Kapitel 11

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Um kurz vor vier machen Marie und ich uns auf den Weg, um ihren kleinen Bruder vom Kindergarten abzuholen.

"Eigentlich ist der Weg zum Kindergarten gar nicht so weit, Maik könnte theoretisch alleine gehen, aber da er der Weg an der Hauptstraße entlag führt möchte Mama, dass ich ihn abhole.", informiert mich Marie.

Tatsächlich erreichen wir nach fünf Minuten ein großes, mintgrünes Haus, an dem in bunten Buchstaben "Kindergarten Sonnenblume" steht.

"In welche Gruppe geht Maik eigentlich?", frage ich Marie, während wir wir durch das kleine Tor gehen. Ich erinnere mich noch, dass ich selber in die Marienkäfergruppe ging.
"In keine.", antwortet Marie, "Der Kindergarten ist recht klein, es gibt nur circa 20 Kinder."
Sie klingelt. Kurz darauf wird die Tür geöffnet. Vor uns steht eine Frau mit wilden roten Locken und einer großen Hornbille, und lächelt uns freundlich an.

"Ach, hallo Marie, du bist ja schon da, schön. Und ich wusste gar nicht das du einen Freund hast! Naja, kein Wunder, du bist schließlich so ein hübsches Mädchen, aber es geht mich ja auch gar nichts an, du bist bestimmt wegen Maik hier, oder?"

Marie nickt: "Wo ist er denn?"

"Ach, der spielt mit Timo. Warscheinlich mit den Autos.", antwortet die Kindergärtnerin und macht uns den Weg frei, damit wir eintreten können.

Ich folge Marie rein und erblicke ein paar Stühle, Tische mit Bastelzeug drauf und ein paar Kinder, die fröhlich durch das Zimmer toben.

Die haben noch keine Sorgen, die müssen nicht über den Tod der besten Freundin und der Liebe des Lebens sorgen.
Bei denen ist noch alles gut.

Marie nimmt eine Jacke von einem Haken neben uns und geht auf zwei Jungen in einer Ecke zu.

Die beide haben ein paar Autos um sich herum liegen, während sie eine Hand voll davon auf einander fallen lassen und "Massenkarambolage!", schreien.
"Hi Timo, hallo Maik... Maik, wir müssen jetzt los!", sagt Marie streng.

Einer der beiden Jungs dreht sich um und sieht sie flehend an.
"Bitte! Marie... ich will noch mit Timo weiterspielen! ", quengelt er und nun dreht sich auch der andere Junge um.

Maik hat rehbraune Augen und hellbraune lockige Haare. Timo hingehen hat dunkle Augen, hellbraune Haut und schwarze Locken.

"Nein! Wir müssen jetzt los. Ziehe dir jetzt deine Sachen an", sie streng und hält Maik seine Jacke hin.

Als wir dem Kindergarten verlassen sieht Maik mich neugierig an.
"Wer bist duuu? ", fragt er.
"Ich bin Nick...ein Freund deiner Schwester"
"Das ist ja komisch.", antwortet er "Marie bringt nie Freunde mit! Aber wenn sie darf, darf ich auch!Marie?! Kann Timo mit zu uns kommen? Bitte, bitte, bitte!", fleht er uns an.

"Nein! Ich bin viel älter und darf das, du bist erst fünf!", sagt sie entschlossen.

"DU BIST SO GEMEIN! ICH HASSE DICH!", schreit er Marie an, während er ihr gegen das Schienenbein tritt.

Sie aber, nimmt wortlos seine Hand und zieht ihn mit sich mit.

Ich bewundere Marie.... ich meine, ich hätte das nicht ausgehalten!

Als wir wieder bei ihr sind sagt Marie, dass Maik in sein Zimmer gehen soll, aber er will lieber draußen spielen.
"Geh sofort in dein Zimmer! Du hast da genug Spielzeug, um dich zu beschäftigen!", sagt sie streng und dann ist das Thema beendet, Maik geht in sein Zimmer und Marie seufzt.

"Wollen wir Hausaufgaben machen", frage ich. "Das klingt gut... Dann  muss ich die nicht heute Abend machen.", antwortet sie erleichtert.

Marie und ich setzen uns an ihren Schreibtisch und fangen an. Es ist nicht wirklich anders als Gruppenarbeit, oder "Tandemaufgaben", wie es unser Mathelehrer liebevoll getauft hat.

15 WishesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt