Kapitel 4

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Linas
"Nick, denkst du Steff hat die ganze Zeit versucht uns zu sagen, dass sie ...ähm... dass sie sterben wird und... und wir haben es einfach nicht mitbekommen...?",
frage ich, als Nick das Tagebuch zugeklappt hat.
Er hält inne und denkt nach.
"Wie kommst du drauf?",
fragt er schließlich.
"Bei dem Wochenende am See, da warst du gerade Holz fürs Lagerfeuer holen, da hat Steff etwas gesagt...", fange ich an zu erzählen.
"Sie sagte: ...Kennst du das Gefühl, wenn du weißt, dass du etwas verlieren wirst, von dem du weißt, dass du es nie wieder haben wirst? Und jeden verdammten Tag fragst du dich, ob du es je wieder sehen wirst."
Da sagte ich Nein, weil ich nicht wusste was sie meinte und dann hat sie gesagt: "Lina vergiss nie, wirklich nie wer du bist und woher du kommst. Bleib wer du bist und lass dir von Niemandem sagen was du zu tun hast denn es ist dein Leben! Denn das Leben ist kurz... also brich alle Regeln, vergib schnell, küsse bedächtig, liebe ehrlich und lebe! Lass niemals zu, dass du das Lachen verlernst! Denn auch wenn ich mal von dir gehe werde ich dich immer im Herzen behalten... denn so einen Menschen wie dich vergisst man nie!"
Er sitzt wie versteinert da und schaut Löcher in die Luft.
Ich schüttel leicht den Kopf, murmele "Jungs!" Und stehe auf.
Mein Blick fällt zum Fenster. Es stürmt und regnet.
Plötzlich fühle ich mich hier drinnen unwohl.
Ich will raus, und zwar jetzt!
Ich gucke noch schnell zu Nick, er schaut immer noch verträumt.

Ich mag diesen Blick! Was er wohl grade denkt? Warscheinlich denkt er an Steff.

Wortlos ziehe ich meine Strümpfe aus und gehe raus.
Ein kalter Regenschauer trifft mich ins Gesicht. Ohne auf die Kälte zu achten, gehe ich auf die Straße.
Langsam gewöhne ich mich an die Kälte und fühle mich frei!

Musik wäre jetzt cool, denke ich während ich lache, denn ich spüre, wie sich Glücksgefühle in mir verbreiten.
Ich schließe die Augen und genieße den Moment.

"Lina? Lina, wo bist du?" Hör ich Nick rufen Er klingt besorgt. Doch ich beachte ihn nicht.
"Lina! Ist dir nicht kalt? Komm, nimm meine Jacke!", sagt Nick, als er mich endlich auf der Straße gefunden hatte.
Ich öffne die Augen und sehe ihn an.
"Weißt du, wenn das ein Film wäre, würdest du mich jetzt küssen!", sage ich zu Nick, dessen Haare nass an seiner Stirn kleben.
"Was?! Ich soll dich küssen?",
fragt mich Nick verdutzt.
"Nein, Nein... ! Ich weiß, dass du in Steff verliebt bist..."
 erwidere ich schnell.
"Was?! Du weißt es? ...aber....aber... wie?"
Nick sieht mich geschockt an.
"Junge, dass war offensichtlicher, als Frau Arammbels Akzent!"
Nun ist alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen. Er setzt sich mitten in eine Pfütze auf dem Boden. Ich setzt mich neben ihn aber auf die Bordsteinkante.
Wir sitzen einfach da und sagen kein Wort.
Es muss wohl eine Stunde vergangenen sein, denn wir sind vom Regen durchnässt und wollen noch immer nicht aufstehen, als plötzlich ein greller Lichtschein meine Augen blendet.
Ein Auto hält an, und der Fahrer steigt wütend aus.
"Was machen Sie denn hier?!",
 brüllt er aufgebracht.
Ohne zu antworten, stehen Nick und ich auf und gehen an den Rand, um sein Auto und ihn vorbeizulassen. Doch er bleibt stehen! Wahrscheinlich wartet er auf eine Antwort, von einem von uns.
Ich sehe Nick an, und muss plötzlich loslachen.
"Blödsinn! Wir machen Blödsinn wie alle Teenager in unserem Alter! Ach, die Jugend von heute, nicht wahr! Sehen Sie das denn nicht?",  antwortet Nick
Ich krieg mich vor lachen nicht mehr ein.
"Das sehe ich schon... aber warum ? "
"Weil Keks! "
Der Mann guckt verdutzt.
"Apropos ... wollen Sie einen? " Frage ich.
"Was möchte ich?" Er wirkt jetzt auch noch so verwirrter, der Arme.
"Na eine Keks, was dachten Sie denn?",
frage ich etwas frech und ziehe einen durchgeweichten Cookie aus meiner Tasche.
Der Mann sieht uns empört an.
"So jung und schon Alkohol im Spiel..."sagt er kopfschüttelnd.
Er steigt in sein Auto und fährt los.
Wir stehen noch etwas im Regen bis Nick endlich sagt
"Das war zwar ziemlich lustig aber ich glaub dir ist bestimmt kalt,deine Lippen sind schon blau! Lass uns gehen!"
Er hat recht, mir ist kalt. Ich nicke und wir gehen los.

Als wir die Wohnung betreten rufe ich :"Shotgun auf die Dusche!", renne nach oben und höre noch von unten Nick : "Verdammt, wieso immer ich?" rufen bevor ich die Badezimmertür abschließe.

Was für ein Tag!

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