fehl am Platz. Tims Mutter gibt ihn im Prinzip gar nicht mehr her, die ganze Zeit über klebt sie an ihm. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Mutter das gleiche bei mir machen würde, ich glaube ich würde vor Unwohlsein sterben wollen. Die ganze Zeit klebt eine Person förmlich an einem, nimmt einem die Luft zum atmen und du kannst dich nicht dagegen wehren.
Ohne mich zu verabschieden verlasse ich den Raum, ich will Tim nicht noch mehr beanspruchen, sonst isst seine Mutter mich wohlmöglich noch auf und darauf habe ich keine Lust. Ein wenig abwesend werfe ich mir meine Jacke über und gehe wieder nach Hause. Ich fühle mich leer. Den ganzen Tag über war ich erfreut, da ich mir jetzt eigentlich einen schönen Abend mit Tim gemacht hätte und jetzt liegt er im Krankenhaus. Ich wünschte, ich würde in meinem Bett aufwachen und das wäre ein schrecklicher Traum. Dieser Wunsch verlässt mich auch nicht die nächsten Tage, der Wunsch ist zu jeder Zeit präsent. Mittlerweile ist Silvester vorbei, wir schreiben den 07. Januar 2016, also genau zwei Wochen nach Tims Unfall. Ich sitze in der Straßenbahn und höre zwei Mädchen, die ein paar Reihen vor mir sitzen, bei ihrem Gespräch zu. "Wenn du glaubst du bist schwanger, dann bist du schwanger." "Bist du dir sicher? Ich weiß nicht, meine Periode kann doch auch nur wegen Stress ausgefallen sein." "Wenn du sichergehen willst, solltest du nen Test machen." "Ja, ich weiß... Bleibst du solange?" "Natürlich" Dass Frauen immer alles gemeinsam machen müssen, nicht einmal die Toiletten besuchen sie alleine, man findet sie immer zu zweit auf. Schrecklich sowas. Und diese Logik von der einen, ein Gedanke kann einen doch auch täuschen. Ich steige bei der nächsten Station aus und gehe zum nächsten Blumenladen. "Guten Tag, kann ich ihnen behilflich sein?", begrüßt mich eine Frau mittleren Alters, als ich diesen betrete. "Ja, ich hätte gerne ein Strauß Tulpen." "Besondere Farbe?" "Welche haben sie denn?" "Kommen sie kurz mit." Sie führt mich zu ein paar Tulpen, die alle verschiedene Farben haben. "Bunt durchmischt. Toben sie sich aus." Nach zehn Minuten stehe ich vor dem Laden mit einem bunten Strauß Tulpen in der Hand und gehe die Straßen entlang zum Krankenhaus. In den zwei Wochen, in denen er nun im Koma ist, habe ich ihn jeden Tag besucht, seine Familie hat sich nach Heiligabend nicht mehr blicken lassen. Unglaublich wie wichtig Tim ihnen ist, das zeugt ja von unendlicher Liebe... Mit den Blumen in der linken Hand gehe ich die Treppe hoch und den Gang entlang zur Intensivstation. In mir ist ein kleiner Funken Hoffnung, der mich an der Tür klopfen lässt. Vielleicht ist Tim ja wieder wach und der Albtraum ist vorbei. Doch dem ist nicht der Fall, niemand antwortet auf mein Klopfen und als ich die Tür öffne, liegt Tim unverändert an den Geräten verkabelt im Bett. Ich nehme mir das Glas Wasser, das neben seinem Bett steht, und stelle dort die Tulpen hinein. Danach setze ich mich wieder auf den Stuhl, unglaublich, dass Tim ein Einzelzimmer hat. Vorsichtig nehme ich Tims Hand in meine und streiche seinen Handrücken entlang.

Wie gehabt, aus welchem Lied stammt der Titel und welchen Satz willst du dann im nächsten Kapitel haben?

Something told me that it wouldn't last

[Stexpert] - Wenn ich bald aufgebe, sei nicht sauer, ja?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt